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Holocaust-Gedenktag am 27. Januar 2011 (1)
27.Januar 2011 | Redaktioneller Beitrag | Gemeinde
Grußwort der Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde, Lala Süsskind, im Centrum Judaicum
Anlässlich dieser Gemeinschaftsveranstaltung begrüße ich heute besonders herzlich unsere Freunde aus dem fernen Australien: Frau und Herrn Arkwright. Arkwright und Breslau – das klingt seltsam. Denn eigentlich wurde Kenneth James Arkwright 1929 als Klaus Aufrichtig in Breslau geboren – als deutscher Jude, in der drittgrößten Jüdischen Gemeinde des Deutschen Reiches.
In Ihren Erinnerungen, die heute als Buch Premiere haben, schildern Sie, lieber Ken, ihre unbeschwerte Kindheit in Breslau, einer wunderschönen deutschen Großstadt mit einer langen jüdischen Tradition. Ihr Vater hatte für dieses Land im Ersten Weltkrieg an der Front gekämpft. Auch in Berlin erinnert auf dem größten jüdischen Friedhof Europas in Berlin-Weißensee ein Ehrenhain an die jüdischen deutschen Patrioten dieses Krieges. Im März 1934 wurde ihr Vater dann „mit Rücksicht auf sein Nichtariertum“ entlassen. Im November 1938 wurden sie und ihre Familie Zeugen der „Reichspogromnacht“ und sahen die brennende Neue Synagoge zu Breslau. Sie erlebten die immer radikalere Ausgrenzung der deutschen Juden, ihrer Nachbarn und Freunde, und wurden Zeuge der Deportationen in den Tod. Wie sie in ihren Erinnerungen schreiben, war es stets großes Glück, der Vernichtung durch das nationalsozialistische Terrorregime – getragen von ganz normalen deutschen Bürgern – zu entkommen. Nach ihrer Verschleppung in ein Arbeitslager ganz in der Nähe von Breslau im Herbst 1944 vermochten sie zu fliehen und unterzutauchen. Sie überlebten Verfolgung und Krieg und kehrten im Sommer 1945, nach der Befreiung, nach Breslau zurück. Ihre Heimatstadt stand nun, als Folge des deutschen Angriffskrieges und der Beschlüsse von Potsdam, unter polnischer Verwaltung. Breslau war ihnen fremd geworden. Wenige Wochen später sahen sie sich gezwungen, ihre Heimat für immer zu verlassen. Schlesien ist auch der Ort meiner Geburt. Ich kam 1946 in Reichenbach zur Welt und meine Familie musste, genau wie ihre, die nunmehr polnischen Westgebiete verlassen. Sie flohen aus Breslau, doch auch Erfurt und Ostberlin, wo sie zwischenzeitlich lebten und versuchten, ein neues Leben aufzubauen, wurden keine Heimat. Über Paris wanderten sie nach Australien aus. Zu diesem wundervollen Land kann ihnen der Botschafter Peter Tesch sicherlich mehr verraten.
Ich schätze mich glücklich, dass der heutige Abend bereits die dritte gemeinsame Veranstaltung der Stiftungen Denkmal für die ermordeten Juden Europas und Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum sowie der Jüdischen Gemeinde zu Berlin an einem 27. Januar ist. Es ist zu einer guten Tradition geworden, dass diese beiden wichtigen Berliner Einrichtungen gemeinsam mit der Repräsentanz der Juden in Berlin aller Opfer des Nationalsozialismus gedenken. Und nicht zufällig haben wir heute Herrn Arkwright zu uns in diesen historischen Ort eingeladen. Denn diese Synagoge zeugt, wie kaum eine andere, von der ausgelöschten blühenden jüdischen Kultur in Deutschland. Und Sie, lieber Ken, stehen für die vertriebenen und ermordeten, jedoch vergessenen Juden in Breslau, Schlesien – ja insgesamt in den früheren deutschen Ostgebieten.
Ich möchte mich an dieser Stelle bei Uwe Neumärker für die Initiative und Organisation des Besuches unseres Zeitzeugen und bei Dr. Hermann Simon für seine tatkräftige Unterstützung dieses Abends bedanken. Ich wünsche uns allen spannende Momente und empfehle ihnen von ganzen Herzen die Lektüre des Buches „Jenseits des Überlebens“.
jüdisches berlin
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