Beitragssuche
Lernfestival Limmud immer beliebter
07.Juni 2011 | Pressemitteilung | Kultur
Über 500 Juden aus der ganzen Bundesrepublik beim Lernfestival Limmud am Brandenburger Werbellinsee von Gerald Beyrodt
Schon Wochen vor dem Festival waren die Karten ausverkauft. Über 500 Juden aus der ganzen Bundesrepublik nehmen am Lernfestival Limmud am Werbellinsee teil. Der Andrang zeigt: Limmud hat sich etabliert in Deutschland.
Für viele ist das Festival neben Pessach und Jom Kippur ein fester Termin im jüdischen Jahr. Wer sich bei umhört, bekommt immer wieder zu hören: gerade die Unterschiedlichkeit der Teilnehmer ist ein großes Plus. Hier einige Zitate von Besuchern:
"Ich finde es wunderbar eine Zeit lang mit so vielen Juden zu verbringen, unheimlich viele Leute kennen zu lernen und Erfahrungen auszutauschen, und hab fantastische Workshops gehabt. Ich hab so viel gelernt, wie sonst in drei Jahren nicht." ...
"Es ist wunderbar, jüdische Menschen zu treffen unterschiedlichster Orientierung, Alter, Generation, Herkunft und ein tolles Treffen, um sich auszutauschen, zu diskutieren, konstruktiv zu streiten - wunderbar."...
"Vor allem, dass es ein Ort ist an dem sich alle treffen, alle Juden, weil im Grunde genommen die jüdische Gemeinschaft sehr in Bezirke aufgeteilt ist. Man geht in die eine Synagoge, und dann gibt es noch vier, in die man ganz bestimmt nicht gehen würde, und bei Limmud treffen sich einfach alle, egalitär, säkular, orthodox, liberal, was auch immer. Und das finde ich gut, dass es ein Ort ist, wo man sich nicht wirklich aus'm Weg gehen kann und man kann, wenn man über seinen eigenen Schatten springt, durchaus auch von anderen lernen."
Auf dem Gelände am Brandenburger Werbellinsee trifft man orthodoxe Rabbiner genauso wie Rabbinerinnen. Es hat lange Überzeugungsarbeit gebraucht, um orthodoxe Juden zu dem Festival zu bringen, erzählt Toby Axelrod, die Vorsitzende von Limmud: "Es gibt mehr Hemmungen seitens orthodoxer Juden, zu so einer Veranstaltung zu fahren, weil sie sind unsicher, dass es tatsächlich alles echt koscher ist, dass wir die Möglichkeiten haben, wirklich eine Shomer-Shabbat-Erlebnis anzubieten, Gottesdienste und so weiter müssen auch passend sein, und sie haben dann erfahren, dass wir wirklich, obwohl unser Team ist ein Spiegel aus alle Richtungen in Judentum, von Konversion bis Orthodoxie, dass wir es ermöglichen, für alle zu Hause zu fühlen bei Limmud. Es ist manchmal ein Kampf, die Gruppen zusammen zu bringen."
Möglich wird orthodoxen Juden die Teilnahme durch Regeln, die für alle gelten: Am Schabbat bleiben in Seminarräumen die Beamer und die CD-Player ausgeschaltet, niemand schreibt sich etwas auf. Auch das Essen ist koscher. In einem eigenen Workshop vermittelt ein Rabbiner, wie man einen Eruw baut, also einen Bezirk, an dem am Schabbat Tragen erlaubt ist. Auf dem Gelände gibt es viele unterschiedliche Gottesdienste: Orthodoxe feiern dort genauso wie Reformjuden, Anhänger der Jewish Renewal-Bewegung und konservative Juden. Natürlich gehen die meisten Beter in die Gottesdienste, die ihnen vertraut sind, doch es gibt Ausnahmen, erzählt Programmdirektorin Julia Itin: "Im letzten Jahr, ein orthodoxes Mädchen ist in Reformgottesdienst gegangen, um sich das einfach mal anzuschauen, weil sie sich das vorher nie getraut hat, und ich glaube das ist sehr schöne Illustration dafür, wie Limmud Grenzen von verschiedene jüdische Gruppen durchlässiger macht."
