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Jüdischer »Input«
01.Februar 2010 | Beiträge – jüdisches berlin | Gemeinde, Jugend, Religion
Zum Religionsunterricht außerhalb der jüdischen Schulen
Pünktlich zum Ende des ersten Schulhalbjahres erscheint dieser Bericht über unser neues Projekt »Ausbau des jüdischen Religionsunterrichts außerhalb der Jüdischen Schulen«. Eigentlich handelt es sich dabei gar nicht um ein neues Projekt, denn schon im 19. Jahrhundert gab es in Berlin jüdischen Religionsunterricht an staatlichen Schulen – und auch an den vielen jüdischen Privatschulen.
Seit der Gründung der Heinz-Galinski-Grundschule und der Jüdischen Oberschule haben Kinder und Jugendliche in Berlin wieder die Möglichkeit, ganz in einer jüdischen Atmosphäre ihre Schulzeit zu verbringen. Dort sind Religions- und Hebräischunterricht Pflicht – und auch in den anderen Fächern und im Freizeitbereich können in einzigartiger Weise jüdische Inhalte und jüdische Praxis einbezogen werden.
Es gibt jedoch vielfältige Gründe, warum sich Familien für andere Schulen entscheiden – mehr als die Hälfte der Gemeindekinder geht auf andere Schulen. Es ist uns ein Anliegen, auch diesen Kindern eine formelle jüdische Bildung anzubieten, also ein Lernangebot über das Jugendzentrum und die Machanot hinaus.
Ideal ist natürlich, wenn dieses Angebot in den Schulalltag der Kinder integriert ist, wie es schon seit vielen Jahren an der Grunewald-Grundschule und der John-F.-Kennedy-Schule der Fall ist. Diese Schulen werden von so vielen jüdischen Kindern besucht, dass es für jede Klassenstufe mindestens eine Gruppe für den jüdischen Religionsunterricht gibt. Zu bestimmten Stunden teilen sich also die Klassen, und die jüdischen Kinder treffen sich im Raum für jüdischen Religionsunterricht. An der Wand findet man das hebräische Alphabet und Kunstwerke, die sich auf den letzten Feiertag beziehen – und die Schränke quellen über von Materialien, die die erfahrenen Lehrerinnen gesammelt haben und einsetzen. Besonders beeindruckt hat mich die gute Kooperation, die mit den anderen Religionslehrern besteht, es gibt gemeinsame Projekte und einen ganz unkomplizierten kollegialen Austausch.
Zum Schuljahr 2009/10 ist es uns gelungen, an zwei weiteren Schulen jüdischen Religionsunterricht einzuführen, und zwar an der Nelson-Mandela-Schule und an der Schule am Falkplatz. In beiden Fällen sind wir von der Schulleitung ermutigt und unterstützt worden. Wir freuen uns, dass dort jetzt acht bzw. 15 Kinder den jüdischen Religionsunterricht besuchen. Da diese Gruppen (noch) relativ klein sind, findet der Unterricht jahrgangsübergreifend statt – und ist deshalb in den Randstunden bzw. im Freizeitbereich platziert.
Wir planen noch weitere neue Standorte und möchten alle Eltern ermutigen, ihr Interesse anzumelden – vor allem, wenn ihnen noch andere jüdische Familien in der Klassenstufe ihrer Kinder bekannt sind!
Ein ganz neues Projekt ist der zentrale Religionsunterricht: Früher fand dieser an einem Nachmittag in der Woche im Gemeindehaus statt. Da immer mehr Kinder Ganztagsschulen besuchen, sind die Nachmittage jedoch meist ausgebucht und neben Musik, Sport und anderem bleibt für den Religionsunterricht oft kein Raum. Deshalb bieten wir den Unterricht jetzt in Kompaktform an – einmal im Monat sonntags von 10 bis 15.30 Uhr an verschiedenen Lernorten (z.B. Jüdisches Museum, Synagoge, Gemeindehaus, Heinz-Galinski-Schule). Die Tage sind so aufgebaut, dass Lerneinheiten, Pausen und Kreativeinheiten sich abwechseln – so haben wir uns beim letzten Mal im Garten des Jüdischen Museums bei einer Schneeballschlacht Appetit auf die koschere Pizza gemacht. Die Themen sind in sich abgeschlossen, sodass man nicht den Anschluss verliert, wenn man einen Termin verpasst. Wir beschäftigen uns mit Kaschrut, Chanukka, der hebräischen Schrift und Sprache, mit dem, was in einer Synagoge geschieht und vielem mehr. Die Kinder sind begeistert – und die Madrichim und Lehrer sind zwar am Ende des Tages erschöpft, aber haben auch großen Spaß! Inzwischen nehmen 25 Kinder am Programm teil – und wir freuen uns immer noch über neue Gesichter.
Ein drittes Projekt ist aus Gesprächen an verschiedenen Schulen entstanden: Es besteht großes Interesse daran, jüdische Fachleute in den Ethikunterricht oder auch den Deutsch- oder Geschichtsunterricht einzuladen, damit Themen zum Judentum kompetent und aus erster Hand bearbeitet werden können. Dabei geht es nicht nur um Religionskunde im engeren Sinne, sondern auch um einen jüdischen Input in allgemeinere Themen. Wir sind dabei, das konkrete Interesse an den Schulen abzufragen und für Anfragen jeweils passende Referenten und Referentinnen zu finden.
Rabbinerin Gesa Ederberg
Wir freuen uns über Ihre Anmerkungen und Rückfragen – melden Sie sich bei Rabbinerin Ederberg, Koordinatorin für den Religionsunterricht außerhalb der Jüdischen Schulen, religionsunterricht@jg-berlin.org, oder 88028-253, Sekretariat
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