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18. Jüdische Filmfestival Berlin & Potsdam

MO 04.06.

Veranstalter: Sonstige
Kategorien: Film

gerne möchte ich Sie/ Euch auf das 18. Jüdische Filmfestival Berlin & Potsdam hinweisen, das in diesem Jahr mit einer Gala im Hans Otto Theater Potsdam beginnt, bevor es auf seinem Weg nach Berlin Station im Filmmuseum Potsdam macht. Im Filmmuseum werden Europa- und Deutschland-Premieren aktueller Filme aus Israel, Deutschland und den USA präsentiert – wie immer in Anwesenheit interessanter Gäste, wie z.B. Schauspieler Henry Hübchen.

4.6.                 Gala-Eröffnung im Hans Otto Theater Potsdam

5. - 7.6.           Filmmuseum Potsdam

7. - 16.6.         Kino Arsenal Berlin

17.6.               Filmkunst 66, Eiszeit Kino, Kino Toni, Berlin

Das Programm in Potsdam:

5. Juni, 18 Uhr Jew.de.ru

R: Tanja Grinberg, D 2011, Dok., 52‘

In Anwesenheit von Regisseurin Tanja Grinberg

Die Fragen sind einfach, die Antworten schockierend. Wenn die junge Filmemacherin Passanten in der Fußgängerzone einer deutschen Stadt fragt, was sie mit dem Wort „Jude“ verbinden, fallen ausschließlich Schlagwörter wie „KZ“, „Holocaust“ und „Hitler“. Einigen fällt noch „geizig“ ein oder sie lassen sogar offenem Hass freien Lauf. Die Zahl der in Deutschland lebenden Juden schätzen die Befragten zwischen einer und 40 Millionen! Der Begriff „Kontingentflüchtling“ ist allen fremd. Wie Tanja Grinberg kam der größte Teil der heute in Deutschland lebenden Juden in den 1990er Jahren aus der ehemaligen UdSSR. Im Film porträtiert die Regisseurin ihre Altersgenossen Ilia, Swetlana und Lena. Sie kamen als Kinder oder Jugendliche nach Deutschland, haben sich eingelebt, fanden sogar erst hier zu ihrer jüdischen Identität und Kultur. Die Generation ihrer Eltern fremdelt dagegen bis heute. Was oft daran liegt, dass ihre Diplome und Abschlüsse nicht anerkannt wurden und sie ihren Berufen nicht nachgehen konnten, aber auch an ihrer Wahrnehmung Deutschlands als Land der Täter.

Der Filmemacherin gelingt es, die ganze Bandbreite an Empfindungen, Erfahrungen und Realitäten von russischsprachigen Juden in Deutschland darzustellen. Das ist sehenswert, stimmt nachdenklich und ist hoch informativ. Am Ende wird auch die Frage beantwortet, wie viele Juden tatsächlich in Deutschland leben.

Anschließend: Empfang im Foyer

In Zusammenarbeit mit der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit e.V.

5. Juni, 20 Uhr Die Wohnung

R: Arnon Goldfinger, D/Israel 2011, Dok., 97‘

Schon als Kind kam Arnon Goldfinger immer gerne in die Wohnung seiner Großmutter Gerda Tuchler. Ein Stück Berlin mitten in Tel Aviv. Er sprach kein Deutsch, sie kein Hebräisch. Man behalf sich mit Englisch. Nachdem die Großmutter im Alter von 98 Jahren stirbt, gilt es, die Wohnung zu räumen. Gerda hat alles aufgehoben: Fuchspelze, Handtaschen, Bücher, unzählige Fotos, Briefe und Zeitungsausschnitte. Zufällig entdeckt Arnon Goldfinger einen Artikel von 1934 aus Goebbels‘ Propagandablatt „Der Angriff“. Demnach bereiste der SS-Offizier und überzeugte Nazi Leopold Itz von Mildenstein Palästina und schrieb glühende, prozionistische Artikel. Und Goldfingers jüdische Großeltern begleiteten von Mildenstein auf dieser Dienstreise! Der Filmemacher und Enkel ist irritiert und beginnt zu recherchieren. Dabei öffnet er ein völlig unbekanntes geschichtliches Kapitel. Der Dokumentarfilm gewann 2011 den Israelischen Filmpreis.

6. Juni, 18 Uhr David

R: Joel Fendelman, D: Maz Jobrani, Muatasem Mishal, Binyomin Shtaynberger, USA 2011, OmU, 80‘

In Anwesenheit von Produzentin Stephanie Levy

Daud ist ein „good boy“. Sein Onkel schenkt dem Elfjährigen den Koran. In der Moschee in Brooklyn, in der sein Vater Imam ist, lernt er brav seine Gebete. Eines Tages beobachtet er, wie jüdische Jungs ein Gebetbuch im Park vergessen. Daud will das Buch zurückbringen und verfolgt die Gleichaltrigen bis zu ihrer Synagoge. Als man dort seinen Namen missversteht, wird er für einen jüdischen Jungen gehalten. Von nun an ist Daud David und geht nachmittags zum dortigen Religionsunterricht. Daud genießt es, plötzlich doppelt so viele Freunde zu haben. Doch zuhause gibt es zunehmend Probleme mit dem strengen Vater.

