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Trauer um Hans Keilsohn sel. A.

06.Juni 2011 | Redaktioneller Beitrag | Gemeinde

Mit Hans Keilson verliert die jüdische Gemeinschaft eine herausragende Persönlichkeit und die Jüdische Gemeinde zu Berlin guten Freund, der zwischen 1979 und 2005 zahlreiche Vorträge in der Jüdischen Volkshochschule Berlin hielt

Der Arzt, Psychoanalytiker und Schriftsteller Dr. Dr. hc. Hans Keilson ist am 31.Mai 2011 im Alter von 101 Jahren in Hilversum in den Niederlanden gestorben.

1909 als Sohn des Textilhändlers Max Keilson und seiner Frau in Freienwalde geboren, studierte er in Berlin Medizin und war der letzte Jude, der im damaligen S. Fischer-Verlag einen (autobiografischen) Roman veröffentlichen konnte: »Das Leben geht weiter« (1933). Nachdem er nicht mehr publizieren und als Arzt arbeiten durfte, war er Sportlehrer und Erzieher an jüdischen Schulen in Berlin und im Landschulheim Caputh. 1936 floh er in die Niederlande. Nach den Novemberpogromen 1938 konnte er seine Eltern zwar nachholen, sie wurden später jedoch dennoch deportiert und ermordet. Er selbst ging in den Untergrund und arbeitete als Arzt und Kurier für den holländischen Widerstand.

Nach der Befreiung begann sich Keilson traumatisierten jüdischen Waisenkindern zu widmen und gründete »Le Ezrat Ha Jeled«, eine Organisation zur Betreuung überlebender Kinder. 1979 veröffentlichte er seine wegweisende wissenschaftliche Arbeit zur Traumatisierung jüdischer Kriegswaisen. Seine Doktorarbeit über "Sequenzielle Traumatisierung bei Kindern", die bis heute als Standardwerk der Psychoanalyse gilt, trägt die Widmung "Anstelle eines Kaddisch". Sein letztes Buch, "Da steht mein Haus", erschien erst in diesem Frühjahr.

Hans Keilson wurde 1990 Ehrenbürger von Bad Freienwalde, 2004 wurde anlässlich seines 95. Geburtstages auch die dortige Stadtbibliothek nach ihm benannt. 2007 wurde dem damals 97-jährigen Keilson in Potsdam die Moses Mendelssohn-Medaille verliehen.

Mit Hans Keilson verliert die Jüdische Gemeinde zu Berlin einen guten Freund, der auch oft in der Jüdischen Volkshochschule Berlin Vorträge hielt - so zu  "Verfolger und Verfolgte. Über die Faszination des Hasses" oder "Die Traumatisierung von jüdischen Kindern in Holland durch Krieg und Verfolgung". Keilson stellte hier aber auch seine Lyrik und Prpsa vor. So las er aus seinem Gedichtband "Sprachwurzellos" und seinem Roman "Der Tod des Widersachers".

Trauer um Hans Keilsohn sel. A.