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Historischer Moment

25.Januar 2010 | Redaktioneller Beitrag | Gemeinde, Politik, Israel

Staatspräsident Israels zu Gast in der Jüdischen Gemeinde zu Berlin

Am 25. Januar 2010 war der Friedensnobelpreisträger und Präsident des Staates Israel, Shimon Peres, auf seine Initiative hin unser Gast. Shimon Peres ist einer der dienstältesten und sicherlich der weltweit bekannteste noch lebende Staatsmann Israels. Das ist eine positive Geste für die jüdische Gemeinschaft.

Im Zentrum des Besuchs des Präsidenten des Staates Israel in Deutschland steht seine Rede am 27. Januar  vor dem Deutschen Bundestag anlässlich des 65. Jahrestages der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz. Damit wird Shimon Peres als Person geehrt, aber vor allem als Vertreter des Staates der Juden. Deutschland setzt damit bewusst ein Zeichen seiner Verantwortung für das größte Verbrechen der Menschheitsgeschichte – die Vernichtung von sechs Millionen Juden. Dieses Zeichen wird von den Juden in aller Welt gesehen und gewürdigt.

Wir sehen Zeiten entgegen, in denen die Überlebenden dieser Katastrophe nicht mehr unter uns sein werden. Ihre Rolle als authentische Mahner, die das Andenken wach halten können, muss auch in Zukunft wahrgenommen werden. Es müssen neue Formen des Erinnerns gefunden werden. Dabei darf der Holocaust-Gedenktag nicht zur reinen Routineveranstaltung werden.
Nie darf vergessen werden, wie sich eine Gesellschaft, die als kulturell hoch stehend und weltweit anerkannt galt, aus Berechnung und aus ideologischem Hass in brutaler, menschenverachtender Weise an einem ganzen Volk vergriffen hat. Die Shoah hat bis heute ihre Auswirkungen. Die jüdische Gemeinschaft weltweit leidet darunter, dass eine ganze Generation Juden und damit religiöses und kulturelles Wissen vernichtet wurde. Aber glücklicherweise hat sich wieder starkes jüdisches Leben entwickelt.

Dass der Präsident im Vorfeld dieses so schmerzlichen Jahrestages zur Jüdischen Gemeinde Berlin kam, wird von der jüdischen Gemeinschaft erfreut als ein Zeichen von Wertschätzung aufgenommen.
Es ist eine wohltuende Geste dafür, dass Israel nun soweit ist, Juden in Deutschland als echte Partner wahrzunehmen und Ihnen auf „Augenhöhe“ zu begegnen. Auch die Zusammenarbeit mit den für uns wichtigen Behörden in Deutschland findet auf Augenhöhe statt. Juden können hier angstfrei und ohne Schrecken leben. Wir werden gefördert, ernst genommen, in unseren Belangen unterstützt. Das ermöglicht es uns, unsere Rolle als Unterstützer des Staates Israel in der deutschen Öffentlichkeit zu erfüllen.

Wir sind heute selbstbewusst genug um klar zu sagen: Wir sind gern in Deutschland. Die Bundeskanzlerin wurde nach der gemeinsamen Kabinettssitzung in der letzten Woche von den Israelis als „beste Freundin“ bezeichnet. Und wir haben hier in den Jahren seit Ende des Zweiten Weltkrieges, seit der Einwanderung vieler Juden nach Ende des Kalten Krieges und verstärkt seit dem Fall der Berliner Mauer zu schätzen gelernt, dass wir unsere Religion frei ausüben können, dass wir hier in einer freiheitlich-demokratischen Gesellschaft leben und dass es uns möglich ist, ein friedliches, gutes Leben zu führen.

Das alles geschieht im Bewusstsein, dass es Israel gibt. Dieses Bewusstsein gibt uns die Ruhe, gelassen zu entscheiden, ob wir hier bleiben oder dort leben wollen. Die Geschicke Israels begleiten uns deshalb jeden Tag. Wenn das Land in Not ist, steht die überwiegende Zahl der Juden in Deutschland  solidarisch an der Seite Israels.

In dem vielschichtigen deutsch-israelischen Verhältnis werden wir nach diesem Besuch gestärkt unsere wichtige Brückenfunktion ausüben.

 

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