Die Bibliothek der Jüdischen Gemeinde zu Berlin

Die Bibliothek der Jüdischen Gemeinde zu Berlin wurde 1898 gegründet und 1902 eröffnet. Sie war von Anfang an als Allgemeinbibliothek konzipiert mit einem breiten wissenschaftlich-populären Profil. Sie stand jüdischen wie nicht-jüdischen Nutzern offen. Bis 1932 etablierte sie neun Außenstellen in verschiedenen Stadtbezirken und umfasste etwa 100.000 Bände.

Unter der NS-Herrschaft galten für die Jüdische Bibliothek vorerst Verordnungen, die noch den Eindruck relativer Sicherheit machten. Doch ab 1938 sah die NS-„Kulturpolitik“ vor, dass Kultureinrichtungen und Gemeindearchive gesichtet und erfasst werden, gefolgt von Konfiszierung und Raub als wertvoll erachteter Gegenständen, Bücher und Manuskripte, die anschließend oft gegen Devisen ins Ausland verkauft wurden.

Der Bestand der Bibliothek der Jüdischen Gemeinde zu Berlin ging so – mit wenigen Ausnahmen – im Krieg verloren.

1959 wurde mit dem Neuaufbau der Bibliothek im Gemeindehaus der Jüdischen Gemeinde zu Berlin in der Fasanenstraße begonnen. Erworben wurden Veröffentlichungen zur jüdischen Religion, Geschichte, und Kultur. Der rasch gewachsene Bestand der Bibliothek erhielt 1987 einen attraktiven, benutzerfreundlich angelegten Freihand-Aufstellungsraum. Nach der Vereinigung der Jüdischen Gemeinden Ost und West nach dem Mauerfall kam die 1974 gegründete Bibliothek in der Oranienburger Straße 28/29 dazu und wurde der Bibliothek im Gemeindehaus angeschlossen.

In der Tradition aus der Vorkriegszeit ist die Bibliothek der Jüdischen Gemeinde zu Berlin eine Einrichtung zur Erforschung, Pflege und Erhaltung jüdischen Erbes und jüdischer Kultur. Sie ist der gesamten Öffentlichkeit zugänglich.

Während die Bibliotheksarbeit bis zum 21. Jahrhundert den Akzent auf die Erforschung des Reformjudentums legte, im 20. Jahrhundert Zerstörung und Wiederaufbau zu dokumentieren versuchte, wurde in den letzten Jahren der komplette Bestand Online erfasst und ergänzt auf der Grundlage des „Classification System for Libraries of Judaism“ von David und Daniel Elazar.

Seit dem 21. Jahrhundert macht es sich die Bibliothek zum besonderen Anliegen, die Provenienzforschung und Restitution voran zu bringen. Hier konnten bereits erfreuliche Rückgaben aus privater Hand und aus Bibliotheken wie der Zentral- und Landesbibliothek Berlin verzeichnet werden. Die Bibliothek der Jüdischen Gemeinde zu Berlin ist und bleibt ein Ort für die kollektive Erinnerung an die Schoa.

Zu den Schwerpunkten der Bibliothek gehören:

• Jüdische Religion, Israel und Zionismus

• Jüdische Sozial- und Kulturgeschichte

• Eine umfangreiche Sammlung von deutsch-jüdischen Periodika

Co 22.09.2022

https://jg-berlin.bibliotheca-open.de

 

Eine kleine Auswahl der ca. 80.000 Bestandseinheiten.

Das Bibliotheksangebot umfasst ca. 80.000 Bestandseinheiten und beinhaltet Bücher, Zeitschriften, audiovisuelle Medien, Mikrofilme und Mikrofiches. Die Bibliothek stellt ihren Nutzern Nachschlagewerke, Religions- und wissenschaftliche Forschungsliteratur, Unterhaltungs- und Fachliteratur, Kinder- und Jugendbücher, literarische Werke sowie Musik, Lieder und Filme in den Sprachen Deutsch, Englisch, Russisch, Hebräisch und Jiddisch zur Verfügung.

 

Der Sachgebiet der Bibliothek ist Judentum und sie enthält Medien zu den Themen:

  • Jüdische Religion
    • Hebräische Bibel und Bibelstudium
    • Klassische Judaika, Halacha und Midrasch
    • Jüdisches Denken, Philosophie
    • Kultus
  • Jüdische Geschichte
    • Geschichte allgemein
    • Geschichte nach Ländern und Regionen
    • Biographien
    • Antisemitismus und Verfolgung
    • Geschichte der Schoa und ihrer Folgen
    • Zionismus und Staat Israel
  • Kultur
    • Literatur
    • Theater
    • Bildende Kunst
    • Musik
    • Sprachen
    • Sport
    • Jüdische Beiträge zu Geistes-, Sozial- und Naturwissenschaften

In ihrer Sammlung deutschsprachiger jüdischer Literatur aus der Zeit vor 1945 bewahrt die Bibliothek die durch die NS-Herrschaft weitestgehend vernichteten Schätze der literarischen Werke, Sachbücher, Zeitungen und Zeitschriften auf.

Die Bibliothek hat eine russischsprachige Abteilung. Ihre Sammlung umfasst ca. 5.000 Bestandseinheiten und ist wie der übrige Bestand gegliedert.

Adresse & Kontakt

Bibliothek der Jüdischen Gemeinde zu Berlin

Fasanenstraße 79/80
10623 Berlin
Tel.: (0 30) 88 02 8-277
Fax: (0 30) 88 02 8-244

Ansprechpartner

Bibliothekarin

Maria Iljina

E-Mail: bibliothek(at)jg-berlin.org

Öffnungszeiten

Mo – Do 11:00 – 13:00 u. 14:00 - 18:00

Fr geschlossen