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Masal tow!

01.August 2011 | Beiträge – jüdisches berlin | Gemeinde

Die jüdische Heinz-Galinski-Grundschule feierte ihr 25-jähriges Jubiläum

Am 19. Juni hatte die Heinz-Galinski-Schule zu ihrem alljährlichen Sommerfest geladen. Das Sommerfest des Jahres 2011 markierte zusätzlich das 25-jährige Gründungsjubiläum der jüdischen Grundschule in Berlin. Auf Initiative von engagierten Eltern konnte 1986 in der Bleibtreustraße die erste jüdische Grundschule nach der Schoa in Berlin ihre Tore öffnen. Neun Jahre später wurde Zvi Heckers neues Schulgebäude in der Waldschulallee eingeweiht und nach dem langjährigen Gemeindevorsitzenden Heinz Galinski sel. A. benannt. Mirjam Marcus, stellvertretende Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde und Dezernentin für Schule, Jugend und Erziehung begrüßte die zahlreichen Gäste zu dieser Feier mit einem Zitat des verstorbenen Vorsitzenden des Jüdischen Weltkongresses, Nachum Goldmann: »Wie kann ein junger Jude ein guter Jude bleiben, wenn er nichts von der jüdischen Geschichte kennt, nichts von dem weiß, was die Juden auf religiösem, philosophischen, literarischen und künstlerischen Gebiet geschaffen haben? Die einzige Lösung ist, jüdische Ganztagsschulen zu gründen…« Dass diese Gründung eine Erfolgsgeschichte ist, beweisen die Zahlen: Begonnen hat die Grundschule mit zwei Dutzend Kindern, heute besuchen knapp 300 Schülerinnen und Schüler die Einrichtung.

Auf der Bühne berichtete Gründungsdirektor Dr. Barkol von den schwierigen Anfängen und seiner buchstäblich einzeln geleisteten Überzeugungsarbeit. Von Tür zu Tür ist er 1986 gegangen, um jüdische Familien für die 1. Klasse einer noch zu gründenden jüdischen Grundschule zu begeistern und zu verpflichten. Es sollte nicht lange dauern, dass die Zuwanderung junger Familien aus der ehemaligen Sowjetunion nach 1990 der Schule viele neue Schüler bescherte, so dass sie beständig wachsen konnte und schließlich ein neues Schulhaus brauchte. Inzwischen kann die Heinz-Galinski-Schule so manche Vorreiterroller für sich beanspruchen, sei es die frühe Einführung des Ganztagsbetriebs, die Errichtung einer Schülerbibliothek 1996 oder die Ablösung der klassischen Kreidetafeln vor zwei Jahren durch die Ausstattung aller Klassenzimmer mit den interaktiven Whiteboards.

Die Jubiläumsfeier der Heinz-Galinski-Schule,   Foto: HGSDie Jubiläumsfeier der Heinz-Galinski-Schule,   Foto: Helga SimonDie Jubiläumsfeier der Heinz-Galinski-Schule,   Foto: Margrit Schmidt

25 Jahre jüdische Grundschule in Berlin, das bedeutet auch 25 Jahre Integrationsleistung – Integration in die Jüdische Gemeinde und Integration in die deutsche Gesellschaft. In der Heinz-Galinski-Schule finden verschiedene Herkünfte, Sprachen, Kulturen und Meinungen ihren Platz, die zusammen eine (Schul-)Gemeinschaft bilden. Im Laufe der Zeit sind durch die geschwungenen und zugegebenermaßen auch etwas verwirrenden Gänge des Zvi Hecker-Baus schon so manche Füße gelaufen, seien es große oder kleine. So wundert es nicht, dass zur Jubiläumsfeier viele Hundert Menschen kamen, die auf vielfältige Weise mit der Schule verbunden sind.

Die Stimmung war grandios und jeder Winkel – des an Winkeln wahrlich nicht armen Gebäudes – bot eine andere Überraschung. Es gab die Schaumkuss-Wurfmaschine, welche die Leckerei den Kindern direkt in die Münder fliegen ließ. Eierlaufen und Basteln, Schachspielen, Büchsenwerfen, Schminken, Armbrustschießen und das Fußballturnier gegen die benachbarte Wald-Grundschule und die Christburg-Grundschule (das unsere HGS-Schüler gewannen) waren nur einige der abwechslungsreichen Angebote an diesem Nachmittag.

Die Schule hatte als integrativer Bestandteil des Gemeindelebens stets viele Förderer aus den jeweiligen Vorständen und unter den Eltern. Auch in Zukunft wird die Heinz-Galinski-Schule ein wichtiges Fundament sein, auf dem jüdische Bildung und Erziehung in Berlin ruht. Wir sind gespannt auf die nächsten Innovationen, die von dieser Institution ausgehen werden und freuen uns auf die Weiterentwicklung des pädagogischen Programms. Frau Dr. Hartmann, die Direktorin, hat ganz recht, als sie am Ende ihrer Begrüßungsrede sagte: »Wir treffen uns wieder bei der 50. Jubiläumsfeier!«

Sandra Anusiewicz-Baer