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»Schalom und willkommen bei ›Kol Berlin‹…«
01.März 2011 | Beiträge – jüdisches berlin | Kultur, Aktivitäten
Seit 2006 produzieren Aviv Russ & Co. ein Radioprogramm, dass Themen an den Schnittstellen deutscher und israelischer Kultur aufgreift
Aviv, Du bist in Kiryat Bialik geboren und 2005 nach Berlin gekommen. Warum Berlin?
Ich wollte etwas Neues erleben und eine Zeit in Europa leben. Meine Großeltern kamen aus der Tschechoslowakei und sprachen deutsch. Berlin hatte ich ein paar Mal besucht und fand, dass es eine besondere Atmosphäre hat. Hier lag was in der Luft.
Wie kamst du auf die Idee einer Radiosendung?
Ich bin seit 1997 in der Radio-Branche, ich habe eine Ausbildung bei einem Sender in Israel gemacht, Technik, Moderation, Produktion – das ganze Handwerkszeug. Ich habe bei der Israel Broadcasting Authority und bei Radio Tzafon gearbeitet. Hier in Berlin habe ich dann Ilan Weiss getroffen, der alle Israelis in Berlin kennt. Irgendwann kam die Idee, auch im Radio die israelisch-deutschen Beziehungen aufzuzeigen. Im Herbst 2006 haben wir dann mit »Kol Berlin« angefangen auf dem »Offenen Kanal Berlin«; inzwischen heißt der Sender »Alex«. Zwischendurch gab es auch ein Fernsehprogramm auf Hebräisch, »Kaktus«, das ist aber wieder eingegangen.
Wie funktioniert die Sendung konkret?
Wir nutzen die Technik, die der Rundfunk Berlin-Brandenburg für »Alex« und die anderen offenen Sender in der Voltastraße zur Verfügung stellt. Wir senden jeden Freitag um 12 Uhr in Berlin auf 88,4 UKW, um 13 Uhr in Tel Aviv und um 14 Uhr neuerdings auch in Wien auf 94,0, meist live und mit Gästen im Studio. Ursprünglich war die Sendung nur auf Hebräisch, seit 2009 ist sie Deutsch und Iwrit… Und man muss auch nicht unbedingt am Freitag vor dem Radio sitzen. Die Sendungen gibt es auf unserer Internetseite www.kolberlin.de jederzeit als Podcast zu hören oder herunterzuladen.
Was habt Ihr alles im Programm?
Eigentlich alles. Es gibt Interviews, israelische Musik, Nachrichten aus Kultur, Politik und Gesellschaft. Yehuda Swed stellt zum Beispiel seine Fotoausstellung vor, Omer Goldberg seine klassischen Gitarrenkonzerte, ein Bassbariton einen Abend mit Liedern von Schubert oder die Jüdische Volkshochschule ihr Semesterprogramm.
Also auch eine Art akustische Pinnwand für Israelis in Berlin?
Ja, unbedingt. Es gibt inzwischen so viele Kreative in der Stadt, dass man den Überblick verliert und dann ist es ganz gut, ein paar Tipps zu bekommen.
Wer macht »Kol Berlin«?
Das wechselt natürlich. Ich bin von Anfang an dabei, moderiere, mache auch viele Interviews am Telefon oder mit den Studiogästen. Außerdem gehören derzeit zum Team Nirit Bialer, Judith Müller, Sharon Har Paz, Igor Mitchnik, Alexander Uhlmann und unser »Vorzeige-Deutscher«, Manuel Spallek, der auch die Webseite bestückt und Marketing und PR macht.
Wer hört »Kol Berlin«?
Die israelische Community ist groß geworden, aber die Mehrheit der Hörer sind deutschsprachig. Das merke ich an dem Feedback. Wir bekommen auch E-Mails und Postkarten aus anderen Ländern: aus den USA, Neuseeland und Zypern. Aber das ist ja auch eine Art Integrationsprojekt. Da fließt ganz viel von meinem persönlichen Erleben ein, wie ich mich hier in die deutsche Community integriere.
Kein Mensch weiß genau, wieviele Israelis wirklich in Berlin leben. Was glaubst Du?
Meines Erachtens haben sich die Zahlen in den letzten zwei, drei Jahren verdoppelt. Man spricht von 8000 bis 12000 Leuten. Aber wo die alle stecken, weiß ich auch nicht. In den letzten zwei Jahren hört man überall Hebräisch, eben nicht nur von Touristen… auch beim Zollamt. Da musste ich gerade hin – ein Päckchen von meinen Eltern.
Was war denn drin?
Israelische Schokolade und Bamba…Heimat eben. Ja, und beim Zollamt da waren eben auch wieder Israelis, die in Berlin wohnen. Die sind übrigens sehr nett beim Zollamt, sie erklären Dir, warum sie das alles machen. Und bei der Anmeldung sprechen sie sogar Englisch…
Wow. Englisch... in Berlin… Schön, Dich freuen auch die kleinen Dinge. Du wirkst ohnehin sehr positiv denkend.
Ich nehme die Schattenseiten hier, die Geschichte, schon war, aber ich fühle mich auch wohl in Berlin. Es ist eine offene Stadt, mit vielen Möglichkeiten. Ich fühle mich zu Hause. Ich habe deutsche und israelische Freunde gleichermaßen. Und ich bewege mich hier und dort.
Wie sehen deine nächsten Pläne aus?
Ich freue mich jetzt erst einmal, dass die Jüdische Gemeinde dabei ist, mehr in Kontakt zukommen mit uns Israelis. Die meisten Israelis hier denken doch, was sollen wir dort? Wir können nicht Russisch und beten wollen wir auch nicht. Die Gemeinde kann jetzt sehen, wieviele kreative Menschen unter den Israelis in der Stadt sind und ich wiederum werde versuchen, den Israelis über »Kol Berlin« die Gemeinde näherzubringen. Ich werde in Zukunft zum Beispiel für unsere Hörer einmal im Monat jemanden von Euch befragen, was es für Veranstaltungen oder Neuigkeiten in der Jüdischen Gemeinde gibt oder auch beim »jüdischen berlin«.
Dein Schlusswort?
Ich laden alle Mitglieder ein, sich »Kol Berlin« anzuhören, Fragen zu stellen, ihre Meinung zu sagen und sich zu melden, wenn sie selbst etwas im Radio vorstellen wollen. Wir haben keine Tabus, wir machen alles – von A bis Z. Einfach an uns schreiben!
Die Fragen stellte Judith Kessler.
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