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Weshalb der Rabbi von Gur nicht Schach spielen wollte
24.August 2010 | Beiträge – jüdisches berlin | Feiertage
Unsere Weisen sagten: »Schaul trat einmal fehl, und es wurde ihm angerechnet, David trat zweimal fehl, und es wurde ihm nicht angerechnet« (Massechet Joma 22b)
Über den Rabbiner von Gur erzählt man, dass er auf gar keinen Fall Schach spielen wollte. Einst befragte man ihn deshalb und er antwortete: »Ich habe gehört, dass eine der Spielregeln besagt, dass ein getaner Zug nicht mehr rückgängig zu machen sei, auch wenn er irrtümlich erfolgt ist. An einer Welt, in der ich mich nicht anders besinnen kann, habe ich kein Interesse. Wir sind nur Menschen und wir machen Fehler, daher müssen wir die Möglichkeit haben, unsere Fehler zu korrigieren.«
König Schaul, der erste König Israels, beging einen schweren Fehler und wurde dafür dem Königtum enthoben. König David hingegen beging zwei schwere Fehler und wurde trotzdem würdig befunden, ewig König zu sein. Der Messias wird aus ihm hervorgehen, um das Volk Israel zu erlösen. Er wird es in sein Land zurückführen und die Krone wieder zu ihrem alten Glanz bringen. Wie erklärt sich dieser Unterschied?
Schaul verschonte Agag, den König der Amalekiter, in seinem Krieg gegen dieses Volk. Damit verstieß er gegen den Befehl G’ttes, der ihm durch den Propheten Schmuel mitgeteilt worden war. Weil Schaul den König Agag am Leben ließ, konnte dieser einen Nachkommen zeugen, aus dessen Linie später Haman hervorging. Dieser versuchte in der Zeit von Mordechai und Esther, unser Volk zu vernichten.
Rabbiner Ehrenberg bei der Übergabe von Siddurim in der Heinz-Galinski-Schule. Foto: Margrit Schmidt
Als der Prophet Schmuel den König Schaul fragte, weshalb er den Auftrag G’ttes nicht ausgeführt habe, behauptete dieser, er hätte es getan. Dagegen gestand König David seine beiden Fehler ein. Er hatte den Mut zuzugeben, dass er gesündigt hatte: »Und David sprach zu Natan: ich habe gegen den Ewigen gesündigt« (2Samuel 12:13; 24:10). Aus diesem Grund blieb David trotz beider Fehltritte König.
An Jom Kippur bitten wir G‘tt im Gebet, nur ein einziges Wort zu sagen: Salachti (Ich habe verziehen). Auch G’tt verlangt von uns nur ein einziges Wort: Chatati (Ich habe gesündigt). An einem Tag im Jahr haben wir die Chance, all unsere Schuld zu tilgen und ein neues, sauberes und reines Blatt zu öffnen. »Denn an diesem Tag wird er euch sühnen, dass ihr rein werdet; von all euren Sünden sollt ihr rein werden vor dem Ewigen« (Wajikra 16:30). In seinem Stolz fällt es dem Menschen schwer, einen Fehler zuzugeben. Daher fasten wir an Jom Kippur, um den Stolz in unseren Herzen zu verringern. Dann können wir vor G’tt stehen und um Vergebung bitten und um eine neue Chance, von vorn beginnen zu dürfen. An Jom Kippur geben wir unserem Herzen die Möglichkeit, sich zu bessern. In erster Linie, was unser Verhalten untereinander betrifft: nichts Schlechtes über einander zu denken und immer nur die Vorzüge des Anderen zu sehen und nicht seine Mängel. Aber auch, bewusst zu leben und alle Mizwot der Tora zu befolgen – die Mizwot für den Umgang zwischen den Menschen als auch jene zwischen Mensch und G‘tt.
Allen Gemeindemitgliedern Gmar Chatima towa, Männern, Frauen und Kindern ein gutes und glückliches Leben, Gesundheit, Parnassa towa, Naches und Freude, uns und dem gesamten Volk Israel. Dem Staat Israel und unserem Volk, das dort lebt, Frieden und Respekt von allen Völkern der Welt.
Rabbiner Yitshak Ehrenberg
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