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Verborgenes und Wahrnehmbares
01.Februar 2013 | Beiträge – jüdisches berlin | Feiertage, Religion
Rabbiner Yitshak Ehrenberg über die Megillat Esther und Purim
»We Anochi Haster Astir Panaj« – Aber ich… werde… mein Angesicht verbergen« (Dwarim 31:18).
Die Estherrolle ist das einzige Buch des Tanach, in dem der Name des Ewigen nicht erwähnt wird. Alle Schriften der hebräischen Bibel sind heilig, warum also nennt man den Namen G’ttes in der Estherrolle nicht? Die Megillat Esther will aufzeigen, dass der Ewige in jedem Fall seines Verborgenseins da ist. Wer ihn wahrnehmen möchte, kann ihn erkennen. Nach Auffassung der Tora gibt es kein zufälliges Ereignis, sondern alles steht unter g’ttlicher Aufsicht. Es kann vorkommen, dass wir manches nicht verstehen, aber es gibt ein Zusammenwirken diverser »Zufälle« und viele Vorkommnisse, die unschwer den verborgenen G’tt erkennen lassen.
Werfen wir einen Blick auf eine Reihe scheinbar zufälliger in der Estherrolle berichteter Ereignisse:
1. König Achaschwerosch will die Schönheit seiner Gemahlin Vaschti vorführen. Sie aber weigert sich und verliert so das Königtum.
2. Esther wird als neue Königin ausgewählt, ein Mädchen, dessen Abstammung nicht bekannt ist. Sie hat keine Eltern mehr. Ihr Vormund ist Mordechai.
3. Mordechai erfährt, dass die Höflinge Bigtam und Teresch einen Anschlag auf den König planen und rettet ihn.
4. Mordechai wird nicht unmittelbar für die Rettung des Königs belohnt, sondern lediglich in einem Gedenkbuch verzeichnet.
5. Esther begibt sich ohne Audienzerlaubnis in den Thronhof zum König. Er begnadigt sie durch Ausstrecken seines Zepters von der Todesstrafe für unerlaubte Annäherung. Esther bittet um eine Zusammenkunft mit ihm, ihr und dem judenfeindlichen Minister Haman. Der König kann in dieser Nacht nicht schlafen und lässt sich aus dem Gedenkbuch vorlesen.
6. Das Buch wird gerade an der Stelle aufgeschlagen, an der es um die Mordechai aufgedeckte Verschwörung gegen den König geht.
7. Am Morgen stellt sich Haman ein, um mit dem König über seine persönlichen Rachepläne gegen Mordechai zu sprechen.
8. Achaschwerosch kommt gerade in dem Augenblick in den Saal der gemeinsamen Mahlzeit mit Esther und Haman zurück, da Haman sich über das Polster, auf dem Esther liegt, wirft, und sie bedrängt, ihm Gnade zu gewähren.
9. Einer der Beamten des Königs kommt hinzu und berichtet, dass Haman schon einen Galgen für die Hinrichtung Mordechais hat aufrichten lassen.
So beziehen sich viele scheinbare Zufälle aufeinander. Der Ewige, der in der Estherrolle verborgen ist, ist derjenige, der veranlasst hat, dass sich alles genau so ereignen sollte.
Das Purimfest ist nach »Pur« (hebr. Los/Schicksal) benannt. Haman, der Amalekiter, glaubte nicht an den Ewigen, sondern an das Schicksal. Er wählte den Monat Adar, weil er wusste, dass Mosche Rabbenu, der Retter des Volkes Israel, in diesem Monat gestorben war. Allerdings wusste er nicht, dass Mosche in diesem Monat, an genau dem gleichen Tag, auch geboren wurde.
Der Name des Ewigen bleibt absichtlich in der Estherrolle verborgen. Die Geschichte des Buches ereignete sich in Persien, in der Diaspora. Auch in der Diaspora können wir, ja ist es uns geboten, den Ewigen auf Schritt und Tritt zu suchen und zu finden – denn es gibt keine Zufälle. Amalek ist von der Gesinnung beherrscht, dass alles in der Welt zufällig geschieht. Das Volk Israel dagegen glaubt an die g’ttliche Vorsehung und dass sich nichts zufällig ereignet.
Das Purimwunder ist ein Beispiel für die Existenz des Volkes Israel in der Welt. Nach historischer Logik hätte Israel nicht alle Vernichtungsversuche »Hamans« und »Amaleks« überleben können. In jeder Generation stehen Hamans gegen uns auf, die uns auslöschen wollen, doch der Heilige, gepriesen sei sein Name, rettet uns aus ihrer Hand. Das Volk Israel lebt und besteht auf ewig.
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