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Integrationskonzept
28.November 2008 | Beiträge – jüdisches berlin | Soziales
des Integrationsausschusses der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, beschlossen am 24. 9. 2008
Durch die Einwanderung jüdischer Menschen aus der ehemaligen Sowjetunion und die fortschreitende Entwicklung Berlins zum internationalen Zentrum der Kultur- und Politikszene steigt die Zahl der Juden, die sich in Berlin dauerhaft niederlassen. Ob aus Russland oder der Ukraine, aus Israel oder den USA, diese Menschen bringen jüdische Identitäten mit sich, die auf diversen Formen jüdischer Säkularität und Religiosität basieren, sich an verschiedenen geschichtlichen Narrativen und an unterschiedlichen Gesellschaftsvorstellungen orientieren. Auch ihre soziale Position in der Stadt und in der Bundesrepublik weist zahlreiche Unterschiede auf. Angesichts dieser Rahmenbedingungen beschließt der Integrationsausschuss der Jüdischen Gemeinde zu Berlin folgende Leitprinzipien seiner Arbeit.
Die Herausforderung:
Die Herausforderung besteht darin, Menschen mit vielfältigen Hintergründen als Mitglieder der Jüdischen Gemeinde zu gewinnen, ihnen das Gefühl zu geben, dass sie hier zu Hause sind und dass sie ein Teil der diversen, aber zusammengehörigen Gemeinschaft sind. Diese Herausforderungen müssen jedoch zugleich so gemeistert werden, dass diejenigen, die bereits vor dem Anfang der großen Einwanderungswelle der 1990er Jahre in der Berliner Gemeinde ansässig waren, sich weiterhin als zugehörig empfinden können.
Der dreigliedrige Integrationsbegriff:
Vor diesem Hintergrund sind die Aktivitäten des Integrationsausschusses von einem Integrationsbegriff geleitet, der sich an drei Zielen der Integrationsarbeit der Gemeinde orientiert: a) die religiöse Inte-gration in das Judentum, b) die soziale Integration in die deutsche Gesellschaft, c) die Integration als identitäre Neupositionierung
a) Die zukunftsichernde Komponente:
Religiöse Integration
Jüdische Identität hat verschiedene Bestandteile von kulturell bis religiös. Auch traditionell-/kulturell-/ethnisch-zentrierte jüdische Identifikationen müssen in unserer Gemeinschaft als gleichwertig anerkannt werden. Die religiöse Komponente bleibt jedoch für die Sicherung der Zukunft der jüdischen Gemeinde zentral. Diese kreativ zu fördern ist unsere wichtigste und schwierigste Aufgabe.
Die Integration in die jüdische Religion muss sich vor diesem Hintergrund schwerpunktmäßig an jüngere Gemeindemitglieder und ihre Eltern sowie an junge Familien richten.
b) Die pragmatische Komponente:
Integration in die deutsche Gesellschaft
Die jüdischen Gemeinden können in der Zukunft nur überleben, wenn die soziale Situation ihrer Mitglieder gesichert wird. Die soziale Integration in die deutsche Gesellschaft bietet dafür die Gewähr. Sie beinhaltet sowohl Unterstützung bei der Berufsintegration als auch die Sicherung eines würdigen Lebensalters.
c) Die visionäre Komponente:
Integration als identitäre Neupositionierung
Angesichts der Dimensionen der Zuwanderung ist die Weitererhaltung der alten Gemeinde-Identität illusorisch. Es muss nach neuen Wegen gesucht werden, wie der Prozess der Entwicklung einer offenen und diversen jüdischen Identität gestaltet werden kann.
Die Erfüllung dieser Aufgaben muss kreativ und effizient vollzogen werden. Um die knappen Ressourcen am effizientesten zu nutzen, werden in zwei Bereichen Zielgruppen mit besonderer Priorität anvisiert.
Bei der religiösen Integration (a) sollen vor allem Jugendliche, ihre Eltern sowie junge Familien im Mittelpunkt stehen.
Bei der sozialen Integration (b) stehen Menschen mittleren Alters und Senioren im Zentrum der Integrationsbemühungen.
Im Bezug auf eine Neupositionierung der jüdischen Identität (c) soll gruppenübergreifend gearbeitet werden. Die Aktivitäten sollen von einer Gleichberechtigung verschiedener Gemeindegruppen ausgehen, was angesichts der derzeitigen Situation vor allem Zweisprachigkeit der Aktivitäten (Russisch/Deutsch) bedeutet. Angesichts der abgeflauten Einwanderung aus der früheren Sowjetunion müssen zudem Angebote für Neumitglieder aus anderen Herkunftsgruppen konzipiert werden (Israelis, US-Amerikaner sowie andere Gruppen in Berlin).
In allen Bereichen ist nach neuen kreativen Ideen und nach Synergien mit anderen Dezernaten und Ausschüssen zu suchen (insbesondere beim Kultus für das Ziel (a); im Sektor Jugend und Erziehung für die Ziele (a) und (c); im Sektor Kultur für Ziel (c); im Sozialsektor für die Ziele (b) und (c)).
Arbeitsprinzipien und Aktionsplan:
Der Aktionsplan für die nähere Zukunft sieht eine Bestandsaufnahme der Situation in der Gemeinde und ihrem Umfeld (Familienmitglieder) sowie bei potentiellen Mitgliedskandidaten im Berliner Raum vor. Hinzu kommt die Analyse der vorhandenen Integrationsarbeit und die Anpassung dieser Arbeit an die obigen Herausforderungen sowie an die Erfordernisse der Effizienz.
Die Arbeit des Dezernats ist von vier Prinzipien geleitet: Konzeptualisierung, Prioritätensetzung, Effizienzsteigerung und Synergienutzung.
Konzeptualisierung bedeutet, dass Projektbewilligungen und Projektarbeit entlang den Richtlinien und den in diesem Konzept vorgegebenen Schwerpunkten erfolgen. Prioritätensetzung meint, dass die Ressourcen innerhalb einzelner Arbeitsbereiche nach Zielgruppenprioritäten verteilt und Projektaufträge im Sinne strategischer Positionierung der Integrationsarbeit vergeben werden.
Die Effizienz lässt sich steigern, indem funktionelle Doppelungen verschiedener Projekte vermieden, Ressourcen besser verteilt und Projekte anhand konkreter Kriterien ständig evaluiert werden.
Die Nutzung von Synergieeffekten und eine strategische Vernetzung schließlich lässt sich durch konsequenten Informationsaustausch und die Zusammenarbeit mit anderen Dezernaten erhöhen.
jüdisches berlin
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