Mit großer Sensibilität nähert sich der Film seinem Thema und der Gefühlswelt des jungen Helden. Der Film präsentiert viele seiner Figuren in einem inneren, fast unlösbaren Zwiespalt und stellt Fragen nach der Zukunft einer in religiöse Lager geteilten Welt.

(Auch als Schulvorführung am 6.6., 10 Uhr)

6. Juni, 20 Uhr Mendelsohn‘s Incessant Visions

R: Duki Dror, Israel 2011, Dok., OmU, 72‘

In Anwesenheit von Regisseur Duki Dror

Als junger Mann schrieb er Briefe an eine 16-jährige Musikerin, in kleinen Skizzen malte er Fantasiebauten mit eleganten Bögen. Selbst noch im Krieg, als er in den

Schützengräben lag, schrieb Erich Mendelsohn weiter an Luise, die er 1915

heiratete. Sie war Cellistin und spielte in einem Orchester neben Albert Einstein. Luises Beziehungen halfen Erich schließlich auf seinem Weg zum großen Architekten: Er baute in Potsdam den Einsteinturm, in Berlin das größte Kino, die heutige Schaubühne. Seine revolutionäre Architektur begeisterte. Bis zur Machtergreifung der Nazis baute Mendelsohn in der UdSSR, in England und Deutschland. Dann musste er mit seiner Frau aus Deutschland fliehen.

Duki Drors spannender Dokumentarfilm zeichnet das Porträt eines Genies, erzählt aber auch eine Liebesgeschichte, die dann doch nicht immer ideal verlief – gerade das macht den Film so berührend.

7. Juni, 18 Uhr Jakob der Lügner

R: Frank Beyer D: Vlastimil Brodský, Erwin Geschonneck, Henry Hübchen, DDR 1975, 101'

Der Film nach dem gleichnamigen Roman von Jurek Becker schildert das Leben des Juden Jakob Heym in einem polnischen Ghetto im Jahre 1944. Durch Zufall hört Jakob im Polizeigebäude im Radio, dass die Rote Armee auf dem Vormarsch ist. Um einen Leidensgenossen von einer waghalsigen Aktion abzuhalten, erzählt ihm Jakob von der Radiomeldung, verbunden mit der Notlüge, selbst ein Radio zu besitzen. Von nun an erwartet man von ihm, immer neue Hoffnungsmeldungen zu hören. Doch die Transporte in die Todeslager gehen weiter. Die Tragikomödie wurde als einzige DEFA-Produktion zur Oscar-Verleihung nominiert, Hollywood produzierte ein Remake.

Henry Hübchen mimt in „Jakob der Lügner“ den jungen Ghettoinsassen Mischa – seine erste wichtige Filmrolle. In der Folge ist Hübchen in zahlreichen Kinoproduktionen zu sehen und avanciert in der DDR zum Bühnenstar.

7. Juni, 20 Uhr Gespräch mit Henry Hübchen

Moderation: Knut Elstermann

Gefördert durch die DEFA-Stiftung

Anschließend:

Alles auf Zucker

R: Dani Levy, D: Henry Hübchen, Hannelore Elsner, Udo Samel, D 2004, 95‘

Um eine Erbschaft antreten zu können, muss das Ehepaar Zucker aus dem Berliner Osten eine siebentägige Totenwache abhalten und ist gezwungen, sich zum ersten Mal mit seinen jüdischen Wurzeln auseinanderzusetzen. Obendrein rückt auch noch die orthodoxe Verwandtschaft aus Amerika an. Dabei muss der hochverschuldete Zocker Jaeckie Zucker, gespielt von Henry Hübchen, doch unbedingt das Billardturnier gewinnen! In rasantem Tempo knallen in Dany Levys Komödie Welten aufeinander. Die selbstironische Farce über das Jüdischsein im heutigen Deutschland wurde zum Überraschungshit, räumte beim Deutschen Filmpreis ab und katapultierte Hübchen zum gesamtdeutschen Publikumsliebling.

Wir gratulieren Henry Hübchen nachträglich zum 65. Geburtstag und freuen uns, ihn als Gast im Filmmuseum Potsdam begrüßen zu können!

Weitere Details unter www.jffb.de und www.filmmuseum-potsdam.de

 

18. Jüdische Filmfestival Berlin & Potsdam

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