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Mehr Multiplikatoren gewinnen
01.Juni 2017 | Beiträge – jüdisches berlin | Jugend
»jüdisches berlin« sprach mit der Rektorin des Touro-College, Sara Nachama, und den Dekanen Prof. Dr. Andrew Moskowitz und Prof. Dr. Peter Klein über die neuen Gemeindestipendien am Touro College
jb: Frau Nachama, das Touro College bietet seit über 15 Jahren Studiengänge mit staatlich anerkannten Hochschulabschlüssen an. Der Vorstand der Jüdischen Gemeinde zu Berlin vergibt nun erstmalig bis zu fünf Stipendien für Bachelor- und Masterstudiengänge an Ihrem College. Wie kam es zu dieser Entscheidung?
Sara Nachama: Mehrere Mitglieder Jüdischer Gemeinden haben sich am Touro-College beworben, von denen nicht alle im Stande sind, die Studiengebühren zu tragen. Das College selbst vergibt keine Stipendien. Mit dieser Entscheidung unseres Gemeindevorstands sollen auch sozial schwächere Mitglieder – nicht nur der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, sondern aller jüdischen Gemeinden – in die Lage versetzt werden, ein Studium am Touro-College aufzunehmen und – da die Stipendien für die gesamte Studienzeit vergeben werden – auch abzuschließen.
jb: Was ist das Besondere an Ihrer Hochschule?
Sara Nachama: Das Touro-College ist die einzige amerikanisch-jüdische Hochschule in Deutschland und bietet nicht nur jüdische, sondern auch berufsbezogene Studiengänge wie BWL Psychologie an. Besonders hervorzuheben ist der Studiengang »Holocaust Communication and Tolerance«, dessen Curriculum einzigartig in Europa ist.
jb: Die Stipendien können auch an Nicht-Gemeindemitglieder vergeben werden. Was ist der Hintergrund.
Sara Nachama: Für unsere Studiengänge, vor allem für das Programm »Holocaust Communication and Tolerance«, bewerben sich sowohl jüdische als auch nichtjüdische Studierende. Gerade dann, wenn nichtjüdische Menschen mehr über die Schoa lernen, werden Multiplikatoren gewonnen, die ihr Wissen anschließend in ihre jeweiligen Netzwerke weitertragen.
jb: Welche Leistungen sind in den Stipendien enthalten?
Sara Nachama: Die Jüdische Gemeinde zu Berlin übernimmt die vollständigen Studiengebühren. Darüber hinaus werden keine Leistungen erstattet.
jb: Welches soziale Engagement wird von den Kandidaten erwartet?
Sara Nachama: Die Studierenden des Touro-College beteiligen sich an verschiedenen sozialen Aktionen wie beispielsweise dem »Mitzva Day«.
Prof. Moskowitz: Die Absolventen des Touro-College haben eine große soziale Verantwortung, und sie müssen bereits vorher zeigen, dass sie dieser gerecht werden können. Wir wollen keine Nerds. Ziel des Touro-College ist es, dass jeder Absolvent das ist, was man auf Jiddisch »a Mentsch« nennt.
Prof. Klein: Wer sich für den Holocaust-Studiengang bewirbt, hat von vornherein großes Interesse an diesem Thema. Viele Studierende haben sich bereits vor Studienbeginn in Initiativen gegen Antisemitismus und Rassismus oder für Flüchtlinge engagiert. Ein solches Engagement ist neben den Leistungsvoraussetzungen ein »Billet d‘Entrée« für den Masterstudiengang..
jb: Professor Moskovitz, was sind die speziellen Inhalte Ihres Studienganges?
Prof. Moskowitz: Ich stehe den Bachelorstudiengängen für Psychologie (BA) bzw. Management (BSc) vor. Drei Jahre dauert der deutsche, vier der amerikanische Abschluss. Beide Studiengänge sind von hervorragender Qualität, alle Lehrenden bringen viel internationale Erfahrung mit. Das Management-Programm bietet Schwerpunkte in Marketing, Management, Finance und – beim deutschen Abschluss – eine volkswirtschaftliche Vertiefungsmöglichkeit. Das Psychologie-Programm ist insofern etwas Besonderes, weil wir für eine Fachhochschule einen sehr breiten Zugang zum Fach Psychologie haben, ähnlich dem an Universitäten. Unsere Schwerpunkte sind interkulturelle Psychologie, klinische Psychologie und Forschung.
jb: Professor Klein, was zeichnet Ihren Studiengang aus?
