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PESSACH – DAS FEST DER FAMILIE

01.April 2014 | Beiträge – jüdisches berlin | Feiertage, jüdisches berlin, Religion

 

Besonders am Pessachfest betont die Tora die Verbindung zwischen Eltern und Kindern: »Und du sollst es deinem Sohn erzählen« (Schmot 13:8).

Ferner heißt es: »damit du vor den Ohren deiner Kinder und Kindeskinder erzählest« (Schmot 10:1). Die »Haggada«, das Erzählen der Pessachgeschichte, ist die Hauptmizwa des Sederabends. Wir sollen unseren Kindern die Geschichte des Auszuges aus Ägypten erzählen – erzählen, wie es uns ergangen war und was geschah.

Die Pessachgeschichte hat eine klare Botschaft: In jeder Generation gibt es solche, die versuchen, uns zu vernichten, doch der Heilige, gepriesen sei sein Name, rettet uns aus ihrer Hand. Der Ewige, der Schöpfer der Welt, hat mit uns einen ewigen Bund geschlossen, und dieser Bund hat uns geholfen, zu überleben. Heute, während die Situation der Juden in der Welt gut ist, sind wir besonders verpflichtet, unsere wertvolle Tradition weiter zu pflegen.

Am Sederabend sprechen wir viermal den Segen über vier Gläser Wein, um Danke zu sagen. Viermal in Entsprechung zu den vier Ausdrücken der Erlösung, die der Ewige uns versprochen hatte:

»Daher, sprich zu den Kindern Israels, Ich bin der

Ewige und ich werde euch herausführen unter den

Lastarbeiten der Ägypter hinweg und werde euch

erretten aus ihrer Arbeit und euch erlösen mit ausgestrecktem

Arm und durch große Gerichte. Und

ich werde euch annehmen mir zum Volk und will

euer G‘tt sein und ihr werdet wissen, dass ich der

Ewige, euer G’tt bin« (Schmot 6:6-7). Die Bedeutung

der vier Ausdrücke liegt in ihrer physischen

und geistig-mentalen Befreiung und der freien

Wahl. Ein Sklave ist weder körperlich noch seelisch

frei, um dem Ewigen zu dienen. Das ist Pessach:

das Fest der Freiheit, das schönste Geschenk, das

ein Mensch bekommen kann. Seit dem Auszug

aus Ägypten vor etwa 3300 Jahren gab es oftmals

einen Auszug aus der Knechtschaft in die Freiheit.

In unserer Generation war es uns vergönnt, aus der

Knechtschaft des Kommunismus zu entkommen,

in dem es uns verboten war, nach unserer Religion

und der Tradition unserer Väter zu leben. Wir sind

ausgezogen und sind heute freie Menschen. Wir

können zu den Wurzeln und zur Tradition zurückkehren.

Die Tora spricht von vier verschiedenen Söhnen;

sie hat jedem Juden etwas zu sagen. Jeder Jude

wird »Sohn G‘ttes« genannt, unabhängig davon,

auf welcher Stufe er gerade steht. Es spielt keine

Rolle, in welchem geistlichen Zustand er sich befindet.

Die Tora sagt uns: »Ihr seid Kinder des Ewigen,

eures G’ttes« (Dwarim 14:1). Ein Sohn bleibt

immer ein Sohn und die Liebe des Vaters zum Kind

ist bedingungslos.

Der Pharao wollte Eltern und Kinder trennen. Er

wollte, dass wir ohne unsere Kinder losziehen,

um G’tt zu dienen. Mosche aber sagte ihm: »Mit

unseren Jungen und mit unseren Alten wollen wir

ziehen, mit unseren Söhnen und mit unseren Töchtern

« (Schmot 10:9). Die Familie ist das Geheimnis

der Existenz des Volkes Israel. Sie bildet den

Grundstein für die Weitergabe unserer wunderbaren

Tradition von Generation zu Generation.

Wir alle wollen, dass unsere Kinder unsere Überlieferung

bewahren und weiter auf diesem Weg

gehen. Es ist unsere heilige Pflicht, unseren Kindern

die jüdische Tradition und Identität zu geben.

Gerade der Geburtstag des Volkes Israel, das Pessach-

Fest, wird im Kreise der Familie gefeiert. Am

Pessachabend ist die gesamte Familie um den Seder-

tisch versammelt, mit Vater und Mutter, Großvater

und Großmutter. Das Wesentliche der Gebote

des Seders bezieht sich auf die Kinder – ihnen

unsere Geschichte zu erzählen und ihre jüdische

Identität zu stärken. Das ganze Volk Israel, Familien,

Gemeinden und Synagogen, Männer, Frauen

und Kinder – alle feiern wir Pessach, das Fest der

Familie.

Wir wünschen unseren Brüdern und Schwestern

hier in Berlin und in allen jüdischen Gemeinden

Deutschlands, den Juden an allen Orten der Welt

und besonders in Israel, ein koscheres und frohes

Pessachfest.

Rabbiner Yitshak Ehrenberg, Gemeinderabbiner

der Jüdischen Gemeinde zu Berlin

PESSACH – DAS FEST DER FAMILIE