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Gedenkfeier am "Gleis 17"

06.November 2013 | Beiträge – jüdisches berlin | Gemeinde, jüdisches berlin, Politik, Gedenken, Menschen

 

Vor 72 Jahren verließ der erste Berliner „Osttransport“ mit 1.089 jüdischen Kindern, Frauen und Männern den Bahnhof Grunewald in Richtung Lodz.

Zur Erinnerung an die erste Deportation jüdischer Berliner in die nationalsozialistischen Vernichtungslager 1941 veranstaltete die Jüdische Gemeinde gemeinsam mit dem Berliner Senat, der Ständigen Konferenz der Leiter der NS-Gedenkorte im Berliner Raum und der Deutschen Bahn eine Gedenkfeier am Denkmal „Gleis 17“ am S-Bahnhof Grunewald.

Die Grußworte sprachen der Antisemitismusbeauftragte der Jüdischen Gemeinde, Rabbiner Daniel Alter, Abgeordnetenhauspräsident Ralf Wieland und der Leiter Gedenkstätte Deutscher Widerstand, Prof. Dr. Johannes Tuchel. Die Gedenkrede hielt Walter Frankenstein, der von 1942 bis 1945 mit seiner Familie im Untergrund in Berlin lebte.

Umrahmt wurde die Veranstaltung durch Beiträge von Schülerinnen und Schülern des Max-Planck-Gymnasiums, die sich mit den Biografien deportierter Kinder während der nationalsozialistischen Zeit beschäftigt hatten. Rund vierhundert Berliner nahmen an der Gedenkstunde teil und legten unzählige weiße Rosen vor dem Denkmal nieder.

Am 18. Oktober 1941, vor 72 Jahren, verließ der erste Berliner „Osttransport“ mit 1.089 jüdischen Kindern, Frauen und Männern den Bahnhof Grunewald in Richtung Lodz. Ab 1942 fuhren Deportationszüge auch vom Anhalter Bahnhof und vom Güterbahnhof Moabit ab. Ziele der Transporte waren Ghettos, Konzentrations- und Vernichtungslager in Minsk, Kowno, Riga, Piaski, Warschau, Theresienstadt, So bibor, Rasik, Auschwitz und Sachsenhausen. Die „Beförderung“ der Juden stellte die Bahn der Jüdischen Gemeinde in Rechnung – pro gefahrenem Kilometer vier Pfennige für Erwachsene und für Kinder über vier Jahre die Hälfte. Diese mussten zuvor für alle Anwohner sichtbar von der Sammelstelle Levetzowstraße die acht Kilometer bis zum Bahnhof Grunewald durch die Stadt marschieren.

Rabbiner Alter erinnerte in seiner Rede aber auch an die Berliner und Berlinerinnen die nicht weggeschaut, sondern Menschen wie Inge Deutschkron, Margot Friedländer und Walter Frankenstein geholfen haben zu überleben. Diese handelten nach der talmudischen Maxime: „Wer nur ein einziges menschliches Leben rettet, der ist so, als ob er die ganze Welt gerettet hätte“.

Insgesamt wurden über 50.000 Berliner Juden Opfer des nationalsozialistischen Völkermordes. Seit 1998 erinnert das Denkmal „Gleis 17“ an die Transporte der Deutschen Reichsbahn. Auf Initiative der Schriftstellerin Inge Deutschkron findet seit drei Jahren jeweils zum Jahrestag der 1. Deportation eine Gedenkstunde am „Gleis 17“ statt.

Gedenkfeier am "Gleis 17"