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Neujahrsfest der Bäume und Fest des Landes Israel
01.Januar 2019 | Beiträge – jüdisches berlin | Feiertage
Gedanken zu Tu Bischwat von Rabbiner Yitshak Ehrenberg
Im Talmud wird von Choni dem Kreiszieher erzählt, wie er einen Menschen einen Johannesbrotbaum pflanzen sah und ihn fragte, wann dieser Früchte tragen würde. Der Mann sagte: »In siebzig Jahren«. Choni fragte ihn, ob er denn meine, er würde so lange leben, dass er von den Früchten noch genießen könne. Daraufhin gab ihm der Mann zur Antwort: »Als ich auf die Welt kam, fand ich fruchtbringende Johannesbrotbäume vor, die von meinen Vorvätern gepflanzt worden waren. So wie sie pflanzten, pflanze auch ich und trage Sorge für die kommenden Generationen, für meine Kinder und Enkelkinder« (Massechet Ta’anit 23a).
Diese Geschichte lehrt uns, dass der Ewige, der G’tt Israels, der Schöpfer der Welt, dem Menschen Anteil an der Erhaltung der Welt gibt. Er lässt uns ihm helfen, die Welt als einen Ort zu bewahren, auf dem der Mensch dauerhaft leben kann. Zu Beginn der Schöpfung sehen wir eine vollkommene Mensch-Natur-Beziehung. Nachdem der Ewige Adam erschaffen hatte, brachte er ihn in einen Garten voller schöner Bäume und süßer Früchte. Unsere Weisen sel. A. sagen, dass der Heilige, gepriesen sei sein Name, Adam nahm, ihn im Garten Eden spazieren führte, ihm all die schönen Bäume zeigte und zu ihm sagte: »Schau und siehe meine Werke, wie schön sie sind. Alles, was ich geschaffen habe, habe ich für dich geschaffen. Gib acht, meine Welt nicht zu verderben und zu zerstören« (Kohelet Rabba 7).
Die erste Mizwa, die das Volk Israel beim Eintritt in das Land Israel erhielt, war das Pflanzen von Bäumen: »Und wenn ihr in das Land kommt, so pflanzt allerlei Bäume zur Speise« (Wajikra 19:23). Bäume zu pflanzen zeugt von Beständigkeit und Stabilität. Es drückt den Willen des Menschen aus, sesshaft an einem Ort zu werden und die Früchte seiner Arbeit zu genießen. Nach vierzig Jahren der Wanderschaft in der Wüste, wo es unmöglich war, zu pflanzen, kommt das Volk Israel, um sich dauerhaft im Land niederzulassen.
Das Judentum misst dem Erhalt der Natur bereits vor der Entstehung von Naturschutzorganisationen große Bedeutung zu. Die Tora legte den Schutz der Natur als einen Teil der religiösen Gebote fest. So ist es verboten, einen Fruchtbaum abzuhauen, ganz gleich aus welchem Grund, sogar zur Zeit des Krieges, wie es heißt: »Du sollst ihre Bäume nicht verderben […] denn der Baum des Feldes ist ein Mensch« (Dwarim 20:19). Im Talmud wird von einem schönen Brauch erzählt, nach dem man bei der Geburt eines Jungen eine Zeder zu pflanzen pflegte und bei der Geburt eines Mädchens eine Akazie (Massechet Gittin 57a). Dadurch wurde das ganze Land Israel reich an Bäumen.
Die Propheten, die die Erlösung Israels voraussagten, versprachen, dass das Volk Israel in sein Land zurückkehren würde. Keinem Volk würde es gelingen, sich dauerhaft in Israel anzusiedeln, während Israel noch in der Diaspora weilt. Das Land Israel gibt seine Früchte allein dem Volk Israel. Unsere Weisen sel. A. sagen in Massechet Sanhedrin 98a, dass wenn das Land Israel beginnt, Früchte zu tragen, dies ein Zeichen für den Beginn der Erlösung ist, wie es heißt: »Ihr aber, Berge Israels, lasst euer Laub sprießen und tragt eure Frucht für mein Volk Israel, denn sie sind nahe daran zu kommen« (Jecheskiel 36:8).
Das Volk Israel sehnte sich all die Jahre der Diaspora nach dem Land Israel. So wurde Tu Bischwat, das Neujahr der Bäume, an dem die Berechnung des Lebensalters eines Baumes erfolgt, zu einem Fest, das die Verbindung des Volkes Israel mit dem Land Israel ausdrückt. Daher pflegen wir an diesem Tag einen Tisch mit Früchten herzurichten, besonders mit den sieben Arten, für die das Land Israel gepriesen wird: »Ein Land von Weizen und Gerste und Weinstöcken und Feigenbäumen und Granatbäumen; ein Land von ölreichen Olivenbäumen und Honig« (Dwarim 8:8). In Israel pflegt man heute zudem an Tu Bischwat neue Bäume zu pflanzen. Hier in der Diaspora haben wir die Möglichkeit durch eine »Baumspende« an der Bepflanzung Israels teilzuhaben.
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