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Israel in deutschen Schulbüchern
01.September 2014 | Beiträge – jüdisches berlin | Kultur
Bei der Podiumsdiskussion »Israel im Unterricht – Perspektiven für einen Wandel« mit Kirsten Tenhafen, Jörg Rensmann und Dr. Nikoline Hansen, zu der im Juni die Scholars for Peace in the Middle East, die Deutsch-Israelische Gesellschaft und die Jüdische Volkshochschule eingeladen hatten, war die verzerrende Darstellung des Nah-Ost-Konflikts in Schulbüchern Thema.
Schon die Beschreibungen des Biblischen Israels in deutschen Schulbüchern folgen immer wiederkehrenden Klischees. Juden werden als Eindringlinge und unrechtmäßige Okkupanten dargestellt. Selten wird auf die jüdische Geschichte Israels Bezug genommen und wenn, dann mit der Absicht die historische Verbindung von Juden zu Israel zu marginalisieren oder um jüdische Geschichte als eine Geschichte der Aggression darzustellen. So steht im Geschichtsbuch Horizonte 12 (Westermann-Verlag) für die gymnasiale Oberstufe: »Als die Juden (…) sich in der Gegend zwischen dem Fluss Jordan und dem Mittelmeer niederließen, kamen sie als Eroberer in ein schon seit der Steinzeit besiedeltes Land. (...) die Entstehung eines jüdischen Staates aus einem losen Stammesverband war ein langwieriger, schwieriger Prozess, der gegen den Widerstand der bereits dort lebenden Bevölkerung stattfand. (…)«
Auch die Darstellung des Zionismus folgt dem Klischee, dass dieser europäischem Imperialismus gleichzusetzen sei. Hingegen wird das Bündnis zwischen Hitler und Amin El Husseini, dem damaligen Mufti von Jerusalem, wenn überhaupt, relativierend erwähnt, über dessen unmittelbare Verantwortung an der Schoa (er verhinderte die Freilassung von 5000 jüdischen Kindern) wird geschwiegen.
In diesem Tenor wird auch die Staatsgründung behandelt. Dass es einen UN-Teilungsplan gegeben hat, dass die arabische Bevölkerung die Gelegenheit hatte, ihren eigenen Staat zu gründen und dies abgelehnt hatte, wird nicht berichtet. Hingegen werden die Ereignisse so dargestellt, als ob die Entstehung des Staates Israel ein aggressiver Akt gewesen sei, in dessen Folge es zum Krieg und zur Flucht eines Teils der arabischen Bevölkerung gekommen ist. Die Vertreibung der Juden aus arabischen Staaten findet keine Erwähnung.
Die untersuchten Schulbücher vermittelten Verständnis für terroristische Anschläge, da sie die Taten legitimieren, während es anscheinend keine Opfer gibt. So heißt es in einer Lehrer-Handreichung (Forum Geschichte 4): Festzuhalten ist, dass der Begriff »Selbstmordattentat« westlich geprägt ist: Aus der Sicht des Islam, der den Selbstmord verbietet, sterben die Attentäter den Märtyrertod, der Ruhm in dieser und das Paradies in der jenseitigen Welt verheißt. Ihren Hinterbliebenen wird zu diesem Ereignis gratuliert«.
Israelis kommen in den Schulbüchern ausschließlich als Soldaten, Orthodoxe oder Siedler vor. Die Perspektive und die Lebenssituation israelischer Kinder und Jugendlicher wird verschwiegen und mit ihr die gesamte israelische Zivilgesellschaft (wie etwa die Innovationen auf medizinischem und technologischem Gebiet, die pulsierende Musik-, Party- oder Gay-Szene). Israel als einzige Demokratie im Nahen Osten wird so aus den Schulbüchern komplett ausgeblendet.
In der Darstellung des arabisch-israelischen Konflikts wird fast ausschließlich Israel Verantwortung zugewiesen. Eine Verantwortung der Palästinenser für die Verpflichtungen, die sich aus den geschlossenen Verträgen ergeben, wird kaum erwähnt, Terroranschläge werden verharmlost und es fehlen wichtige Fakten, die zum Verständnis der Geschichte des Konflikts notwendig sind.
In den Schulbüchern werden Israelis zu Tätern erklärt, Antisemitismus kommt in den Schulbuchtexten im Zusammenhang mit dem Arabisch-Israelischen Konflikt generell nicht vor. Diese Darstellung bereitet im weiteren Verlauf schließlich im Zusammenhang mit der Übernahme palästinensischer Propaganda und antisemitischer Stereotype den Boden für die israelfeindliche Rezeption der Geschichte der Staatsgründung Israels und des arabisch-israelischen Konflikts durch Schülerinnen und Schüler.
Am Ende des Abends waren sich die Anwesenden, Referenten wie Zuschauer einig, dass alle, die an der Produktion von Schulbüchern beteiligt sind – Schulbuchautoren und Lehrer, Verlage, Gutachter, Ministerien und andere politische Entscheidungsträger – für eine faire und ausgewogene Darstellung sorgen müssen. Eine umfassende Überarbeitung der Schulbuchtexte sowie der Arbeitsblätter und Handreichungen für Lehrer ist daher dringend notwendig.S.K.
jüdisches berlin
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