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TU Bischwat – Das Neujahr der Bäume
01.Januar 2016 | Beiträge – jüdisches berlin | Feiertage
Wenn wir einen jüdischen Feiertag feiern, ist dieser meistens biblischen Ursprungs und mit einigen Ausnahmen im Tanach erwähnt. Andererseits haben wir auch seit der Gründung Israels auch neue Feiertage dazugewonnen, die zwar nicht unbedingt religiös behaftet sind, aber auch einen festen Platz im jüdischen Feiertagskalender in der Diaspora haben. Mit Jom Haazmaut, Jom Jeruschalajim, aber auch mit Jom Haschoa zeigen wir in der Diaspora unsere Verbundenheit mit dem jüdischen Staat und auch global mit dem jüdischen Volk. Man könnte meinen, diese Entwicklung besteht seit 1948, dem Jahr der Staatsgründung Israels.
Lange bevor es den jüdischen Staat gab und wir neue Feste gefeiert haben, gab es mit Tu Bischwat bereits ein Fest, welches das jüdische Volk mit Erez Israel verbunden hat. Am Neujahr der Bäume feiern wir Erez Israel und unsere Verbindung zum Land sowie die dazugehörigen Gebote. Tu Bischwat ist ein Fest der Landwirtschaft und der Erneuerung der Natur. Bereits in der Mischna diskutieren die Gelehrten über die vier neuen Jahre, die wir jedes Jahr haben. Erwähnen diese ausdrücklich den Monat Schwat als das Neujahr der Bäume und legen den 15. Tag des Monats als diesen Feiertag fest. Für die Menschen in der damaligen Zeit war es von enormer Bedeutung zu wissen, wann dieses Jahr beginnt, denn sie waren von der Landwirtschaft abhängig und mussten auch berechnen, wann ein Baum abgeerntet werden darf. So entwickelte sich die Tradition, das neue Jahr der Bäume zu feiern, sie wurde auch in die Galut mitgenommen und entwickelte sich außerhalb Israels zum Fest, an dem Juden die sieben Arten (Weintrauben, Nüsse, Feigen, Datteln, Oliven, Granatäpfel und Getreide) des Landes gegessen haben.
Die Tradition, diese Früchte zu essen war zudem auch eine Symbolik des Trostes. Die süßen Früchte sollten das bittere Leben im Exil erleichtern und daran erinnern, dass Israel auf seine Kinder wartet. Im 16. Jahrhundert entwickelte sich in Erez Israel eine weitere Tradition des Festes, der Tu Bischwat-Seder, der in Anlehnung an den Pessach-Seder gefeiert wird. Die Familie sitzt am Tisch, isst die sieben Sorten der Früchte, vier Becher von weißem und rotem Wein werden getrunken und man erzählt aus der Tora und Talmud vom Lande Israel und seinen Bäumen.
Am Ende des 19. Jahrhunderts, mit dem Erstarken der jüdischen Einwanderung und Wiederbesiedlung des Landes, nahm Tu Bischwat eine neue Stellung ein. Es war nicht mehr nur Ausdruck des Wunsches der Rückkehr nach Erez Israel, vielmehr war es die tatsächliche Rückkehr in das Land und die Wiederbelebung des Landes. Eine der größten Aufgaben, die die Neueinwanderer hatten, war es, das Land wieder fruchtbar zu machen. Hier spielte die landwirtschaftliche Wiederbelebung eine große Rolle. So begann 1890 Rabbi Zeev Yavetz von der Mizrachi-Bewegung die Tradition, am Tu Bischwat Bäume zu pflanzen. Dieser neue Brauch wurde sehr rasch berühmt und wird bis heute fortgesetzt. So ist es heute üblich, dass vor allem Kindergärten und Schulklassen an diesem Tag in die Wälder fahren und dort Bäume pflanzen, um das Land auch heute weiterzubegrünen.
In der heutigen Zeit ist Tu Bischwat nicht nur ein Fest der Erinnerung und der Verbundenheit mit Erez Israel, sondern auch ein Fest, welches uns daran erinnert, dass wir die Natur und die Umwelt schützen müssen. Der Aspekt des Umweltschutzes nimmt eine immer stärkere Rolle auch im Judentum ein, denn es ist unsere Aufgabe, auf diese Welt, die wir vom Ewigen bekommen haben besser aufzupassen und dafür zu sorgen, dass auch die nächsten Generationen in dieser Welt leben können.
Rabbiner Konstantin Pal
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