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Purim 5778
01.März 2018 | Beiträge – jüdisches berlin | Gemeinde, Feiertage
Wenn man über Purim nachdenkt, fallen einem am ehesten die Verkleidungen und die Ausgelassenheit ein, die das Purimfest begleiten und die ein Ausdruck der Freude über die Errettung vor der Vernichtung sind.
Dies alles ist sicherlich richtig, dennoch hat Purim auch andere Aspekte, die sich erst auf den zweiten Blick erschließen. Purim steht nach einer rabbinischen Meinung in einem engen Verhältnis zur Gabe der Tora am Sinai. Vor nicht langer Zeit haben wir in Parashat Jitro von der Offenbarung am Sinai gelesen. Während Mosche sich auf dem Berg befand, so lasen wir, stellte sich das Volk »am Fuße des Bergs« auf. Dieses Ereignis ist die Basis für den bekannten Midrasch im babylonischen Talmud Traktat Schabbat 88a, wo uns berichtet wird, wie der Heilige, gelobt sei Er, den Berg gleich einem Kübel über die Israeliten stülpte und zu ihnen sprach: »Wollt ihr die Tora annehmen, so ist es gut, wenn nicht, so ist dies euer Grab.«
Rabba fügte jedoch hinzu, dass die Juden die Tora in den Tagen des Achaschwerosch (freiwillig) bezeugten, denn es heißt: »die Judäer bestätigten es und nahmen es auf sich; d.h. sie bestätigten, was sie bereits auf sich genommen hatten« (Esther 9:27).
Auch wenn dieser Vergleich anfangs unverständlich erscheint, sollten wir uns fragen, was die Rabbiner gleichwohl veranlasst haben könnte, eine Verbindung zwischen der Offenbarung am Sinai und Purim herzustellen?
So könnte man ja meinen, dass die Annahme der Tora und damit auch ihre Autorität vielleicht nur erzwungen war. Dennoch wirkte die Erfahrung, die das Volk auf seiner kurzen Reise aus Ägypten bis zur Ankunft am Sinai zurückgelegt hatte, überwältigend. Der Weg war gespickt mit Wundern, wie zum Beispiel die Teilung des Schilfmeeres, die Feuersäulen oder das herabfallende Manna. Wer hätte da die Tora ablehnen können? G‘ttes Gegenwart und Sein Handeln in der Geschichte war allen offensichtlich.
Zur Zeiten Mordechais und Esthers war dies anders. Das Volk lebte in der Diaspora und G‘ttes Handeln war nicht mehr allen sichtbar. So wird G‘tt nicht einmal in der Megillah erwähnt. Aber trotz allem ist den Juden klar, dass ihre Rettung nicht nur dem mutigen Einschreiten Esthers und Mordechais zu verdanken ist, sondern es G‘tt ist, der gleichsam »hinter den Kulissen« gewirkt hat. Jetzt, unter diesen Umständen, bekräftigt das Volk noch einmal seine Akzeptanz der Tora. Ohne Frage geschieht diese Anerkennung ohne jeden Zwang.
Wir befinden uns heute in einer ähnlichen Situation, insofern uns das Handeln G’ttes auch nicht offenkundig ist. Wenn wir also ausgelassen die Errettung zu Purim feiern, dann sollten wir uns auch immer gewahr sein oder gewahr werden, dass der Ewige im Hintergrund wirkt.
Purim Sameach!
Gemeinderabbiner Jonah Sievers
jüdisches berlin
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