Wer zu Limmud komme, wisse, worauf er sich einlasse, findet Toby Axelrod. Er müsse Offenheit für andere mitbringen: "Und ich finde, dass im Allgemeinen die Sache bewegt sich langsam in der Richtung, dass die Leute verstehen, dass nur Juden aus andere Richtungen kennen zu lernen und im gleichen Klassenzimmer zu sitzen, heißt nicht, dass du plötzlich Reform wirst oder orthodox wirst. Es geht nur darum, dass es andere Menschen sind. Wir können mehr schaffen, wenn wir diese Ängste abschaffen."
Etwa 180 Kurse stehen auf dem Programm. Wer an dem Festival teilnimmt, kann auch selbst einen Vortrag halten oder einen Workshop anbieten. Der Grundgedanke von Limmud: Lernende sind Lehrende und Lehrende sind Lernende.
Erstmalig in diesem Jahr hat Limmud besondere Schwerpunktthemen: die Welt verbessern - auf Hebräisch Tikkun olam, und Gender-Fragen. Ein Workshop beschäftigt sich mit Frauenbeteiligung an orthodoxen Gottesdiensten - immer noch ein heißes Eisen. Und wer ganz praktisch die Welt verbessern möchte, kann auf dem Limmud-Gelände gleich Blut spenden, für das nahe gelegene Krankenhaus in der Stadt Eberswalde.
© 2011 Deutschlandradio
(abgedruckt mit freundlicher Genehmigung von Deutschlandradio und des Autors)
http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/ausderjuedischenwelt/1473797/
jüdisches berlin
2012_24 Alle Ausgaben
- Dezember 2024
- November 2024
- Oktober 2024
- September 2024
- Juni 2024
- Mai 2024
- April 2024
- März 2024
- Februar 2024
- Januar 2024
- Dezember 2023
- November 2023
- Oktober 2023
- September 2023
- Juni 2023
- Mai 2023
- April 2023
- März 2023
- Februar 2023
- Januar 2023
- Dezember 2022
- November 2022
- Oktober 2022
- September 2022
- Juni 2022
- Mai 2022
- April 2022
- März 2022
- Februar 2022
- Dezember 2021
- November 2021
- Oktober 2021
- September 2021
- Juni 2021
- Mai 2021
- April 2021
- Januar 2018
- März 2021
- Februar 2021
- Mai 2020
- Januar 2021
- Dezember 2020
- November 2020
- September 2020
- Oktober 2020
- Juni 2020
- April 2020
- März 2020
- Februar 2020
- Januar 2020
- September 2019
- November 2019
- Juni 2019
- Mai 2019
- April 2019
- März 2019
- Februar 2019
- Dezember 2018
- Januar 2019
- Mai 2015
- November 2018
- Oktober 2018
- September 2018
- Juni 2018
- Mai 2018
- April 2015
- März 2015
- März 2018
- Februar 2017
- Februar 2018
- fileadmin/redaktion/jb197_okt2017.pdf
- September 2017
- Juni 2017
- April 2017
- November 2017
- Januar 2017
- Dezember 2016
- November 2016
- Oktober 2016
- September 2016
- Juni 2016
- Mai 2016
- April 2016
- März 2016
- Februar 2016
- Januar 2016
- Dezember 2017
- Dezember 2015
- November 2015
- September 2015
- Juni 2015
- Oktober 2015
- Februar 2015
- Januar 2015
- Dezember 2014
- November 2014
- Januar 2022
- Oktober 2014
- September 2014
- Juni 2014
- Mai 2014
- März 2014
- Februar 2014
- Januar 2014
- Dezember 2013
- November 2013
- Oktober 2013
- Juni 2013
- Mai 2013
- April 2013
- März 2013
- Februar 2013
- Januar 2013
- Dezember 2012
- November 2012
- Oktober 2012
- September 2012
- Juni 2012
- Mai 2012
- April 2012
- März 2012
- Februar 2012
- Januar 2012