Beitragssuche

Datum / Zeitraum:
Beitragsart:
Kategorie:

Grußwort des Vorsitzenden

01.Juni 2015 | Beiträge – jüdisches berlin | Gemeinde

Liebe Gemeindemitglieder,

vor einigen Jahren beschrieb der frühere UNO-Generalsekretär Kofi Annan eine interessante Begebenheit aus seiner Schulzeit: Zu Beginn einer Unterrichtsstunde hielt sein Klassenlehrer den Schülern ein weißes Blatt Papier entgegen, in dessen Mitte ein kleiner schwarzer Punkt zu erkennen war. Der Lehrer fragte jeden einzelnen Schüler, was er sehen würde. Ausnahmslos antworteten die Schüler: »Einen schwarzen Punkt«. Der Lehrer jedoch gab sich mit dieser Antwort nicht zufrieden und erklärte: »Was ihr hier zunächst seht, ist ein weißes Blatt Papier. Warum konzentriert ihr euch nur auf den kleinen schwarzen Punkt? So verliert ihr das Große und Ganze aus den Augen.«

In den letzten Jahrzehnten hatte auch unsere Gemeinde das Große und Ganze aus den Augen verloren. Zu viele Jahre hatten sich Repräsentanten mit kleinen schwarzen Punkten beschäftigt, Bedürfnisse unserer Gemeindemitglieder wurden schlichtweg ignoriert oder gar nicht erst erkannt. 

Bis vor wenigen Jahren wurde z.B. das Ende des II. Weltkriegs nie so gefeiert, wie es unsere Gemeindemitglieder, unter ihnen auch zahlreiche Veteranen und Überlebende der Schoa, hätten erwarten dürfen. Dieses Jahr hat die Gemeinde nun zu Ehren ihrer Veteranen eine ganz besondere Festveranstaltung organisiert. Rund 500 Gemeindemitglieder kamen im großen Saal des Gemeindehauses zusammen, um ihren Veteranen den gebührenden Respekt zu erweisen. Wir werden uns stets in tiefer Dankbarkeit an ihre Heldentaten erinnern.

Welches Potential in unserer Gemeinde steckt, wenn Mitarbeiter zusammenkommen, die das Große und Ganze im Blick haben, konnte man ebenfalls bei unserer Jom Ha´atzma´ut-Feier erleben. 1200 Gäste feierten die Unabhängigkeit Israels unter dem Motto: »Berlin meets Israel«. Das Gemeindehaus schien förmlich aus allen Nähten zu platzen. Auch zukünftig sollten unsere Gemeindemitglieder ihr Bedürfnis nach Solidarität mit Israel fröhlich und ausgelassen zeigen können. Zumindest einmal jährlich sollte dies auch im größeren Rahmen möglich sein.

Auch zu religiösen Feiertagen kümmert sich die Gemeinde nun verstärkt um die Bedürfnisse ihrer Mitglieder. So wurden erstmalig fast 1000 Pessach-Pakete an alle Schüler und Lehrer sowie an die Kinder und Erzieherinnen der Kita verteilt. Wir freuen uns jetzt schon auf die lachenden Gesichter unserer Kinder zu Rosch ha-Schana und Channuka. Bereits unsere jüngsten Mitglieder sollen spüren, dass die Gemeinde dafür da ist, jüdische Traditionen in die Familien hineinzutragen. 

Wir arbeiten hart daran, das Große und Ganze nicht aus den Augen zu verlieren und unsere Gemeinde moderner und zeitgemäßer aufzustellen. Vor allem werden die Angebote und Dienstleistungen für unsere Mitglieder ausgebaut und verbessert. Auf vielen Feldern ist uns dies schon gelungen: Die bilingualen Gruppen unserer Kita an der Heinz-Galinski-Schule (HGS) wurden mit Begeisterung angenommen. Zudem werden die Anmeldelisten für die Kita in der Delbrückstraße immer länger, so dass wir erstmals ausschließlich Kindern von Gemeindemitgliedern einen Platz anbieten konnten. Ab dem kommenden Jahr werden wir einen bilingualen Zweig auch an der HGS anbieten, was die Attraktivität unserer Grundschule noch einmal erheblich steigern wird. 

Schließlich haben wir für unser Moses Mendelssohn Gymnasium zeitgemäße Neuerungen geplant. Nachdem es uns gelungen ist, die Gehälter der Lehrer denen des öffentlichen Dienstes anzupassen, steht dieses Jahr ein neues Projekt im Vordergrund: »Fit für´s Gymnasium«, das eine besondere Förderung für Schüler der 7. Klassen ohne Gymnasialempfehlung anbietet (siehe Seite 25). 

Wir werden den Blick für das Große und Ganze beibehalten und diesen erfolgreichen Weg weitergehen, die Gemeindeeinrichtungen ausbauen und die jüdische Gemeinschaft in Berlin stärken – ganz im Sinne Heinz Galinskis, sel. A. Er hatte das Große und Ganze immer im Blick. Ihm zu Ehren lädt der Vorstand anlässlich seines Todestags am 19. Juli um 11 Uhr zur Haskara auf den Friedhof Heerstr. 

Liebe Gemeindemitglieder, der Sommer naht und mit ihm die Ferienzeit. Ob Sie in Berlin bleiben oder wegfahren mögen: Ich wünsche Ihnen erholsame Wochen.   

Ihr Dr. Gideon Joffe

Grußwort des Vorsitzenden