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Menschen, die man vergisst, sterben ein zweites Mal
27.Juni 2011 | Pressemitteilung | Gedenken
Schülerinnen und Schüler der Löcknitz-Grundschule in Tempelhof-Schöneberg verlegten den 900. Gedenkstein ihres Projektes »!Denk-Mal! an jüdische Mitbürger«
Seit 1994 entsteht auf dem Gelände der Löcknitz Grundschule durch Initiative der Schülerinnen und Schüler der 6. Klassen ein Denk-Mal für Mitbürger jüdischen Glaubens aus Berlin-Schöneberg, die in Konzentrationslagern gewaltsam zu Tode gekommen sind. Seither beschriften die Schülerinnen und Schüler Jahr für Jahr Denk-Steine mit den Namen ehemaliger jüdischer Mitbürger und fügen diese in einer feierlichen Zeremonie in eine beständig wachsende Gedenkmauer ein.
Schulleiterin Christa Niclasen erinnerte eingangs der diesjährigen Gedenkfeier an das jüdische Sprichwort »Menschen, die man vergisst, sterben ein zweites Mal«, das der damalige Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland, Ignatz Bubis, 1997 bei der Steinverlegung den Schülerinnen und Schülern auf den Weg gegeben hatte. Seither ist dieses Sprichwort das Leitmotiv des Projektes, das im Jahr 2010 den ersten Preis des Respekt-Wettbewerbs des Berliner Ratschlag für Demokratie gewonnen hatte.
Für ihr Engagement erhielten die Schülerinnen und Schüler den Dank von prominenten Gästen. Die Ratschlagsmitglieder Prof. Dr. E. Jürgen Zöllner, Lala Süsskind und Prof. Dr. Andreas Nachama würdigten besonders die Leistung der Kinder, die Geschichte und die Verbrechen des Nationalsozialismus für alle erfahrbar zu machen.
Lala Süsskind und Andreas Nachama wiesen darauf hin, dass die Probleme des Rassismus und Antisemitismus noch immer nicht bewältigt sind. „Es gibt in Berlin einen Ratschlag für Demokratie“, so Nachama, „darin engagieren sich Berliner Persönlichkeiten, weil sie der Ansicht sind, dass wir auch heute Verantwortung für eine menschliche Gesellschaft übernehmen müssen.“ Nachama dankte den Schülerinnen und Schülern, dass auch sie mit ihrem Erinnern an die Verfolgten und Ermordeten des Naziregimes einen wichtigen Beitrag dazu leisten.
In Anwesenheit zahlreicher Gäste, darunter auch Zeitzeugen, Eltern, Lehrerinnen und Lehrer verlasen die Schülerinnen und Schüler jeden einzelnen Namen auf ihren Gedenksteinen und teilten mit, was sie persönlich mit der Person verbindet. So entdeckten die Schüler/innen, dass viele der damals ermordeten gleiche Nach- oder Vornamen trugen, dass sie am selben Tag Geburtstag hatten oder, dass sie in der selben Straße / im selben Haus wohnten.
Schulleiterin Niclasen teilte mit, dass die Entscheidung über die Fortführung des Projektes Jahr für Jahr in Händen der Kinder läge. Auf dem Gelände der Schule sei aber genügend Platz, die Mauer weiterzubauen solange es die Kinder wünschten.
Aus dem Newsletter des "Berliner Ratschlag für Demokratie"
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