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Gemeinsame Erklärung zu Struktur und Finanzierung des Abraham-Geiger- Kollegs inPotsdam
29.Februar 2024 | Pressemitteilung | Medien, Gemeinde, Religion, Gesellschaft
Wir, die liberalen Rabbiner der Synagogen Rykestrasse, Pestalozzistraße und Sukkat Schalom, Mitglieder der Allgemeinen Rabbinerkonferenz Deutschlands (ARK), wobei Rabbiner Prof. Dr. Nachama 1. Stellvertreter ist, möchten Sie in der Angelegenheit der Förderung des Abraham Geiger Kollegs (AGK) auf einige Punkte aufmerksam machen. Wir möchten auch darauf hinweisen, dass sowohl Rabbiner Prof. Dr. Nachama als auch Rabbiner Sievers bei der Ausbildung liberaler Rabbinerinnen und Rabbiner am AGK tätig sind, Rabbiner Prof. Dr. Nachama als rabbinischer Leiterder Einrichtung und Rabbiner Sievers als Dozent.
Zum einen möchten wir betonen, dass die Ihnen vom Zentralrat hinterbrachte Stellungnahme bezüglich der Ordinationsrechte, bzw. dem Entzug derselben für das AGK jegliche Basis fehlt. Zum einen kam diese Stellungnahme weder durch einen Vorstandsbeschluss, noch durch ein Votum der Mitgliederversammlung zustande. In der Tat hat Frau Rabbinerin Prof. Dr. Klapheck ihrem 1.Stellvertreter, Rabbiner Prof. Dr. Nachama gegenüber betont, dass sie absichtlich, ohne Absprache und Informationsweitergabe handelte. Frau Rabbinerin Prof. Dr. Klapheck, sprich also in erster Linie nur für sich und nicht für die gesamte ARK.
Selbst wenn der Vorstand oder die Mitgliederversammlung einen solchen Entschluss gefasst hätte, wäre er nichtig, denn die ARK erteilt keine
Ordinationsrechte. Weder an das Abraham-Geiger-Kolleg, noch an das Zacharias Frankel College. Voraussetzung für eine solche Vergabe der Ordinationsrechte wäre eine Positivliste von anerkannten Abschlüssen durch die ARK. Diese istaber nicht vorhanden und von der Satzung auch nicht vorgesehen. Wichtig war und ist die Anerkennung durch die Central Conference of American Rabbis, die größte liberale Rabbinervereinigung, in der auch Rabbiner Ronis und Rabbiner Sievers Mitglieder sind. Diese Anerkennung wurde nicht zurückgenommen.
Drüber hinaus wird der Eindruck erweckt, es hätte sich seit dem Trägerwechsel der Institute nichts geändert. Dies entspricht ebenfalls einfach nicht den Tatsachen. Unter der Obhut derJüdischen Gemeinde zu Berlin und dank der unermüdlichen Arbeit vieler ist es gelungen, wieder ein Klima zu schaffen, das es ermöglicht, positiv in die Zukunft zu blicken.
So wurde zunächst durch die neue Trägerin die komplette Leitung oberhalb der Verwaltungsebene neu berufen. Es wurde eine neue Compliance Struktur mit Unterstützung einer der renommiertesten Kanzleien in Deutschland ausgearbeitet. Sodann wurde entsprechend des neuen Konzeptes ein ständiger Ausschuss durch die Repräsentantenversammlung der Jüdischen Gemeinde zu Berlin gegründet, welcher in Zukunft die grundlegenden Entscheidungen treffen soll und mit Vertretern aller relevanten Akteure des Liberalen Judentums sowie mit Vertretern der Belegschaft und der Studierenden besetzt wird. Die entsprechende Geschäftsordnung dazu ist in den letzten Zügen.
Auch wurde ein Studentenwohnprojekt durch die Jüdische Gemeinde zu Berlin ins Leben gerufen,durch welches es den Studierenden ermöglicht wird, bezahlbaren Wohnwohnraum in Berlin in denObjekten der Gemeinde für die Dauer ihres Studiums zu nutzen. Ferner ist ein Praktikumsprogramm, bei dem die Studenten alle für Rabbiner und Kantoren relevanten Einrichtungen der Jüdischen Gemeinde zu Berlin durchlaufen, in Planung. Im Sinne der Transparenz wurde auch eine Ombudskanzlei beauftragt.
Die Einlassungen des Zentralrats der Juden in Deutschland haben dieser Arbeit einen schweren Schaden zugefügt. Diejenigen, die am meisten leiden, sind die jetzigen Studenten. Ihnen wird mitnichten geholfen. Im Gegenteil: Sie werden verunsichert, indem ihnen mit der Nicht-Anerkennung Ihrer Abschlüsse gedroht wird.
Auch möchten wir darauf hinweisen, dass der Zentralrat der Juden in Deutschland jegliche Gespräche über die Zukunft des AGK mit der Jüdischen Gemeinde zu Berlin einseitig aufgekündigt hat.
Wir glauben also, dass Ihre Entscheidung, das AGK nicht mehr institutionell zu fördern, aufunvollständigen Informationen beruht. Auch möchten wir zu bedenken geben, dass Sie durch ihr Vorgehen in die in Deutschland herrschende Trennung von Staat und Religionsgemeinschaft unzulässig eingegriffen haben.
Deshalb bitten wir Sie dringlich, Ihre Entscheidung auszusetzen und in gemeinsame Gespräche mit der Jüdischen Gemeinde zu Berlin und mit dem Zentralrat der Juden einzutreten.
Sehr gerne sind wir jederzeit bereit, Ihnen auch in einem persönlichen Gespräch unsere Position näher zu erläutern.
Mit freundlichen Grüßen
Rabbiner Prof. Dr. Nachama
Rabbiner Jonah Sievers
Rabbiner Boris Ronis
Das Dokument als PDF finden Sie hier
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