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Der jüdische Witz
Beginn: 14:00
Ende: 11.05. 15:00
Veranstalter: Jüdische Gemeinde zu Berlin
Kategorien: Veranstaltungen
Internationale und interdisziplinäre Tagung 9. bis 11. Mai 2013
Man kennt das Stichwort ‚jüdischer Witz‘ vor allem durch die ungemein populäre Sammlung anonymer Erzählwitze, welche Salcia Landmann in den 1960er Jahren in vielen Auflagen veröffentlichte. Doch ist damit das Phänomen tatsächlich hinreichend charakterisiert? Schon Friedrich Torberg hat das bezweifelt und Land-mann eine ungehemmte Reproduktion anti-semitischer Klischees unterstellt.
Unsere Tagung möchte an diese Kontroverse anküpfen und die Diskussion um den ‚jüdischen Witz’ neu eröff-nen. Wie notwendig eine solche Aktualisierung ist, zeigen zudem Geschichte und Semantik eines sehr verwandten Begriffs: des sogenannten ‚Judenwitzes‘, der im Deutschen Wörterbuch der Brüder Grimm als „stachlichter, bissiger witz, wie er vorzüglich den juden eigen" sei, definiert wird. Dass die als Schmähvokabel gedachte Prägung von jüdischen Autoren wie Heinrich Heine oder Moritz Saphir affirmiert wurde, lässt aufhor-chen. Sollte es neben der von Landmann dokumentier-ten Geschichte des ‚jüdischen Erzählwitzes‘ auch eine genuin literarische Tradition des jüdischen Witzes geben?
Vertreter der Vormärz-Literatur wie Ludwig Börne oder eben Heine, der Gründerzeit wie Alfred Kerr und Ma-ximilian Harden, der klassischen Moderne (Karl Kraus, Kurt Tucholsky und Alfred Döblin) oder der Nach-kriegs- und Gegenwartsliteratur (von Albert Drach oder Edgar Hilsenrath bis hin zu Doron Rabinovici, Maxim Biller oder Henryk M. Broder) lassen das vermuten. Wenn das aber zutrifft, steht dann dieser Witz ebenfalls im Zeichen eines heiteren Humors, der „unter Tränen lächelt"? Oder weist er jene aggressiven Impulse auf, die der antisemitische Diskurs ihm immer schon unter-stellte?
Programm:
Donnerstag, 9. Mai 2013
14.00 Uhr Begrüßung
14.15 Uhr GUNNAR OCH / BURKHARD MEYER-SICKENDIEK, Einführung in die Tagung
14.30 Uhr MARKUS WINKLER (Genf), Begriff und Struktur des Witzes bei Heinrich Heine
15.30 Uhr DIETMAR GOLTSCHNIGG (Graz), „Ein asthmatischer Köter". Heines Witz im polemi-schen Urteil von Karl Kraus
16.30 Uhr Kaffeepause
17.00 Uhr GUNNAR OCH (Erlangen), Die Erfindung des jüdischen Witzes. Diskursanalytische Beobachtungen an Texten des frühen 19. Jahrhunderts
20.00 Uhr SANDER L. GILMAN (Atlanta), When Did the Jews Become Funny? A New Debate about the Limits of Representation after 9/11 or an Older Problem?
Freitag, 10. Mai 2013
9.00 Uhr MANFRED SCHNEIDER (Bochum), Der Witz und seine Beziehung zum Geld: Börne, Heine, Freud
10.00 Uhr HILDEGARD KERNMAYER (Graz), „Dieses furchtbarste Gift der literarischen Apotheke", oder wie der (jüdische) Witz ins Feuilleton kam
11.00 Uhr Kaffeepause
11.30 Uhr PETER SPRENGEL (Berlin), „Herrnfeld-Humor" im Visier (anti)jüdischer Diskurse
12.30 Uhr Mittagspause
14.00 Uhr BURKHARD MEYER-SICKENDIEK (Berlin),Vom Witz diesseits und jenseits des Lustprinzips: Döblin, Freud und Franz Biberkopf
15.00 Uhr MARCUS PATKA (Wien), Wiener und Berliner jüdische Künstler in Kabarett und Revue
16.00 Uhr Kaffepause
16.30 Uhr MICHA BRUMLIK (Frankfurt), „Menschenfeindliches Zerrbild oder Satire". Eduard Fuchs und die Juden in der Karikatur
20.00 Uhr Lesung mit DORON RABINOVICI
Samstag, 11. Mai 2013
9.00 Uhr NORBERT EKE (Paderborn), Der Witz als ästhetische Entautomatisierung: Shoah und Lachen
10.00 Uhr ALFRED STALZER (Wien), Jüdische Bühnenkünstler im deutschen und österreichischen Film
11.00 Uhr Kaffeepause
11.30 Uhr CHRISTINA PAREIGIS (Berlin), Purim-Spiele und die Masken der Marx Brothers. Auf der Schwelle von Identität und Nicht-Identität
12.30 Uhr Mittagspause
13.30 Uhr LEA WOHL VON HASELBERG (Hamburg), ‚Jüdischer Humor‘ im zeitgenössischen deutschen Spielfilm
14.15 Uhr JAKOB HESSING (Jerusalem), Schindel, Rabinovici, Menasse – Familienromane aus Österreich
15.00 Uhr Ende der Tagung
Ort: Seminarzentrum L 115, Freie Universität Berlin Silberlaube(Erdgeschoss), Otto-von-Simson-Str. 26, 14195 Berlin-Dahlem
Veranstalter: Freie Universität Berlin