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Gut angekommen?
01.Februar 2011 | Beiträge – jüdisches berlin | Medien, Gemeinde
Die Jüdische Gemeinde stellte im Januar zwei neue Dokumentarfilme und eine Broschüre zum Thema »20 Jahre jüdische Zuwanderung aus der ehemaligen Sowjetunion« vor
Den 20. Jahrestag der deutschen Wiedervereinigung nahm die Jüdische Gemeinde zu Berlin zum Anlass, auch auf 20 Jahre jüdische Zuwanderung aus der ehemaligen Sowjetunion zurückzublicken. Jährte sich doch vor kurzem mit dem 9. Januar 2011 der Beschluss der Ministerpräsidentenkonferenz von 1991 über die Aufnahme jüdischer Zuwanderer aus der UdSSR im Rahmen des Kontingentflüchtlingsgesetzes. Auf Grund dieses Beschlusses konnten die Juden aus der ehemaligen Sowjetunion nach Deutschland gesichert einreisen und bleiben.
In den letzten Jahrzehnten haben sich viele Juden aus der ehemaligen Sowjetunion dazu entschlossen, von der alten Heimat Abschied zu nehmen. Gründe dafür gab es viele: die angespannte ökonomische und politische Lage, aber auch der Antisemitismus in ihren Herkunftsländern bewegten sie zur Ausreise, der Drang nach einem Leben in einer freien Gesellschaft. Doch wohin? Neben den USA und Israel fiel Deutschland vor allem wegen der erleichterten Einreisebedingungen in die engere Auswahl. Inzwischen sind 20 Jahre vergangen – sind all diese Menschen nach ihrer Auswanderung aus der ehemaligen Sowjetunion tatsächlich in Deutschland angekommen?
In dem Film »Doswidanja – Schalom – Guten Tag« vermittelt Levi Salomon ein authentisches Bild jüdischer Zuwanderer. Er gibt ihnen 45 Minuten Zeit, um auf der Leinwand ihre Geschichten zu erzählen. Die Stimmen vieler Protagonisten, unter ihnen Berliner Rabbiner und deutsche Politiker wie Angela Merkel, Thomas und Lothar de Maiziere, kommen zu Wort. Anhand von Archivmaterial und Interviews werden die historischen Hintergründe nachgezeichnet. Aber auch der Alltag zwischen jüdischen, russischen und deutschen Traditionen und die Suche nach neuen Identitäten wird stimmungsvoll skizziert. Längst haben sich die, denen in Deutschland die Gelegenheit gegeben wurde, ihren Glauben frei zu leben und ihren Kindern eine sichere Zukunft mit einer guten Bildung zu ermöglichen, ein neues Leben aufgebaut. Der Film zeigt, dass sie ihrerseits dazu beigetragen haben, das Judentum in Deutschland zu gestalten.
Auch Levi Salomons Kurzfilm »Angekommen« zeigt, dass Integration das bedeuten kann, was das Wort im ursprünglichen Sinn meint: das Herstellen eines Ganzen aus verschiedenen Einzelteilen. Die jungen Musiker und Schachspieler integrieren ihre kulturellen Wurzeln ganz selbstverständlich in ihr hiesiges Leben.
Wie die Filme gibt die Broschüre »Doswidanja Sowjetunion – Schalom Deutschland« einen persönlichen Einblick in die Schicksale der Zugewanderten und ihrer Kinder und zeichnet ihren von Höhen und Tiefen, Erfolgen und Misserfolgen geprägten Weg nach. Aber auch die Veränderungen, die sich daraus für die Jüdische Gemeinde zu Berlin ergeben haben, werden beschrieben. Denn die jüdischen Gemeinden in Deutschland unterlagen in den letzten zwei Jahrzehnten rasanten demografischen Wandlungsprozessen: Seit 1990 sind diese von rund 29 000 auf etwa 105 000 Mitglieder angewachsenen, dabei stellen die Zuwanderer inzwischen knapp 80 Prozent.
In der Broschüre kommen unterschiedlichste Protagonisten dieser Zuwanderung zu Wort: Ein Maler erzählt von seiner Ankunft im Jahre 1990 und der anschließenden Odyssee durch Berliner Wohnheime. Kriegsveteranen der Roten Armee berichten über jährliche Feierlichkeiten zum Tag des Sieges. Das Interview mit der Sozialabteilung der Jüdischen Gemeinde spiegelt die Perspektive der Alteingesessen wider und erinnert an den Flüchtlingsansturm, der sie damals vor neue Aufgaben gestellt hat. Die Mitglieder der Wissenschaftlichen Gesellschaft zu Berlin hingegen blicken auf ihre Zeit als Wissenschaftler in der Ex-Sowjetunion zurück und eine junge Familie will bei der Erziehung ihres 2003 in Berlin geborenen Sohnes jüdische, russische und deutsche Kultur zusammenbringen. Aber auch der Antisemitismus in der ehemaligen Sowjetunion, der für viele ein Grund zur Ausreise war, sowie das paradoxe Verhältnis zu Deutschland, welches ja nicht nur das sprichwörtliche »Land der Dichter und Denker«, sondern auch das ehemalige Land der Nationalsozialisten ist, kommen zur Sprache.
Was war das wichtigste Jahr seit ihrer Ankunft in Deutschland für Sie? Gibt es in Berlin einen Ort, der bezüglich Ihres Lebens in dieser Stadt einen zentralen Stellenwert besitzt? Fragen wie diese wurden den Protagonisten gestellt – und ihre Antworten spiegeln sich sowohl in der Zeitreise als auch den Fotos von hoher symbolischer Aussagekraft wider. Für das Jahr 2010 – und somit das Ende der Zeitreise, die mit der Broschüre vollzogen wird – steht eine Diskussion von Schülerinnen und Schülern der Jüdischen Oberschule Berlin über Antisemitismus, jüdisch-russische Mütter, Strom am Schabbes und die Zukunft des Judentums. Ihr Fazit: »Das jüdische Leben in Berlin blüht auf!«
Bastian Hagedorn, Isabella von Hobe, Myriam Raboldt
_Die Broschüre sowie die Filme sind vom Bundespresseamt gefördert worden und über Levi Salomon zu beziehen, per E-Mail: levi.salomon@jg-berlin.org oder telefonisch: 880 28 357.
_Den Kurzfilm »Angekommen« kann man auch auf den Seiten der Bundesregierung online anschauen:
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