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Schmini Azeret – ein Tag des Verharrens
02.Oktober 2023 | Beiträge – jüdisches berlin | Feiertage
Gedanken von Gemeinderabbiner Boris Ronis
Nun haben wir fast alles hinter uns gebracht – all diese schweren und aufreibenden Feiertage: Rosch haShana, Jom Kippur, Sukkot – mit all den inbrünstigen Verhandlungen mit Gott, uns ein weiteres und schönes Jahr zu geben. Und jetzt stehen wir ein wenig kraftlos da und wissen manchmal nicht so richtig, wohin mit uns oder wie es weiter gehen soll. Vielleicht fällt es dem einen oder anderen auch schwer, nach so langem Feiern sich von seiner Umgebung abrupt zu trennen und einfach seines Weges zu gehen.
Hierfür ist Schmini Azeret da – ein Extratag, wenn man so möchte, um sich noch mal zu verabschieden von denMenschen in seiner Umgebung. Er wird auch als Tag des Verharrens bezeichnet (Bamidbar 29,35). In diesem Fall ist laut Raschi aber das Verharren als ein Ausdruck der Zuneigung zu sehen, so, wie ein Vater oder eine Mutter sagen würde: »Der Abschied fällt mir schwer, verweile doch noch einen weiteren Tag.«, so ist es Gott der Ewige, der sich von uns noch nicht so schnell verabschieden möchte und einen weiteren Tag mit uns verbringen will.
Eine weitere interessante Erklärung zu diesem Tag des Verharrens bietet uns ein Gleichnis:
Vor langer Zeit in einem fernen Königreich gab es einen weisen König. Der König war bekannt für seine Liebe zu seinem Volk und seine tiefgreifende Spiritualität. Jedes Jahr lud er seine Untertanen zu einem prächtigen Festbankett ein, um die Fülle der Ernte zu feiern. Eines Jahres entschied der König, das Bankett zu verlängern und einen weiteren Tag hinzuzufügen. Er nannte diesen Tag »Schmini Azeret«, was »der achte Tag der Versammlung« bedeutete. Die Menschen waren verwirrt und fragten den König nach dem Grund für diese Erweiterung des Festes.
Der König lächelte und erklärte: »Schmini Azeret ist wie der Höhepunkt des Banketts. Es ist der Tag, an dem wir uns alle noch enger versammeln und unsere Dankbarkeit ausdrücken. Es ist, als ob der König uns bittet, noch einen Tag bei ihm zu verweilen, bevor wir uns in die Welt zurückziehen.«
An Schmini Azeret versammelten sich die Menschen erneut im königlichen Palast, aber diesmal waren sie nicht mehr mit den äußeren Gaben der Ernte beschäftigt. Stattdessen sprachen sie von ihren spirituellen Erkenntnissen, ihren Hoffnungen und Gebeten. Sie erkannten, dass Schmini Azeret eine Zeit der Vertiefung ihrer Beziehung zum König war.
Während des Festmahls erzählte der König eine Geschichte von einem Königreich, in dem die Menschen zu beschäftigt waren, sich um ihre spirituellen Bedürfnisse zu kümmern. Sie waren von ihren weltlichen Angelegenheiten so eingenommen, dass sie vergessen hatten, ihm ihre Herzen zu öffnen. Der König schickte einen Boten aus, der die Botschaft überbrachte, dass es eine Zeit des Rückzugs und der spirituellen Reflexion geben sollte, um eine bessere Beziehung zu ihm wiederherzustellen. Die Menschen hörten auf den Boten und begannen, einen Tag der Versammlung und des Gebets zu feiern. Dieser Tag, Schmini Azeret genannt, half ihnen, ihre spirituelle Verbindung zu stärken und wieder in ihr Leben zu integrieren.
Die Geschichte des Königs unterstreicht die Bedeutung von Schmini Azeret als einem Tag der Vertiefung der Beziehung zu Gott und der spirituellen Reflexion. Es ermutigt uns, unsere äußeren Angelegenheiten für einen Moment beiseite zu legen und unsere Herzen für die Gegenwart Gottes zu öffnen.
Simchat Tora, das unmittelbar auf Schmini Azeret folgt, ist ein weiterer Feiertag, der die Freude und das Feiern des Tora-Studiums symbolisiert. Es ist ein Tag der Feier, bei dem alle Tora-Rollen aus dem Aron HaKodesch (dem Tora-Schrank) genommen und mit ihnen in der Synagoge getanzt wird, um den Abschluss und den Neuanfang der Tora zu kennzeichnen.
Zusammen bilden Schmini Azeret und Simchat Tora eine Einheit, die die enge Verbindung zwischen der spirituellen Vertiefung (Schmini Azeret ) und der Freude am Studium der Tora (Simchat Tora) hervorhebt, wodurch die Bedeutung der Tora in unserem Leben hervorgehoben wird.
Chag Sameach!
jüdisches berlin
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