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Tanzen für den guten Zweck
02.Mai 2012 | Beiträge – jüdisches berlin | Jugend
105 Jugendliche zeigen ihre Interpretation des Balletts »Romeo und Julia« in der Deutschen Oper
»Wir haben uns die Hilfe für Kinder und Jugendliche auf die Fahne geschrieben«, beschreibt der Lions Club Berlin-Wannsee das Ziel seiner karitativen Tätigkeit und organisiert dafür seit 17 Jahren eine Benefizgala mit renommierten Partnern. Erstmals verband die Gala, die am 23. März in der Deutschen Oper stattfand, unterschiedliche Kunstformen wie Pantomime, Musik und Tanz. Den ersten Programmteil bestritt die »Compagnie Bodecker & Neander«, die Bühnenpartner des legendären Marcel Marceau. Für den zweiten Programmteil ging das Orchester der Deutschen Oper Berlin eine Partnerschaft mit »Tanz ist KLASSE!«, dem Kinder- und Jugendprogramm des Staatsballetts Berlin, ein-
Unter der Leitung der Tanzpädagogin Kathlyn Pope und dem Dirigenten Steven Sloane wagten Schülerinnen und Schüler von fünf Berliner Schulen eine Annäherung an den weltbekannten »Romeo und Julia«-Stoff: 105 Jugendliche der Bertha-von-Suttner-Oberschule, der Bettina-von-Arnim-Oberschule, des Canisius Kollegs, der Jüdischen Oberschule und der Ernst-Schering-Schule tanzten zur Ballettmusik von Sergej Prokofjew. Abgerundet wurde dies mit Passagen des gleichnamigen Theaterstückes von William Shakespeare, gelesen von Fritzi Haberlandt und ihrem Kollegen Hans Löw.
Jugendliche, die sich in der Regel nur bedingt für Ballett, klassische Musik und Theater interessieren, die mit Hausaufgaben und der Vorbereitung auf Prüfungen und Klassenarbeiten mehr als beschäftigt sind, trafen auf die energiegeladene und engagierte Choreografin Pope, die die Berliner Jungen und Mädchen unmittelbar und intensiv erleben ließ, was Tanz bewegen kann. »Dabei ist der Weg unzweifelhaft das Ziel! Das Abenteuer der Aufführung auf der großen Bühne mit dem großartigen Orchester der Deutschen Oper wird eine einzigartige Erfahrung«, prognostizierte die gebürtige Britin, die seit 2004 zum Staatsballett der Deutschen Oper gehört und seit 2006 erfolgreich Tanzprojekte für und mit Kindern und Jugendlichen realisiert.
Maya Brener, Benjamin Kutzer, Nico Müller, Robert Nathan, Sean Gehrke und Anton Peysakhov (v.l.n.r.) nahmen für die JOS am Tanzprojekt »Romeo und Julia« teil. Foto: Hauke Cornelius
Trotz der vielen Nachmittagsstunden, die die Jugendlichen seit Anfang des Jahres mit Proben verbrachten, und trotz der Zusatzbelastung, nebenbei für Schule und Prüfungen lernen zu müssen, schwärmten die Jugendlichen von der ungeheuren Erfahrung, mitzuerleben, wie aus den Leistungen der Einzelnen ein einzigartiges Gesamtbild entsteht. Das konnten die Zuschauer in der ausverkauften Deutschen Oper bestaunen: Große Gruppen von Schülern füllten gemeinsam die riesige Bühne und setzten in mehr oder weniger komplizierten, synchronen Tanzschritten die Musik Prokofjews um. Gleichzeitig gelang es ihnen eindrucksvoll, die Sololeistungen ihrer Klassenkameraden in Szene zu setzen. Die Zuschauer vergaßen bereits nach den ersten Minuten, dass hier keine Profis am Werk waren. Nicht ohne Grund erhielten die Breakdancer sogar Szenenapplaus.
Die Choreografie von Kathlyn Pope siedelte dabei »Romeo und Julia« im multikulturellen Berlin an, was sich sowohl in einzelnen Soloauftritten als auch vor allem im multimedialen Bühnenbild widerspiegelte, das unter anderem einen Berliner Club zeigte, in dem Julia Paris, der hier als renommierter Sternekoch dargestellt wurde, kennen lernen soll. So wirkte die Szene vor dem Club mit einer Warteschlange und in Berlin berühmt-berüchtigten Türstehern wie aus dem Partyalltag der Darsteller gegriffen.
Ganz jugendgemäß werden auch keine Papierbriefchen, sondern Emails verschickt, und Romeo erhält die lebenswichtige Nachricht über Julias Plan nicht, weil das WLAN auf dem MacBook mit einer leuchtenden Birne als Logo nicht funktioniert.
Sechs der 105 beteiligten Teenager besuchen die 10. Realschulklasse der Jüdischen Oberschule und unisono berichten sie begeistert von einmaligen Erfahrungen, die sie dank des Engagements der Leiterin ihres sprachlich-literarischen Kurses, Andrea Mönch, machen konnten. Die sechs JOS-Schüler wurden nur kurz von ihren Mitschülern beneidet, weil sie zum Teil ganze Schultage auf der Bühne der Deutschen Oper verbringen konnten. Aber alle Anstrengungen waren vergessen, als sich der große rote Vorhang teilte und das Spiel begann.
Während Robert als Prinz von Verona überzeugend in Polizeiuniform agierte und Sean zusammen mit Nico Gaukler und Jongleure spielte, gab Anton den Tybalt, als würde er täglich auf der Bühne stehen. Ben sorgte zunächst für Verwirrung beim textsicheren Publikum, denn sein Pater Lorenzo kam in der Uniform eines Kapitäns daher, der die beiden Liebenden als Spreekapitän unterstützte. Maya überraschte nicht nur mit dem eindrucksvollsten Kostüm eines adligen Höflings der Shakespeare-Zeit in einer ansonsten eher schlicht ausgestatteten Inszenierung, sondern auch mit eleganten Fechtkünsten.
Beim rauschenden Schlussapplaus und spätestens während der »...nach dem Konzert«-Party fiel die Anspannung von den jungen Tänzerinnen und Tänzern ab und sie genossen den Erfolg ihrer Aufführung und feierten mit den neu gewonnenen Freunden der anderen Berliner Schulen.
Kaum zu glauben, dass die sechs JOS-Schüler bereits eine Woche später schon die erste der vier Prüfungen für den Mittleren Schulabschluss meisterten.
Das ungewöhnliche Projekt, das typischen Berliner Jugendlichen Ballett, klassische Musik und Shakespeares Drama näher brachte, zeigte ihnen, dass sie über die Grenzen ihrer Schulen und Stadtbezirke hin-aus gemeinsam etwas erreichen und damit anderen helfen können. Denn der Erlös der 17. Lions Gala kam in diesem Jahr dem Projekt »Tanz ist KLASSE!« des Staatsballetts Berlin und dem »Netzwerk Schülerhilfe Rollberg« zugute. Neben zahlreichen weiteren Projekten für Kinder und Jugendliche, die vom Lions Club Berlin-Wannsee unterstützt werden, erhalten auch die beteiligten Schulen eine Zuwendung aus den Einnahmen der Benefizveranstaltung.
Hauke Cornelius
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