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»Und freu dich vor dem Herren sieben Tage«

01.Oktober 2017 | Beiträge – jüdisches berlin | Gemeinde, Feiertage

Rabbiner Reuwen Yaakubov über Sukkot

Das jüdische Fest Sukkot oder Laubhüttenfest wird im Herbst, fünfzehn Tage nach dem jüdischen Neujahr, gefeiert und dauert sieben Tage, vom 15. bis 21. Tischri. Die Hauptbestimmungen dieses Festes sind es, eine Sukkah zu bauen, in ihr zu essen und zu schlafen sowie das Gebot der vier Pflanzen einzuhalten. Sukkot ist das einzige Fest, das ein besonderes Gebot enthält, und zwar an diesen Tagen fröhlich zu sein, so wie es dreimal in der Tora geschrieben steht:

1. »Und freu dich vor dem Herren sieben Tage« (Wajkra, 23)
2. »Und freut euch während der Feiertage ...« (Dvarim, 16)
3. »Und du wirst nur fröhlich sein«(Dvarim, 16).

Das Wort »Sukka«, das dem Feiertag seinen Namen gab, wird als »Zelt« oder »Hütte« oder »Busch« übersetzt und symbolisiert die Ablehnung der gefährlichen Illusion, dass ein Dach das Haus sicher mache. Die Sicherheit und Zuverlässigkeit des Bestehens hängen von ganz anderen Gründen ab.
Dem Gebot in der Sukka zu verbleiben werden von Generation zu Generation viele Erklärungen zugeschrieben. Eine Erklärung lautet, dass der Mensch nicht die Armut vergessen dürfe, auch wenn er reich ist. An Sukkot ist es ein besonderes Ritual, den Lulaw hereinzutragen. Lulaw ist die Bezeichnung für den Zweig einer Dattelpalme, den größten Zweig im Feststrauß, welcher aus vier Pflanzen besteht. Auch der gesamte Feststrauß wird Lulaw genannt.
Der Etrog, der sowohl durch Geschmack als auch Geruch besticht, symbolisiert die Juden, die die Tora kennen und gute Taten tun. Das Blatt der Dattelpalme, welche süße Früchte schenkte, aber keinen Geruch hat, verbildlicht die Juden, die die Tora kennen, aber keine gute Werke verrichten. Die Myrte ist eine ungenießbare, aber angenehm riechende Pflanze. Sie symbolisiert die Juden, von denen gute Taten »als Duft strömen«. Der Weidenzweig, der weder Geschmack noch Geruch hat, verkörpert einen Juden, der die Tora nicht kennt und nichts Gutes tut. Es ist Brauch, alle vier Pflanzenarten zu erheben und zu segnen, von denen jede eine bestimmte Art Mensch symbolisiert. Und doch vereint G‘tt alle in einen Strauß – ein Volk, um einander zu helfen, sich gegenseitig zu erziehen und für einander verantwortlich zu sein
Nach einer anderen Interpretation ist jede dieser Pflanzen ein bestimmter Teil des menschlichen Körpers. Der Etrog ist das Herz, das dünne und gerade Palmblatt ist die Wirbelsäule, die Myrte mit ihren ovalen Blättern sind die Augen, und die Weide ist der Mund.
Gesammelt zusammen bilden sie eine Person, die sich voll und ganz ihrem Schöpfer widmet. Aus diesem Grund müssen wir diese vier Pflanzenarten zusammenbringen, um damit die Weltanschauung des Judentums zu demonstrieren: den Wunsch, all diese vier Arten von Juden auf der Grundlage der Tora und der Gebote zu erziehen und sie das Gefühl der Einheit und Gegenseitigkeit in der Beziehung des Individuums mit der Gesellschaft spüren zu lassen.
Und so beten wir in den »Schrecklichen Tagen« [...] »und sie werden ein Bündel werden, um deinen Willen aus dem Herzen zu erfüllen«.
Im Talmud heißt es in der Abhandlung Sanhedrin: »Alle Juden sind für einander verantwortlich.«
Heute leben nur sehr wenige Menschen die ganzen sieben Tage des Festes in der Hütte. In der Regel isst die Familie nur zu Mittag in der Sukka. Nur wenige bleiben dort über Nacht. Besonders freuen sich Kinder an Sukkot, da sie dieses Fest als ein interessantes Abenteuer wahrnehmen.
Ich wünsche allen ein gutes und fröhliches Sukkot-Fest.

»Und freu dich vor dem Herren sieben Tage«