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Hebräisch wird ordentliches Abiturfach
01.Juni 2011 | Beiträge – jüdisches berlin | Gemeinde
In diesem Jahr werden erstmals Abiturprüfungen in Hebräisch als zweiter Fremdsprache abgelegt – ein Novum in der ganzen Bundesrepublik. Hauke Cornelius sprach mit Rina Otterbach, der Fachleiterin Hebräisch an der JOS, über das Wie und Warum
Erstmals Abiturprüfungen im Fach Hebräisch… Was bedeutet das für die JOS?Als die JOS 1993 gegründet wurde, gehörte die Idee, Hebräisch als zweite Fremdsprache neben Russisch und Französisch zu etablieren, bereits zum Schulkonzept. Aber da die JOS die einzige weiterführende Schule in Deutschland ist, die dieses Konzept verfolgt, gab es weder einen Rahmenlehrplan, an dem man sich orientieren konnte, noch besaß die Schulaufsicht Erfahrungen damit. Zunächst musste ein Curriculum erstellt und der Schulverwaltung zur Überprüfung vorgelegt werden. Als 2003 dann die erste grundständige Gymnasialklasse eröffnet wurde, lernten die Schüler automatisch Hebräisch als zweite Fremdsprache nach diesem Curriculum und als sie in die Oberstufe eintraten, erhielten wir dann auch die Genehmigung, Hebräisch als Prüfungsfach anzubieten, was in diesem Jahr tatsächlich Realität wurde, denn eine Schülerin absolviert die schriftliche Abiturprüfung als drittes und ein Schüler die mündliche Abiturprüfung als viertes Prüfungsfach.
Was unterscheidet Hebräisch als zweite Fremdsprache von dem Hebräisch-Unterricht, den doch alle JOS-Schüler bis zur zehnten Jahrgangsstufe besuchen?
Als zweite Fremdsprache gilt es zunächst nur im grundständigen Gymnasium, also für Schüler, die zur Klasse 5 zu uns kommen. In Klasse 7 können diese Schüler dann Russisch oder Französisch als dritte Fremdsprache wählen. Gymnasiasten, die mit Klasse 7 beginnen, können zwischen Hebräisch, Russisch und Französisch als zweiter Fremdsprache wählen. Diejenigen, die sich für Russisch oder Französisch entscheiden, erlernen dann in jeweils drei Wochenstunden Hebräisch als weiterführende Sprache, sodass alle Schüler der JOS drei Fremdsprachen erlernen. Als zweite Fremdsprache wird Hebräisch bis zur Klasse 8 jeweils vier Stunden pro Woche unterrichtet, danach dann mit je drei Wochenstunden.
In allen Jahrgangsstufen wird Hebräisch in verschiedenen Niveaugruppen unterrichtet, denn die Schüler starten mit unterschiedlichen Voraussetzungen: Einige sind Muttersprachler, viele kommen von der Heinz-Galinski-Grundschule mit Vorkenntnissen und einige erlernen die Sprache vollkommen neu. Berücksichtigen muss man auch Seiteneinsteiger, die teilweise sogar zusätzlichen Einzelunterricht erhalten, um den Anschluss zu finden. Diejenigen, die Hebräisch als zweite Fremdsprache erlernen, beginnen bereits nach etwa einem Jahr intensiven Lernens damit, geschlossene Texte weitgehend selbstständig zu lesen. Etwa in der achten Klasse beginnen wir mit adaptierten Ganzschriften, mit Jugendbüchern von Eli Amir oder Deborah Baron. In der Oberstufe sind die Schüler dann soweit, dass Artikel aus Haaretz oder Kurzgeschichten von Aharon Megged in der Originalfassung gelesen werden.
Rina Otterbach unterrichtet Hebräisch und Jüdische Religionslehre, leitet den Fachbereich Hebräisch und organisiert neben der jährlichen Ulpan-Reise und dem Gastschülerprogramm mit der Leo-Baeck-Schule in Haifa auch die Veranstaltungen der JOS anlässlich der jüdischen Feiertage. Foto: Hauke Cornelius
Warum entscheiden sich Schüler für Hebräisch als Prüfungsfach?
Zunächst sicher, weil sie die Sprache lieben und gut beherrschen, Zweit- oder gar Muttersprachler sind. Aber bei der Wahl der Prüfungsfächer ist die Kombination der Leistungsfächer ausschlaggebend für das dritte und vierte Prüfungsfach. Da gibt es zahlreiche Möglichkeiten und wenn ein beliebiges Fach oder eine Fremdsprache wählbar sind, besteht die Möglichkeit, in modernem Hebräisch das Abitur abzulegen. Voraussetzung ist natürlich, dass man auch in der Oberstufe einen Grundkurs Hebräisch besucht hat. In diesem Jahr, quasi als Premiere, ergab sich diese Möglichkeit nur für zwei Schüler. Im nachfolgenden Jahrgang besuchen aber bereits 16 Schüler die Hebräischkurse der Oberstufe – doppelt so viele als die, die Russisch oder Französisch als zweite Fremdsprache gewählt haben. Die Chancen sind also groß, dass wir im nächsten Jahr mehr als nur eine schriftliche Abiturprüfung korrigieren werden.
Stichwort Abiturprüfung: In Berlin werden zentrale Prüfungsaufgaben von der Senatsschulverwaltung gestellt. Gilt das auch für die 2. Fremdsprache?
Genau wie in allen anderen Fächern, die dezentral geprüft werden, habe ich als unterrichtende Lehrerin Prüfungsvorschläge entwickelt, die dem Senat zur Prüfung vorgelegt wurden. Dabei halte ich mich wie meine Kollegen an bestimmte Bildungsstandards und Kompetenzen, deren Beherrschung der Schüler in der Prüfung zeigen soll. In der schriftlichen Prüfung sind in 210 Minuten Textverständnis, Sprachbewusstsein und Argumentationsfertigkeiten nachzuweisen, indem der Schüler entsprechende Texte auf Hebräisch verfasst. In der mündlichen Prüfung ist Textverständnis und die Fähigkeit, einen Sachverhalt darzustellen und zu erörtern, gefragt.
Ich bin gespannt auf die Ergebnisse meiner beiden Schüler, für die mit diesen Prüfungen das Ende der Schulzeit einhergeht. Für mich und die Hebräischlehrer markiert diese Prüfung aber einen entscheidenden Meilenstein der Entwicklung der JOS, denn nach fast 17 Jahren sind wir auch mit dem Hebräischunterricht in der Berliner Schullandschaft angekommen. Auch wenn der Weg durch die Verwaltungsinstanzen lang war, zeigt doch die Tatsache, dass Hebräisch innerhalb von nur drei Tagen ins Onlineprogramm der Senatsschulverwaltung für Klausurgutachten integriert werden konnte, dass es auf der Zielgeraden dann doch ganz reibungslos gehen kann.
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