Vortrag von Dr. Ingo Loose

Die von den Nationalsozialisten über 1000 eingerichteten Ghettos sind nicht nur einer der furchtbarsten Aspekte der Shoah, sondern werden seit Jahrzehnten auch kontrovers diskutiert. Infolge des Eichmann-Prozesses waren es vor allem die Judenräte, die gleichermaßen die Überlebenden und die Historiker polarisierten; zuletzt haben einerseits für die skandalöse Entschädigungspraxis jüdische Zwangsarbeiter in Ghettos („Ghettorenten”) und andererseits Forschungsansätze einer vermeintlichen „ A lltagsgeschichte im Ghetto” für Diskussionsstoff gesorgt. Der Vortrag möchte die höchst unterschiedlichen Sichtweisen und Interpretationen über die Ghettos in einen historischen Kontext stellen und dabei auch eine Antwort auf die Frage versuchen, welche Geschichte bzw. Geschichten man zwischen Forschung, „Bewältigung”, Revisionismus und Schlussstrichdebatten in der Zukunft von den Ghettos erzählen wird bzw. unbedingt noch erzählen sollte.

Dr. Ingo Loose ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Zeitgeschichte München–Berlin und dort tätig im 16-bändigen Editionsprojekt „Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933–1945” (VEJ), herausgegeben durch das Institut für Zeitgeschichte München–Berlin, das Bundesarchiv und die Universität Freiburg.

Ort: Centrum Judaicum, Großer Saal

Veranstalter: Jüdische Volkshochschule in Kooperation mit der Kulturabteilung der Jüdischen Gemeinde zu Berlin