Prof. Klein: »Holocaust Communication and Tolerance« ist ein interdisziplinärer Masterstudiengang, der Inhalte mehrerer Studiengänge miteinander verknüpft. Wir lehren jüdische Geschichte und die Realgeschichte des Holocaust. Ein weiterer Teilbereich ist die Erforschung der Auswirkungen des Holocaust, sowohl auf die Gesellschaft als auch auf die Individuen. Und schließlich geht es um die Vermittlung der Schoa an die allgemeine und an die Fachöffentlichkeit. In einem kürzlich veröffentlichten Ranking belegte das Touro College Berlin mit seinen 170 Studierenden bei der Vermittlung der Shoah in Deutschland den 3. Platz nach der Ludwig-Maximilians-Universität München und der Humboldt-Universität zu Berlin.
jb: Auch unser jetziger Kulturreferent ist Absolvent des Masterstudiums »Holocaust Communication and Tolerance«. Herr Kosche, warum haben Sie am Touro-College studiert und wie empfanden Sie das Studium?
Hendrik Kosche: Ich studierte Neuere Geschichte, Politikwissenschaften und englische Geschichte. Seit 1998 bin ich Mitarbeiter der Gemeinde und wurde aufgrund dessen gefragt, ob ich dieses Studium aufnehmen würde. Das Studium war sehr intensiv, nicht nur inhaltlich gesehen, sondern auch, weil es parallel zu meiner Tätigkeit in der Jüdischen Gemeinde stattfand.
jb: Ist die Entscheidung, Stipendien zu vergeben, eine einmalige oder soll sie in den nächsten Jahren wiederholt werden?
Sara Nachama: Zunächst muss abgewartet werden, wie viele Bewerbungen jetzt eingehen. Geplant ist aber, diese Stipendien jedes Jahr neu aufzulegen.
jb: Dürfen wir noch um ein Schlusswort bitten?
Prof. Moskowitz: Das Touro College Berlin ist eine einzigartige Hochschule. Wir haben ein hervorragendes Studienangebot, das ganz wesentlich auch jüdische Inhalte vermittelt. Auf diese Weise trägt das College dazu bei, das Judentum zu verstehen, den Holocaust zu verstehen und Menschen zu sensibilisieren, um Vorurteilen und Rassismus entgegenzutreten.
Prof. Klein: Wir sind sehr froh, dass jetzt die Möglichkeit eröffnet wird, am Touro College Berlin zu studieren, ohne Studiengebühren aufbringen zu müssen. Dies ist die erste nicht-akademische Anerkennung der Hochschule. Bisher waren die Studierenden bei der Finanzierung ihres Studiums auf sich allein gestellt.
Sara Nachama: Es war der Traum Bernard Landers sel. A., Gründer des Touro College, möglichst vielen jüdischen Menschen, auch jenen mit nur einem jüdischen Elternteil, die jüdische Geschichte, das Judentum nahezubringen, damit diese sich in die jüdische Gemeinschaft, in die Jüdischen Gemeinden einbringen. Ein Hochschulstudium kann hier einen entscheidenden Beitrag leisten, weil es die entsprechenden Kompetenzen vermittelt. Wir sind der Jüdischen Gemeinde zu Berlin sehr dankbar, dass sie es Menschen, die nicht über die erforderlichen Mittel verfügen, ermöglicht, ein Studium am Touro College Berlin aufzunehmen. Damit kommen wir dem Traum Bernard Landers sel. A. einen Schritt näher.
jb: Frau Nachama, Prof. Moskowitz, Prof. Klein, vielen Dank für dieses Gespräch.
· Bewerbungsvoraussetzungen für die Gemeinde-Stipendien 2017:
Abitur/Hochschulreife, sehr gute Englischkenntnisse, soziales Engagement, Weltoffenheit
· Erforderliche Unterlagen: Abiturzeugnis/Nachweis der Hochschulreife, englischsprachiges Motivationsschreiben (1–2 Seiten).
· Englisch-Nachweis (außer Mutter-Sprachlern und Studenten, die bereits mindestens 4 Jahre in einem englischsprachigem Land ein englischsprachiges Vollzeit-Studium besucht haben): TOEFL-Tests und IELTS-Tests, die binnen der letzten zwei Jahre absolviert wurden. Die Mindestpunktzahl beträgt 79 bei TOEFL und 6.5 bei IELTS.
Angenommene Studenten müssen vor dem Studienantritt einen Einstufungstest für Englisch und Mathe absolvieren.
· Bewerbungsfrist: 31. Juli 2017 (Poststempel entscheidet)
· Maximale Förderdauer: je nach Programm 3–4 Jahre Regelstudienzeit, erforderliche Durchschnittsnote: B+ (= 2+)
· Ihre Bewerbungsunterlagen senden Sie bitte mit dem Stichwort »Stipendium Jüdische Gemeinde« an: Touro College Berlin, z. Hd. Matthias Zimmer, Am Rupenhorn 5, 14055 Berlin. T 030 300 686 0, F 030 300 686 39, info@ touroberlin.de
· Zu den Studiengängen: www.touroberlin.com
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