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Megillat Ester – G’tt wirkt auch im Verborgenen
01.März 2022 | Beiträge – jüdisches berlin | Feiertage
Gedanken zu Purim von Rabbiner Yitshak Ehrenberg
Unsere Weisen sel. A. fragen, ob es eine Andeutung der Geschehnisse der Esterrolle in der Tora gibt. Und ihre Antwort ist: »We Anochi Haster Astir Panaj«/»Aber ich … werde … mein Angesicht verbergen« (Dwarim 31:18). In der Hebräischen Wortwurzel »s.t.r.«, die das »Verbergen« bzw. das »Verborgene« ausdrückt, ist sowohl der Name "Ester“ als auch das versteckte Handeln G’ttes in der Estergeschichte angedeutet.
Die Esterrolle ist das einzige Buch des TaNaCh, in dem der Name des Ewigen nicht erwähnt wird. Gerade dadurch wird in ihrer Geschichte deutlich, dass der Ewige auch im Fall seines Verborgenseins da ist. Wer ihn wahrnehmen möchte, kann ihn erkennen. Nach Auffassung der Tora gibt es keinen Zufall, sondern alles steht unter g’ttlicher Aufsicht. Es kann vorkommen, dass wir manches nicht verstehen, aber es gibt ein Zusammenwirken vieler scheinbar zufälliger Ereignisse, die den verborgenen G’tt offenbaren.
Werfen wir einen Blick auf ein paar »Zufälle» in der Esterrolle: König Achaschwerosch will die Schönheit seiner Gemahlin Vaschti vorführen. Sie aber weigert sich und verliert ihr Königtum. Dann wird Ester als neue Königin ausgewählt, obwohl ihre Abstammung nicht bekannt ist. Ihr Vormund Mordechai erfährt, dass die Höflinge Bigtam und Teresch einen Anschlag auf den König planen und rettet ihn. Doch wird Mordechai nicht unmittelbar für die Rettung des Königs belohnt, sondern zunächst lediglich in einem Gedenkbuch verzeichnet. Als Ester sich im Verlauf der weiteren Ereignisse ohne Audienzerlaubnis zum König begibt, begnadigt er sie durch Ausstrecken seines Zepters. So entkommt sie der Todesstrafe, die auf unerlaubte Annäherung an den König steht. Nachdem Ester um eine Zusammenkunft zwischen ihm, ihr und dem judenfeindlichen Minister Haman bittet, kann der König ausgerechnet in dieser Nacht nicht schlafen und lässt sich aus dem Gedenkbuch vorlesen. Und dieses wird genau an der Stelle aufgeschlagen, an der von Mordechais aufgedeckter Verschwörung gegen den König berichtet wird. Als am folgenden Tag Haman zum König geht, um über seine Rachepläne gegen Mordechai zu sprechen, kommt Achaschwerosch nach einem kurzen Verlassen des Saales genau in dem Augenblick wieder zurück, in dem Haman um Gnade flehend Ester bedrängt. Und dann kommt auch noch einer der Beamten des Königs im selben Moment hinzu und berichtet, dass Haman einen Galgen für Mordechai aufrichten lassen hat. So greifen hier mehrere "Zufälligkeiten“ ineinander und zeigen den Gesamtplan. Es ist der in der Megillat Ester verborgene G‘tt, der alles genau so zur Rettung Israels veranlasst hat.
Das Purimfest ist nach »Pur«, persisch für Los/Schicksal, benannt. Haman, der Amalekiter, glaubte nicht an den Ewigen, sondern an das Schicksal. Er wählte den Monat Adar, weil er wusste, dass Mosche Rabbenu, der Retter des Volkes Israel, in diesem Monat gestorben war. Allerdings wusste er nicht, dass Mosche in diesem Monat, an genau dem gleichen Tag, geboren wurde.
Der Name des Ewigen bleibt absichtlich in der Esterrolle verborgen. Die Geschichte des Buches ereignete sich in Persien, in der Diaspora. Auch in der Diaspora können wir, ja ist es uns geboten, den Ewigen auf Schritt und Tritt zu suchen und zu finden – denn es gibt keine Zufälle. Amalek ist von der Gesinnung beherrscht, dass alles in der Welt zufällig ist. Das Volk Israel dagegen glaubt an die g’ttliche Vorhersehung und dass alles nach G’ttes Plan geschieht.
Das Purimwunder ist ein wunderbares Beispiel für die g‘ttgewirkte Existenz des Volkes Israel in der Welt. Nach historischer Logik hätte Israel all die Vernichtungsversuche »Hamans« und »Amaleks« nicht überleben können. Auch in unserer Zeit gibt es Hamans. In jeder Generation stehen solche gegen uns auf, die uns auslöschen wollen, doch der Heilige, gepriesen sei sein Name, rettet uns aus ihrer Hand. Das Volk Israel lebt und besteht auf ewig.
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