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01.November 2018 | Beiträge – jüdisches berlin | Politik, Gesellschaft

Antisemitische Vorfälle im 1. Halbjahr 2018


Seit 2015 erfasst die Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus Berlin (RIAS) mithilfe eines berlinweiten Melde- und Unterstützungsnetzwerks über die Seite www.report-antisemitism.de antisemitische Vorfälle unabhängig von ihrer strafrechtlichen Relevanz. RIAS vermittelt kompetente Angebote zur weiterführenden Beratung und unterstützt Betroffene und Zeug_innen beim Stellen einer Anzeige.
Im Oktober legte RIAS einen Bericht über antisemitische Vorfälle im 1. Halbjahr 2018 vor. Erfasst wurden 527 Vorfälle, was in etwa auf dem Niveau des vergleichbaren Zeitraums des Vorjahres (514) verbleibt. Doch gibt es einige besorgniserregende Entwicklungen, die darauf hindeuten, dass Antisemitismus 2018 gewalttätiger und direkter geworden ist.
So hat sich die Anzahl antisemitischer Angriffe von 9 auf 18 verdoppelt, die Anzahl der Bedrohungen ist von 12 auf 18 um die Hälfte gestiegen. Die Anzahl der Fälle von verletzendem Verhalten hat sich ebenfalls erhöht (von 362 auf 401). Zurückgegangen sind die gezielten Sachbeschädigungen von jüdischem Besitz und Gedenkorten (von 28 auf 21) und die antisemitischen Massenzuschriften (von 103 auf 69). Besonders nachdenklich macht die hohe Zahl betroffener Einzelpersonen.  Zwischen Januar und Juni 2018 waren 158 Personen direkt von Antisemitismus betroffen. 98 waren als Juden_Jüdinnen erkennbar oder wurden von den Täter_innen als solche wahrgenommen. 
Wie schon in Vergangenheit waren Mitte (63) und Charlottenburg-Wilmersdorf (45) die Bezirke mit den meisten antisemitischen Vorfällen. Einen starken Anstieg gab es in Friedrichshain-Kreuzberg (von 22 auf 40). Nach wie vor finden aber die meisten Vorfälle im Internet statt (281).
Die ernüchternde Erkenntnis ist, dass sich Antisemitismus in Berlin zunehmend aggressiver und sich immer häufiger direkt gegen Personen richtet. Antisemitische Angriffe, gezielte Sachbeschädigungen oder Bedrohungen finden nicht im luftleeren Raum statt. Die Mehrzahl der gemeldeten Erfahrungen sind niedrigschwellige und strafrechtlich nicht relevante Formen des Antisemitismus. 
Umso erfreulicher ist es, dass positive Auswirkungen der Arbeit unserer Meldestelle insbesondere bei polizeilichen Angelegenheiten immer stärker zu spüren sind und RIAS sich als Ansprechstelle für das Landeskriminalamt etabliert hat. Eine Person, die sich heute bei RIAS meldet, kann sich sicher sein, dass sie beim Stellen einer Anzeige Unterstützung erfährt und dass ihr Anliegen vom LKA ernst genommen und schnell und sensibel bearbeitet wird. Die Arbeit der Berliner Meldestelle ist in diesem Bereich wegweisend und wird nun im Rahmen eines Bundesverbands RIAS  auch zunehmend in anderen Bundesländern angewendet..
RIAS ist erreichbar unter der Webseite www.report-antisemitism.de, per E-Mail unter info@report-antisemitism.de oder per Telefon unter 0152 133 62 198.
Alexander Rasumny

Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus Berlin (RIAS)
c/o Verein für Demokratische Kultur in Berlin e.V. (VDK)
Gleimstraße 31 | 10437 Berlin
Tel: (030) 817 985 821
www.report-antisemitism.de
www.fb.com/AntisemitismusRechercheBerlin
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