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Simchat Tora - Der Beginn einer neuen Zeitrechnung
01.September 2021 | Beiträge – jüdisches berlin | Feiertage
Gedanken zum Fest der Torafreude von Gemeinderabbiner Boris Ronis
Nach all unseren Festen, mit all den wundervollen Symbolen, wie dem Schofar, dem Lulaw und Etrog, bleibt uns für Simchat Tora »nur« noch die Tora übrig. Ein etwas anderes Symbol, denn wir können sie nicht riechen, wie etwa den Etrog, oder hören, wie das Schofar – und dennoch ist unsere Tora, wenn man genau hinhört lauter, als jedes Horn und wohlriechender als alles Bekannte, so tief ist ihre Lehre und ihr Wirken.
An Simchat Tora beenden wir etwas, was gleich wieder von vorne begonnen wird – die Lesung unserer Tora. Sie gleich wieder von vorne zu lesen, bedeutet sich zu ihr zu bekennen. Die Tora wird somit zu einem Buch ohne Anfang und ohne Ende.
Doch hat der Umbruch, trotz des Neubeginns und der Weiterführung unserer Tradition auch etwas Trauriges: Joshua bin Nun übernimmt die Leitung der Kinder Israel von Moshe Rabbeinu, der leider von uns geht.
Eine leichte Aufgabe hat er nicht, denn in die Fußstapfen von Moses zu treten ist nicht einfach. Zumal Joshua nicht einfach nur Moses vertreten, sondern zugleich ein Anführer für die Kinder Israel sein soll – ein Volk, mit dem selbst Moses es nicht leicht hatte. Er soll die Kinder Israel zusammen ins Gelobte und versprochene Land bringen. Dazu muss dieses Land auch noch erobert werden. Kurz gesprochen: er hat alle Hände voll zu tun und darf auch noch direkte Anweisungen vom Ewigen empfangen und befolgen.
Was soll er tun? Wie soll er all das schaffen? Er befindet sich am Anfang seiner Reise, er hat eine riesige Verantwortung und muss alle in ihn gesetzten Erwartungen erfüllen. Der Ewige verspricht Joshua aber, dass sich ihm niemand entgegenstellen wird, denn so wie Gott mit Moses war, wird Er mit Joshua sein. Der Ewige wird ihn nicht schwach werden lassen und ihn nicht verlassen. Er wird ihn immer auf seinem schwierigen Weg begleiten. Dazu muss Joshua stark und mutig sein, denn seine Aufgabe wird es, dem Volk Israel das Land als Besitz zuzuteilen, den zwölf Stämmen ihren Platz zuzuordnen.
Die Betonung von Gottes Worten liegt aber bei »stark und mutig« zu sein. Warum legt der Ewige nun besonders auf diese Worte so großen Wert? Wusste er etwa nicht, dass Joshua ein wohlerprobter Kämpfer und Anführer war? Hatte Gott vergessen, dass er mit den anderen Spionen Israel aufgesucht und nur er und Calev die Wahrheit über das Land Israel gesagt hatten? War seine Leistung nicht immer tadellos gewesen?
Der Ewige wusste einfach, dass der Verlust von Moshe
Rabbeinu auch für seinen Schüler Joshua groß war. Und
darum war es nicht das fehlende Vertrauen, sondern viel mehr eine Stütze und eine Erinnerung, mit der Zusage an Joshua, dass Er zu ihm halten werde, wie zu Moses – sprich: er wird Gottes Support behalten, wenn er sich an die Lehre Moshes erinnert, die Gott ihm überliefert hat.
Rufen wir uns auch ins Gedächtnis, wie Moshe Rabbeinu Joshua bin Nun vorbereitet hat, bevor er ihn voraus nach Israel zur Erkundung schickte. Der Lehrer Moshe wusste um die Schwächen seines Schülers und bereitet ihn gezielt auf seine Aufgabe vor. Doch nun war Moses, der Lehrer Joshuas nicht mehr da und der Schüler sollte seine Arbeit fortsetzen – keine leichte Aufgabe.
Und genauso verhält es sich mit uns heute: wir bilden Schülerinnen und Schüler aus, die eines Tages in unsere Fußstapfen treten. Simchat Tora ist für uns also nicht nur ein Fest der Freude, sondern auch ein Fest, das uns daran erinnern soll, wie wir eine Verantwortung der nachfolgenden Generation gegenüber haben. Wir müssen diese Verantwortung genauso tragen, wie Moses es Joshua und den Kindern Israels gegenüber getan hat durch Ausbildung, Ermutigung und Beistand. Und dieser ewige Kreislauf ist vielleicht eine der wichtigsten Lehren, damals genauso wie heute.
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