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"Hamans Ohren“ und die Erettung der Juden aus der Gefahr
01.März 2023 | Beiträge – jüdisches berlin | Feiertage
Gedanken zu Purim von Gemeinderabbiner Reuven Yaacobov
Das Fest Purim ist der wundersamen Errettung der Juden vor dem drohenden Genozid gewidmet.
Die Wurzel des Wortes bildet das altpersische Wort »pur« – das Los. Wir gedenken an diesem Tag der Rettung der Juden vor der Mordlust ihrer Feinde während der Herrschaft des persischen Königs Achaschwerosch im 6. Jahrhundert vor unserer Zeit.
In diesem Jahr begehen wir Purim – eines der fröhlichsten und beliebtesten Feste des Judentums – vom 6. bis zum 7. März, von Sonnenuntergang bis Sonnenuntergang (im jüdischen Kalender der 14. Adar). In Jerusalem wird Purim einen Tag später gefeiert. Im Zentrum des Festes stehen die Ereignisse, die im Buch Esther beschrieben sind. Dort wird berichtet, wie der Verwalter des Königs Haman den Plan fasste, das gesamte jüdische Volk auszulöschen, weil der Berater des Königs Mordechai ihm nicht den erwarteten Respekt gezollt hatte. Durch eine List gelang es Haman, den König zur Unterzeichnung eines Erlasses zu bewegen, der ihm die Umsetzung seines Plans ermöglichte. Dann begann er ein Los zu werfen, um den Tag für die Verwirklichung seines Plans zu bestimmen. Das Los fiel auf den 13. Adar (im jüdischen Kalender ist Adar der 12. Monat). Der Antisemit Haman, ein hoher Beamter des persischen Reiches, verleumdete die Juden beim König Achaschwerosch: »Es gibt da ein Volk, verstreut und verteilt unter den Völkerschaften in allen Provinzen deines Königsreiches, und ihre Gesetze sind verschieden von denen jeden anderen Volkes, und die Gesetze des Königs befolgen sie nicht. Dem König bringt es nichts ein, sie gewähren zu lassen. Wenn es der König gutheißt, so werde geschrieben, sie zu vernichten.« Haman erscheint also als Urheber einer der bekanntesten antisemitischen Verleumdungen, die besagt, dass die Juden eine isolierte Gruppe von Fremden seien, die sich nicht an die Regeln des Landes halten wollen, in dem sie leben. Durch diese Lüge erreicht Haman, dass der Massenmord an sämtlichen Juden des persischen Reiches besiegelt wird. Das jüdische Volk wird von Esther gerettet, Ehefrau des Königs und Nichte von Mordechai. Als sie von dem drohenden Unheil hört, versammeln sie und ihr Onkel alle Juden, um gemeinsam zu fasten und um Rettung zu beten. Nach der Fastenzeit erzählt Esther ihrem Gemahl von ihrer Herkunft, die sie ihm zuvor verschwiegen hatte, sowie von der Intrige Hamans gegen die Juden. Sie bittet ihn, ihr Volk zu verschonen. Zu jener Zeit konnte ein königlicher Erlass jedoch nicht mehr rückgängig gemacht werden, so dass Achaschwerosch einen weiteren Erlass unterschrieb: Dieser erlaubte es den Juden, sich mit allen Mitteln zu verteidigen. Am 13. Tag des Monats Adar wurden in ganz Persien Tausende von Menschen getötet, die in die Verschwörung gegen die Juden verwickelt waren, unter anderem die zehn Söhne Hamans. Am 14. Adar feierten die Juden den Sieg über ihre Feinde. Die Megillat Esther berichtet darüber, wie der böse Plan Hamans zunichte gemacht wurde und die Juden statt ihrer Vernichtung »Licht und Freude und Fröhlichkeit und Ehre« erfuhren. Seit Jahrhunderten steht Purim traditionell für diese wundersame Errettung der Juden vor dem drohenden Genozid und den Sieg über die antisemitische Tyrannei. Auf diese Weise wurde es im Bewusstsein des jüdischen Volkes zu einem glücklichen, fröhlichen Faschingsfest.
Der Tag vor Purim ist ein Fastentag, den man hebräisch »Ta‘anit Esther« nennt, was unter anderem daran erinnert, dass Königin Esther – die jüdische Heldin der Geschichte – zusammen mit der ganzen jüdischen Gemeinschaft Persiens fastete, ehe sie sich an den König wandte und darum flehte, er möge von dem geplanten Mord an ihrem Volk Abstand nehmen. Diese Fastenzeit währt von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang. In den Synagogen werden besondere Gebete gesprochen und biblische Texte gelesen. In der jüdischen Tradition zeichnet sich das Purimfest durch ganz spezielle Regeln aus. Sie einzuhalten ist jedoch leicht und angenehm. An diesem Tag wird unbedingt aus der Megillat Esther gelesen, und diese Lesung wird von emotionalen Ausrufen begleitet, sobald die Namen ihrer Feinde genannt werden. In ganz Israel und dort, wo viele Juden leben, finden farbenfrohe Purimspiele statt (Faschingsumzüge oder Theatervorstellungen), deren Teilnehmer einander kleine Geschenke machen. Es gibt zahlreiche Leckereien, unter denen ganz besonders die »Ohren Hamans« zu erwähnen sind. Dieses Gebäck, das an den blutrünstigen Feind der Juden Persiens erinnert, kann sowohl süß als auch mit Fleisch gefüllt zubereitet werden. Die Feiernden sollen so viel Wein konsumieren, dass sie im Rausch die Namen von Freund und Feind nicht mehr unterscheiden können. Wobei diese Tradition natürlich umsichtig zu handhaben ist und nicht unbedingt umgesetzt werden muss. Abgesehen von »Hamans Ohren« essen die Juden an Purim die heißgeliebte Suppe mit Matzeknödeln, außerdem Lammtopf, Zimmes (ein Gericht aus Karotten und Backpflaumen), Rinderzunge mit Soße. Ein so köstliches Essen lässt niemanden kalt, ganz unabhängig von der religiösen Ausrichtung!
Bei dieser Gelegenheit möchte ich Sie zum Purimfest in unsere Synagoge einladen. Werden Sie Teil unserer Feier und teilen Sie dieses Fest mit uns. Wein wird in Strömen fließen, es gibt Geschenke für die Kinder, Musik und leckere Speisen. Das erwartet jeden Juden zu Purim.
Chag Purim Sameach!
Ihr Rabbiner Yaacobov
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