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30.September 2008 | Beiträge – jüdisches berlin | Jugend
Shirly Wolff über ihr Studium am Touro College Berlin, das sie letztes Jahr erfolgreich abgeschlossen hat
Betritt man den liebevoll gepflegten Campus am Rupenhorn fällt sofort der Sprachenchor auf: Englisch, Deutsch, Hebräisch, Russisch, Arabisch, Spanisch, Nepali, Türkisch, Bulgarisch und so weiter. Das Touro College Berlin, Deutschlands erste amerikanisch-jüdische Privathochschule, gab im September den Startschuss für das neue Semester und öffnete seine Türen erneut für weit über 100 Studenten aus über 20 Nationen, die Betriebswirtschaftslehre oder Holocaustvermittlung studieren. Das war einer der Gründe, warum auch ich mich vor vier Jahren für ein Studium am Touro College entschieden hatte. Als Mitglied der Jüdischen Gemeinde war für mich nicht nur der Austausch mit anderen Kulturen wichtig, sondern auch ethische und religiöse Grundsätze.
»Wir legen viel Wert darauf, dass sich unsere Studenten neben der Business-ausbildung auch soziale Kompetenzen aneignen«, betont Direktorin Sara Nachama. Und so war es auch: In jedem Kurs, den ich absolvierte, wurden wir zu sozialem und ethischem Denken angeregt. Den Professoren liegt es besonders am Herzen, Studenten zu Führungskräften auszubilden, deren Entscheidungen auf ethischen Grundlagen basieren. So bietet das Touro College Berlin neben Fächern wie Management, Marketing und Personalwesen auch geisteswissenschaftliche Kurse wie Psychologie, Philosophie und Ethik an. Die Studenten bekommen nicht nur eine theoretische Ausbildung, sondern sollen auch positive zwischenmenschliche Beziehungen eingehen. Soziale Kompetenzen lernten wir aber nicht nur von den Dozenten, sondern besonders von unseren internationalen Kommilitonen. Während meines gesamten Studiums hat mir die intensive Gemeinschaftsarbeit gezeigt, wie unterschiedlich verschiedene Kulturen miteinander umgehen. Und dies habe ich sehr zu schätzen gelernt. Geld ist ein ersetzbares Gut, die Freundschaften und Erfahrungen, die ich am Touro College gemacht habe, sind unbezahlbar und unersetzlich.
Der »Kulturaustausch« aus der Studienzeit wird auch bei den Absolventenfeiern deutlich. Am 24. Juni 2008 feierte das Touro College Berlin sein fünfjähriges Bestehen. Zum dritten Mal wurden fast 30 Absolventen mit Talar und Barett im Berliner Rathaus in ihre berufliche Zukunft verabschiedet. Nach drei Jahren Studium erhielten sie in einem feierlichen Festakt vor Familienmitgliedern, Freunden und prominenten Gästen ihre Diplome.
Mit dem Anspruch, neue Wege für die Kommunikation des Holocaust zu gehen, wurde im letzten Jahr ein neuer Fachbereich am Touro College Berlin gegründet: Holocaust Studies. Hier lernen die Studenten insbesondere die Geschichte von 1939 bis 1945 zeitgemäß wiederzugeben und gegen die »Geschichtsmüdigkeit« vieler junger Leute anzugehen. In den zwei Jahren ihrer Ausbildung setzen sie sich intensiv mit der Ermordung der europäischen Juden auseinander und mit deren Darstellung in Medien, Filmen, Schulbüchern und Ausstellungen.
Für Berlin bedeutet dieser Studiengang eine direkte Konfrontation mit der Geschichte und ein Fortschritt. Nicht nur Denkmäler und Zeitzeugen sollen und können an das Geschehene erinnern. Es müssen neue Wege gefunden werden, sich konstruktiv und nachhaltig mit dieser Thematik auseinanderzusetzen. Auch der Faktor Emotionalität spielt eine entscheidende Rolle, denn nicht immer sind es die offensichtlichen Dinge, die sich am besten für die Darstellung und eine dauerhafte Erinnerung eignen. Oft sind es gerade kleine, unscheinbare Details, die emotionale Bindungen hervorrufen. Ich denke, dass es sich lohnt, solche Überlegungen zur Erinnerungskultur auszubauen, und dass Berlin hier vom Touro College in jeder Hinsicht profitieren kann.
Informationen:
www.touroberlin.de
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