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Tu Bischwat

03.Januar 2014 | Beiträge – jüdisches berlin | Religion

Das Neujahrsfest der Bäume

Einige Feiertage erwarten wir mit großer Vorfreude. Sie machen Spaß und sind voller Bedeutung. Wir können es kaum erwarten, in die Mazza zu beißen, den Apfel in den Honig zu tauchen, die Ratsche zu drehen oder Chanukka-Geschenke zu verteilen. Hier ist nun aber ein Feiertag, von dem wir alle wissen, dass es ihn gibt, aber vielen die Bedeutung sowie die Art ihn zu feiern, unbekannt ist.

Tu Bischwat – das Neujahr der Bäume. Was ist das? Was bedeutet das? Was hat ein Baum mit mir zu tun? Die Antwort darauf ist – vielfältig. Wir wollen uns drei Aspekte anschauen, inwiefern ein Mensch einem Baum ähnelt.

Der Mensch wird mit dem Baum auf dem Feld verglichen

1. Immer weiter wachsen…
Ein Baum hört nie auf zu wachsen. Ganz gleich wie groß ein Baum ist, so wird er jedes Jahr höher und dicker. Außerdem gibt sich ein Baum nicht mit den Früchten der vergangenen Saison zufrieden, sondern produziert jedes Jahr neue frische Früchte.
Auch wir sollten stets weiter wachsen – in unserem Wissen, in unseren Diensten für G-tt und in den Beziehungen zu unseren Mitmenschen. Und das, was wir gestern geleistet haben – die Spenden, die wir gegeben haben, die Kerzen, die wir angezündet haben, die Tefillin, die wir angelegt haben – sollte uns nicht davon abhalten, dies auch heute zu tun.

2. Vergiss nie Dein Fundament.
Ein Baum kann nicht überleben und mit Sicherheit keine guten Früchte produzieren, ohne gute und lebensstarke Wurzeln.
So ähnlich müssen unsere Früchte, z.B. unsere Tora-Tradition und gute Taten, in einem starken Fundament des Glaubens an G-tt und der Verpflichtung, Seinen Willen umzusetzen, verwurzelt sein. Jemanden, der die guten Taten nur dann erfüllt, wenn er Lust dazu hat, oder wenn eine bestimmte gute Tat ihm oder ihr besonders gut gefällt, kann man mit einem Baum ohne Wurzeln vergleichen, der selbst von einem schwachen Windstoß umgeweht werden kann.

3. Kümmere Dich um den Keimling.
Haben Sie jemals versucht, einen Baum zu pflanzen? Wenn ja, dann wissen Sie nur zu gut, wie viel Pflege die Aufzucht eines Baumes benötigt. Außerdem kann auch nur der kleinste Schaden oder Knick am Samen oder dem Keimling zu einer bedeutenden Fehlformation am gewachsenen Baum führen. Wenn der Baum allerdings ausgewachsen ist, dann kann er für sich selbst sorgen und selbst größere Schäden und Verletzungen überstehen.
Mit der Bildung und Erziehung ist es genauso. Der Verstand und das Herz eines Kindes sind so unglaublich zart. Es ist so wichtig, dafür zu sorgen, dass sie eine gute und warmherzige jüdische Fürsorge erfahren und nicht unerwünschten »Schäden oder Knicken« ausgesetzt werden. Sagen Sie nie, dass die Bildung und Erziehung Ihres Kindes noch Zeit hat, bis er oder sie reif sind. Wenn es soweit ist, ist es meistens schon zu spät.
Und schließlich hat der berühmte Maharal von Prag, Rabbi Yehuda Löw bemerkt, dass – so wie einem Baum Äste, Zweige, Blüten und Früchte wachsen, um seinen Zweck zu erfüllen – der Mensch auf der Erdeexistiert, um produktiv zu sein und darauf hinzuarbeiten, moralische, intellektuelle sowie spirituelle Wahrheiten hervorzubringen.

Lasst uns an diesem Tu Bischwat unseren Garten in eine wunderbare Obstplantage mit süßen Früchten verwandeln, und nicht nur den Geschmack der Früchte genießen, sondern auch deren spirituelle Bedeutung.

Rabbiner Yehuda Teichtal,
Gemeinderabbiner
der Jüdischen Gemeinde zu Berlin

Tu Bischwat