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»Ihr steht heute allesamt« – gemeinsam
01.September 2014 | Beiträge – jüdisches berlin | Feiertage
Gemeinderabbiner Yitshak Ehrenberg zu Rosch Haschana
Am letzten Schabbat des Jahres lesen wir Paraschat Nizawim, die mit den Worten beginnt: »Ihr steht heute allesamt« (Dwarim 29:9). In dieser Parascha versammelt Mosche Rabbenu das gesamte Volk an seinem Todestag, um sie einen Bund schließen zu lassen. Weshalb? Sie haben doch schon alle einen Bund geschlossen, als sie die Tora am Berg Sinai bekamen? Diesmal hat er die gegenseitige Haftung für einander hinzugefügt. Ganz Israel haftet für einander (Kol Israel Arewim Se La Se) – ganz Israel sind Brüder. Das gemeinsame Schicksal unseres Volkes ist mit diesem Bund verbunden.
Man erzählt von einem Mann, der in seiner Kabine auf einem Schiff ein Loch in den Boden bohrte. Die Passagiere in den benachbarten Kabinen schrien ihn an: »Was tust du, das ist gefährlich!« Der Mann antwortete: »Was geht euch das an, ich bohre doch das Loch in meiner eigenen Kabine!« Die Passagiere sagten: »Ja, aber wir befinden uns alle auf einem Schiff und das Loch in deiner Kabine wird das ganze Schiff versenken.« Wenn ein Jude sündigt, sündigt er nicht nur für sich allein, sondern an dem ganzen Volk. Daher haben wir die moralische Pflicht, einen Menschen, der sich unrecht verhält, zu rügen, und er kann nicht behaupten, wir dürften uns nicht einmischen.
Wir haben ein gemeinsames Konto, sowohl für Schulden als auch für Verdienste. Wir alle wissen, und so auch die ganze Welt, um das gemeinsame Los des Volkes Israel. Im letzten Krieg, den Israel zur Verteidigung gegen die Terrororganisation Hamas in Gaza führen musste, hat das Volk Israel seine Stärke gezeigt – Stärke, die in der Einheit liegt. Das ganze Volk, das in Zion wohnt, war geeint im gemeinsamer Sorge füreinander und warmherziger gegenseitiger Hilfe. In die Krankenhäuser, in welche die verletzten Soldaten eingewiesen wurden, kamen zahlreiche Besucher, um moralische Unterstützung zu leisten. Tausende kamen, um mit ihrer ganzen Seele und ihrem ganzem Herzen Hilfe zu leisten, allein aus Liebe und Brüderlichkeit. Eine solche Einheit, wie sie sich in diesem Krieg zeigte, war seit der Gründung des Staates Israel noch nicht zu sehen. Bei einem gefallenen Soldaten zum Beispiel, dessen Familie im Ausland wohnt, befürchtete man, dass kaum jemand bei seiner Beerdigung dabei sein würde. Man informierte darüber bei Facebook und es kamen 30 000 Menschen aus ganz Israel, um an der Beerdigung teilzunehmen und dem Soldaten die ihm gebührende Ehre zu erweisen.
Wir müssen bedenken, dass wir dem ganzen Volk Schaden zufügen, wenn wir etwas Unrechtes tun. Wenn wir dagegen eine Mizwa ausüben, wird das dem ganzen Volk zum Guten angerechnet. Bei den Mizwot gibt es solche, die die Menschen untereinander betreffen und solche zwischen Mensch und G‘tt. Bei Mizwot zwischen Mensch und G‘tt genügt es, wenn wir IHN um Verzeihung bitten. So haben wir mit ihm alles in Ordnung gebracht. Bei Mizwot zwischen Menschen, sagt G‘tt, sollt ihr selbst untereinander alles in Ordnung bringen. Ihr sollt einander für das Leid, das ihr euch gegenseitig zugefügt habt, um Vergebung bitten.
An Rosch Haschana wird eine richtige Entscheidung, ein richtiges Wort, eine gute Tat, Demut und Glauben an den Schöpfer der Welt für uns ein gutes Jahr bewirken. Mit ein wenig Mühe können wir unser Schicksal, das unserer Familie und das unseres Volkes bestimmen. Die Kraft unseres Volkes liegt in der Einheit.
An Rosch Haschana, wenn wir das Schofar blasen, stehen wir alle vor dem Heiligen, gepriesen sei sein Name, dem Herrn der Welt. Lasst uns daran denken, dass wir alle Brüder sind, alle Kinder des Heiligen, gepriesen sei sein Name. Es gibt kein Volk wie das Volk Israel. Gerade, wenn der Antisemitismus um uns herum zunimmt, müssen wir noch stärker geeint sein. »Am Jisrael Chaj WeKajam LeOlam WaEd« – Das Volk Israel lebt und besteht auf ewig.
Wir wünschen aus tiefstem Herzen allen Mitgliedern unserer Gemeinde, den jüdischen Gemeinden in Deutschland und allen Einwohnern dieses Landes, ein gutes und glückliches Jahr, Gesundheit, Freude und Naches. Ein besonderer Segen dem Staat Israel, der Terror möge enden und Frieden in das Land einziehen. »Der Frieden schafft in seinen Höhen, wird auch uns und ganz Israel Frieden schaffen, sprechet Amen.«
jüdisches berlin
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