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Kein Geld für Antisemiten!
01.März 2018 | Beiträge – jüdisches berlin | Gemeinde, Politik, Gesellschaft
Nach einer Analyse der aktuellen Situation judenfeindlicher Vorfälle schlug der Antisemitismus-Beauftragte der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, Sigmount A. Königsberg, bei der Anhörung im Ausschuss für Integration, Arbeit und Soziales des Abgeordnetenhauses von Berlin eine Reihe von Maßnahmen vor, die kurzfristig umzusetzen wären und das Land Berlin eindeutig positionieren würden.
Er erinnerte an die von der Bundesregierung am 20.9.2017 angenommene Arbeits-Definition Antisemitismus: »Antisemitismus ist eine bestimmte Wahrnehmung von Juden, die sich als Hass gegenüber Juden ausdrücken kann. Der Antisemitismus richtet sich in Wort oder Tat gegen jüdische oder nichtjüdische Einzelpersonen und/oder deren Eigentum sowie gegen jüdische Gemeindeinstitutionen oder religiöse Einrichtungen. Darüber hinaus kann auch der Staat Israel, der dabei als jüdisches Kollektiv verstanden wird, Ziel solcher Angriffe sein.«
Königsberg schlug vor, das Land Berlin möge als erstes Bundesland diese Definition übernehmen und in allen seinen Einrichtungen, Behörden und Verwaltungen sowie den Bezirken und den landeseigenen Betrieben implementieren.
Weiter ging Königsberg auf die antisemitische BDS-Bewegung ein. BDS stehe für »Boycott, Divestment and Sanc-tions«. Hier gehe es nicht um einen Weg zum Frieden im Nahen Osten, sondern einzig und allein um die Zerstörung Israels. Mitglieder dieser Bewegung brüllten eine 82-jährige Schoaüberlebende in SA-Manier nieder und riefen am 9. November zum Boykott Israels auf. Angesichts des 80. Jahrestages der Pogromnacht, der 2018 ansteht, stünde es Berlin gut zu Gesicht, wenn BDS und BDS-nahe Organisationen weder vom Lande Berlin noch von den Bezirken, noch von den landeseigenen Betrieben finanzielle Mittel oder Räumlichkeiten erhalten und parteiübergreifend ein entsprechender Beschluss des Abgeordnetenhauses verabschiedet würde. Vertreter von Regierung und Opposition im Abgeordnetenhaus haben sich zu diesem Thema bereits eindeutig gegen BDS positioniert.
Aufgrund der Vorfälle im Dezember 2017 (siehe letzes jb) wurde eine Unterbindung von Hasskundgebungen ebenso gefordert wie eine Verlegung des sogenannten »Al Quds«-Marsches weg vom Ku‘damm, denn diese Demonstration schränke den uneingeschränkten Zugang der Beter zur Synagoge Joachimsthaler Straße ein.
Wenn 40% der deutschen Schüler nicht wüssten, was Auschwitz sei, dann müssten auch die bisherigen pädagogischen Konzepte auf den Prüfstand gestellt werden. Grundsätzlich seien Besuche von KZ-Gedenkstätten zu begrüßen, aber diese sollten äußerst sorgfältig vorbereitet, begleitet und nachbereitet werden, so Königsberg. Einfach einen Tag in Sachsenhausen oder Buchenwald zu verbringen, werde keinen Effekt haben. Zudem stünden dank des Projekts »Zeugen der Shoah« der FU Berlin und der Spielberg-Foundation fast tausend deutschsprachige Interviews mit Überlebenden und Zeugen der Schoa zur Verfügung. Das Berliner Touro-College biete einen Master-Studiengang »Holocaust Communication and Tolerance« an, dessen Absolventen besonders für die Vermittlung der Schoa qualifiziert seien.
Auch besondere Fortbildungen für Lehrer müssten stärker genutzt werden. Es sei an der Zeit, in Berlin vorhandene Ressourcen, Kompetenzen und Expertisen intensiver als bisher zu nutzen. Das könne und solle sehr schnell geschehen, so Königsberg.
Grundsätzlich wäre längerfristig die Lehrerausbildung völlig neu zu konzipieren. Aufgrund der veränderten Herausforderungen an den Schulen sollten Lehrer in der Lage sein, sicher zu stellen, dass die Schule ein geschützter Raum ist, in dem sich alle wohl fühlen.
Die Jüdische Gemeinde zu Berlin muss in die Lage versetzt werden, alle ihre Kinder zu unterrichten, auch die, die kein Gymnasium besuchen können. Wir – die Jüdische Gemeinde – stehen in der Pflicht, alle unsere Kinder und Jugendliche zu schützen, ihnen Raum zu geben, frei von antisemitischen Übergriffen lernen zu können. Unsere Kinder können nicht warten, bis die staatlichen Aus- und Fortbildungsprogramme greifen.
jüdisches berlin
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