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Offener Brief der World Union for Progressive Judaism

29.Februar 2024 | Pressemitteilung | Gemeinde, Politik, Religion, Aktivitäten, Gesellschaft

Sehr geehrter Herr Ministerialdirektor Thießen, Herr Staatssektetär Dünow und Herr Generalsekretär Michallik,

mit Überraschung haben wir die Stellungnahme des Bundesministeriums des Innern und für Heimat, des Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Land Brandenburg und der Kultusminister Konferenz an das Abraham Geiger Kolleg (AGK) und die Jüdische Gemeinde zu Berlin zur Kentniss genommen, in der sie angeben, die Allgemeine Rabbinerkonferenz habe schriftlich mitgeteilt, dass die Anerkennung und Akzeptanz des Ordinationsrechts des AGK bei der Trägerin Jüdische Gemeinde zu Berlin nicht gegeben ist und sie deshalb als öffentliche Zuwendungsgeber die Fortsetzung der Förderung des AGK überprüfen. Wir begrüßen, dass Sie dem AGK und der Jüdischen Gemeinde zu Berlin die Gelegenheit zur Klarstellung der Frage der Anerkennung des Ordinationsrechts einräumen und möchten zu dieser Klarstellung beitragen.

Als europäische und internationale Dachverbände des liberalen Judentums bestätigen wir, dass wir zu keinem Zeitpunkt die Anerkennung und Akzeptanz des Ordinationsrechts des AGK in Frage gestellt haben. Des weiteren stellen wir klar, dass wir zu keinem Zeitpunkt der Allgemeinen Rabbinerkonferenz (ARK) das Anerkennungsrecht der Ordinationen übertragen haben. Ob Ordinationen in liberalen Gemeinden in Deutschland annerkennt werden oder nicht, bleibt einzig unsere Entscheidung. Die ARK ist keine liberale Rabbinerkonferenz sondern eine nicht-orthodoxe, allgemeine Rabbinerkonferenz. Auch wenn die Zusammenarbeit auf nationaler Ebene mit anderen nicht-orthodoxen Strömungen praktikabel sein mag, kann nur eine Anerkennung durch die internationale liberale Strömung garantieren, dass die Ordination des AGK den liberalen Standards entspricht.

Die Ordinationen des AGK unter der Trägerschaft der Jüdischen Gemeinde zu Berlin werden weiterhin in allen Regionen der WUPJ anerkannt. Aus unserer Sicht hat weder die ARK noch der Zentralrat der Juden die Autorität Entscheidungen bezüglich der Anerkennung von liberalen Ordinationen zu treffen. Die internationale Anerkennung des AGK ist seit der Gründung auschlaggebend für die Anerkennung der Ordinationen, weil sie den Absolventen des Kollegs die Sicherheit git, innerhalb der liberalen Gemeinde in der ganzen Welt anerkannt zu werden.

Einer neuen, von einer Stiftung des ZdJ getragene Einrichtung zur Ausbildung liberaler Rabinnerinen/Rabiner und Kantorinnen/Kantoren würde diese internationale Anerkennung fehlen. Sie hätte kein gesichertes liberales Ordinationsrecht und würde damit die von Ihnen genannte Voraussetzung für eine öffentliche Förderung nicht erfüllen.

Wir haben in den vergangenen Monaten mit dem AGK und der Jüdischen Gemeinde zu Berlin zusammengearbeitet, um transparente Strukturen im AGK zu etablieren, die die erfolgreiche Zukunft des AGK sicher stellen können. Leider hat der Zentralrat der Juden in Deutschland unsere zahlreichen Angebote zu Gesprächen nie beantwortet.

Die öffentliche Diskussion der Zukunft des AGK ohne Absprache mit liberalen Autoritäten undOrganisationen sehen wir als eine massive Verletzung der Neutralitätspflicht des Staates in religiösen Angelegenheiten. Sie mischen sich – entgegen ihrer Aussage – in interne Belange religiöser Organisationen ein.

Um die Anerkennung und Akzeptanz des Ordinationsrechts der liberalen Rabbinats- und Kantoratsausbildung in Deutschland sicher zu stellen, sind wir und nicht der ZdJ die richtigen Ansprechpartner für die öffentlichen Zuwendungsgeber. Wir bitte deshalb dringlich um einen Termin für ein Gespräch in der nächsten Woche.

Mit freundlichen Grüßen

Rabbiner Sergio Bergman

(President World Union for Progressive Judaism)

Rabbinerin Lea Mühlstein

(Vorsitzende European Union for Progressive Judaism)

Jerusalem, 29. Februar 2024

 

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Offener Brief der World Union for Progressive Judaism