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Grußwort des Vorsitzenden

01.Dezember 2015 | Beiträge – jüdisches berlin | Gemeinde

Liebe Gemeindemitglieder,

Europa ist nicht mehr das, was es einmal war. Nach den Anschlägen von Toulouse, Brüssel, Paris und Kopenhagen wurde die europäische Bevölkerung durch die neueste breitflächige, grausame Terroraktion in Paris erschüttert. Der islamistische Terror hat sich nun überall in Europa ausgebreitet.

Viele unserer Gemeindemitglieder wandten sich nach den Anschlägen in Paris an uns mit ihren berechtigten Ängsten und Sorgen um ihre Kinder und Enkelkinder. Ich kann Ihnen versichern, dass wir Ihre Sorgen mehr als ernst nehmen, auch wenn die Sicherheitsbehörden noch keine Erhöhung der Gefahr speziell für jüdische Einrichtungen in Berlin sehen wollen. Wir wissen genau, dass bei den jüngsten Terroranschlägen in Paris wie bereits zuvor in Toulouse, Brüssel, Paris und Kopenhagen wieder »jüdische« Einrichtungen angegriffen wurden. Auch wenn das Land Berlin unsere Sicherheitsvorkehrungen nach wie vor für ausreichend hält, werden wir uns weiter dafür einsetzen, dass zusätzliche Sicherheitsvorkehrungen und –maßnahmen getroffen werden. Dafür haben wir bereits im Sommer dieses Jahres ein verbessertes Sicherheitskonzept ausgearbeitet. Wir werden nicht aufgeben, bis unsere Einrichtungen den bestmöglichen Schutz erfahren.

Der amtierende Vorstand wurde von der Opposition und insbesondere von dem Repräsentanten Sergey Lagodinsky oft dafür kritisiert, dass wir mit dem Berliner Senat über die uns zustehenden Zuschüsse jahrelang mit Nachdruck diskutiert haben. Das heutige Ergebnis unserer Arbeit ist aber: Die Staatszuschüsse wurden erhöht und die Gemeinde wurde vor der Pleite bewahrt. Auch wenn Diskussionen nicht immer angenehm sind, so darf man ihnen nicht ausweichen, wenn es um die Existenz und die Sicherheit unserer Gemeinde geht. Deshalb werden wir auch in Zukunft stets für die Rechte der Gemeinde eintreten, wenn Sie, liebe Gemeindemitglieder, uns auch in Zukunft Ihr Vertrauen schenken möchten.

Von Anfang an hatte der KOACH!-Vorstand zwei Hauptziele:

1.  Die Pleite der Gemeinde zu verhindern und

2. Die Gemeinde wieder in eine Gemeinschaft zu verwandeln, in der sich Mitglieder verstanden und gut aufgehoben fühlen.

Die größte Hürde auf dem Weg dahin war, die staatlichen Zuschüsse in der Höhe durchzusetzen, wie sie der frühere Vorsitzende, Jerzy Kanal, sel. A., für unsere Gemeinde mit dem Land Berlin im Staatsvertrag vereinbart hat. Das hat KOACH! erstmalig nach 20 Jahren geschafft. Konkret handelt es sich um zwei Millionen Euro pro Jahr, die wir ab jetzt zusätzlich bekommen.

Trotz der dramatischen finanziellen Lage der letzten vier Jahre, gelang es uns, die Gemeinde nach vorne zu bringen. Nachfolgend ein paar Beispiele:

Reduzierung des Millionendefizits auf wenige Tausend Euro, Reduzierung der Gemeindeschulden beim Land Berlin wegen überzahlter Renten um rd. 4 Millionen Euro, Eröffnung des »Familienzentrum Zion«, stärkere Förderung der Seniorenklubs, Fahrdienste für Senioren zu Gedenkveranstaltungen, Eröffnung eines zweisprachigen Kindergartens, Englisch als Partnersprache in der Heinz-Galinski-Schule mit muttersprachlichen Englisch-

lehrern, Lösung des Problems mit den Betriebsrenten, Erhöhung der Mitarbeitergehälter erstmalig nach 12 Jahren, Anpassung der Gehälter der in Deutschland ausgebildeten Lehrer erstmalig nach zwölf Jahren auf den Stand des Landes Berlin, Wiederbelebung des Gemeindehauses durch Familienfeste mit Rekordteilnehmerzahlen, Pessachpakete für Kindergärten und Schulen sowie Pakete zu Rosch Haschana und Channuka, Wiederaufnahme der Zuschüsse an Makkabi, mehr Schabbat-Feiern im Gemeindehaus und in der Grundschule, Ausbau des Bundesfreiwilligendienstes sowie neue, vom Bund geförderte Integrationsprojekte.

Und das alles gelang uns, ohne einen einzigen Verkauf von Immobilien und ohne Auflösung von sonstigem Gemeindevermögen wie z. B. Wertpapieren.

Unsere Gemeinde muss weiter wachsen. Wir wollen die Eröffnung weiterer Kindergärten, den Ausbau der Heinz-Galinski-Grundschule, die Gründung einer Sekundarschule und weitere seniorengerechte Wohnungen. Wir sind überzeugt: Je mehr zufriedene Mitglieder wir haben, desto stärker wird unsere jüdische Gemeinschaft und desto voller werden unsere Synagogen.

Ihr

Dr. Gideon Joffe

Grußwort des Vorsitzenden