Kulturradio 92,4 MHz

ZEITPUNKTE - REPORTAGE Von Birgit Galle

"Wenn Leute mich Shoshanna nennen" Sue Arns, eine jüdische Fremdenführerin in Berlin und ihre Familie

1937 ist Doris Aronhold aus Deutschland geflohen, nach Kolumbien. Um ihr Leben zu retten. "Wir! haben! keine! Familie! Sind alle tot." Mit solchen Antworten wehrte sie die Fragen ihrer Tochter Susi nach Herkunft und Heimat ab, obwohl sie sich aus der Ferne nach Deutschland verzehrt und alles Deutsche vergöttert. Nach dem Holocaust und dem Krieg fand sie trotzdem nie nach Berlin zurück. "Ich bin Jüdin, aber du such dir das aus, wenn du erwachsen bist." - Aus Susi, dem kolumbianisch-deutschen Kind, wurde Sue, eine Fremdenführerin in Berlin. Sue fühlte sich als Jüdin ohne Familie und war oft traurig. Aber es dauerte viele Jahre, bis sie wieder nach ihrer Familie fragte. Angeregt durch ihren Mann. Beide suchten und forschten und: ein Familienmitglied nach dem anderen trat aus dem Dunkel. Für einige gibt es inzwischen Stolpersteine. – Heute zeigt Sue Arns vor allem jüdischen Touristen die deutsche Hauptstadt.