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Schrittweise zurück in den Schulalltag
01.Juni 2020 | Beiträge – jüdisches berlin | Jugend
Jüdisches Gymnasium nimmt Unterricht wieder auf
Seit dem 17. März üben sich Lehrer*innen und Schüler*innen im E-Learning, was schnell einige Vorteile, wie die selbstständige Organisation des Lernens vor allem bei älteren Schüler*innen, zeigte. Aber auch Nachteile wurden von Lehrer*innen und Schüler*innen gleichermaßen benannt: fehlende echte Kommunikation, Über- oder Unterforderung, mangelnde technische Ausstattung oder Defizite in der plötzlich notwendigen technischen Kompetenz.
Deshalb war der größte Teil der Schulgemeinschaft froh, als es hieß, die Schule öffne wieder. Dass das nicht bedeuten konnte, dass wir sofort von Null auf Normal gehen, war den meisten schnell klar. Abiturprüfungen fanden bereits unmittelbar nach den Pessachferien unter den neuen Hygienebedingungen und Abstandsregeln statt und endeten Ende Mai vorerst mit den mündlichen Prüfungen. Weitere mündliche Prüfungen sind Mitte Juni möglich, sodass das Abitur 2020 zwar unter erschwerten Bedingungen, aber doch ordnungsgemäß über die Bühne geht.
Am 27. April nahmen die drei zehnten Klassen, die gerade erst erfahren hatten, dass die MSA-Prüfungen für sie in diesem Jahr nicht stattfinden, den Unterricht wieder auf. Jede Klasse wurde in zwei Gruppen geteilt und erhielt einen Stundenplan, der von Tag zu Tag und Woche zu Woche variierte. Fächer, die nicht unterrichtet werden können, finden weiter im E-Learning statt.
Eine Woche später folgte dann der 11. Jahrgang, der im kommenden Schuljahr das Abitur machen wird und die dafür notwendigen Lerninhalte lieber mit den Lehrer*innen gemeinsam (in deutlich verkleinerten Gruppen) als allein zu Hause erarbeitet. Klausuren wird es für diesen Jahrgang nur noch in den Leistungskursen geben. Erstaunlicherweise hält sich die Freude der Schüler*innen darüber in Grenzen, aber darüber, dass sie wieder zur Schule gehen dürfen, freuen sich die meisten.
Seit dem 4. Mai gibt es auch wieder ein warmes Mittagessen, auch wenn das einzeln und allein an einem Tisch eingenommen werden muss. Die Bibliothek ist mit Einschränkungen für 9 Schüler*innen gleichzeitig wieder nutzbar und der Schüler*innen-Club bietet auch wieder Treffen an, die vorher mit der Clubleiterin verabredet werden müssen und auf dem Schulhof oder im nahegelegenen Park stattfinden. Das ist besonders begrüßenswert, da seit dem 11. Mai auch die Klassen 5 bis 7 wieder in den Schulbetrieb eingestiegen sind. Zwar gibt es für jede Klasse bisher nur einen echten Unterrichtstag pro Woche, aber die Jungen und Mädchen freuen sich sehr darüber, Mitschüler*innen und Lehrer*innen wieder »in echt« zu sehen und zu hören. »Am Computer war das eine Weile ja ganz cool, aber echt ist eben echt«, fasste ein Schüler die Meinung vieler zusammen.
Das Jüdische Gymnasium ist dank der vom Schulträger finanzierten vollwertigen Office365-Lizenzen für alle 450 Schüler*innen in der Lage, E-Learning auf einem sehr fortgeschrittenen Niveau anzubieten. Nicht nur Eltern haben plötzlich Videokonferenzen, sondern auch die Kinder der Familie.
Mit dem virtuellen Unterricht, der mit Hilfe von Office365 und der dort integrierten App Teams erfolgt, sei das Jüdische Gymnasium im Bereich E-Learning und Homeschooling deutlich besser aufgestellt als manch andere Berliner Schule, erklärt Schulleiter Dr. Aaron Eckstaedt und verweist ausdrücklich darauf, dass das zu einem großen Teil auch an dem sehr engagierten Lehrer*innen-Kollegium liegt.
Schüler*innen mit technischen Schwierigkeiten finden sowohl bei ihnen als auch bei den Systemadministratoren Hilfe, die immer mit Rat und Tat zur Seite stehen.
Mit Unterstützung des Fördervereins konnte die Schule insgesamt 15 Microsoft Surface Go (Tablets mit Tastatur) für Schüler*innen zur Verfügung stellen, die zu Hause keinen eigenen Computer nutzen können. Seit dem 11. Mai sorgen die Erzieher auch dafür, dass Schüler*innen mit besonderem Unterstützungs- und Förderbedarf in der Bibliothek oder im Computerfachraum ihre E-Learning-Aufgaben erledigen können.
Das alles ersetzt natürlich nicht den regulären Vor-Corona-Schulalltag, aber es ist ein erster vorsichtiger Schritt in diese Richtung. Abstandsregeln, Desinfektionsmittel am Eingang, Masken-Pflicht im Schulhaus, Mittagessen an Einzeltischen, abgesagte Klassenfahrten und Exkursionen und andere Maßnahmen werden klaglos akzeptiert. Die Schüler*innen und Lehrer*innen achten darauf, dass sie eine mögliche Infektionsgefahr so gering wie möglich halten, denn eine erneute Schulschließung und ein Zurück ins Homeschooling möchten alle vermeiden. Hauke Cornelius
jüdisches berlin
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