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Verfemte Musik im "Dritten Reich"
Beginn: 19:00
Veranstalter: Jüdische Gemeinde zu Berlin
Kategorien: Konzert
Die NS-Diktatur verlieh der Musik den Rang einer "Staatskunst". Sie galt als Sprache der deutschen Seele, als Mittel der Volks- und Rassenerziehung.
Angesichts des überstarken Glaubens an die Macht der Töne fühlten sich die Kulturpolitiker - nicht anders als die Herrscher in Platons Idealstaat - berufen, das deutsche Volk vor dem Falschen und Schädlichen zu schützen. Gegen solche "entartete" Musik wurde ein Aufführungsverbot verhängt. Ihre Schöpfer wurden daran gehindert, weiter im deutschen Musikleben zu wirken.
Entscheidender als die Stilistik der einzelnen Kompositionen waren bei diesen "Säuberungen" die politische Haltung und rassische Herkunft ihrer Schöpfer. So verlor der Komponist Siegfried Borris 1933 wegen seiner sozialdemokratischen Einstellung und wegen des jüdischen Vaters seine Stelle als Dozent an der Berliner Hochschule für Musik. Auch Paul Dessau musste damals aus politischen und "rassischen" Gründen seine Filmmusikarbeit aufgeben. Er floh aus Deutschland und fand Zuflucht zuerst in Frankreich und dann in den USA, bevor er 1948 nach Ost-Berlin übersiedelte. Der 1919 in Mähren geborene Pianist und Komponist Gideon Klein, einer der vielversprechendsten Künstler seiner Generation, musste nach dem Einmarsch deutscher Truppen in Prag sein Musikstudium beenden. Ende 1941 wurde er als "Nichtarier" nach Theresienstadt deportiert, von dort 1944 nach Auschwitz, bevor er kaum 25 Jahre alt erschossen wurde. Siegfried Borris und Paul Dessau, denen ein so trauriges Ende erspart blieb, prägten nach dem Krieg beide wesentlich das Musikleben der Bundesrepublik und der DDR. Anders als Dessau war Borris nicht ins Exil gegangen. Er hatte auf wunderbare Weise in Hitler-Deutschland überlebt.
K o n z e r t
Siegfried Borris, Sonate Nr. 2 für Violine und Klavier op. 30 Nr. 2 (1 942)
Allegro - Adagio - Allegro moderato Max Simon, Violine | Yannaël Quenel, Klavier
Erwin Schulhoff Sonate für Violine solo WV83 (1 927) 2. Satz: Andante cantabile
Max Simon, Violine
Gideon Klein Sonate für Klavier (Theresienstadt 1 943) Allegro con fuoco - Adagio - Allegro vivace Holger Groschopp, Klavier
- Pause -
Paul Dessau Guernica für Klavier (1 938) Yannaël Quenel, Klavier
Paul Dessau Jewish Dance für Violine und Klavier (1 940) Max Simon, Violine | Yannaël Quenel, Klavier
Karl Amadeus Hartmann Sonate "27. April 1945" für Klavier (1 945) Bewegt - Presto assai (Scherzo) - Marcia funebre (lento) - Allegro furioso Holger Groschopp, Klavier
Moderation: Dr. Albrecht Dümling
Max Simon, 1988 geboren, zählt zu den geigerischen Hoffnungen Deutschlands. Als "ausdrucksstark, technisch trotz aller Häufung der Schwierigkeiten makellos" beschrieb ihn die Rhein-Zeitung nach seinem Solo-Debut 2009.
Yannaël Quenel, 1986 geboren, ist erster Preisträger des XII. internationalen Wettbewerbs Montsalvatge und tritt als Pianist solistisch und in Kammerbesetzungen auf. Seine Repertoireschwerpunkte liegen im französischen Impressionismus und in der Neuen Musik.
Holger Groschopp, 1964 geboren, wirkte nach seiner pianistischen Ausbildung bei Georg Sava (Berlin) bei vielen Ur- und Erstaufführungen (u. a. Henze, Reimann, Yun) mit. Regelmäßig arbeitet er mit Sir Simon Rattle und Mitgliedern der Berliner Philharmoniker zusammen.
Ort: Topographie des Terrors, Niederkirchnerstr. 8, 10963 Berlin-Kreuzberg
Anmeldung: veranstaltungen@topographie.de, Tel. 030 25 45 09-0
Veranstalter: Stiftung Topographie des Terrors
Veranstaltungsort
Topographie des Terrors
Niederkirchnerstr. 8
10963 Berlin
Tel.: (0 30) 25 45 09-0
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Ansprechpartner
Rabbiner Prof. Dr. Nachama