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Gedenken an die Novemberpogrome 1938

01.Dezember 2017 | Beiträge – jüdisches berlin | Gemeinde, Gedenken

Mehrere hundert Gäste kamen am Abend des 9. November in das Jüdische Gemeindehaus, um der Opfer der Novemberpogrome von 1938 zu gedenken. Der Gemeindevorsitzende Dr. Gideon Joffe begrüßte neben dem Regierenden Bürgermeister Michael Müller u.a. Bundestagsvizepräsidentin Petra Pau, den Präsidenten des Berliner Abgeordnetenhauses Ralf Wieland, den Botschafter des Staates Israel, Jeremy Issacharoff, den Erzbischof von Berlin-Brandenburg, Dr. Heiner Koch, Bundestagsabgeordnete, Partei- und Fraktionsvorsitzende des Abgeordnetenhauses sowie Vertreter des diplomatischen Korps und der mit uns befreundeten Institutionen.

In seiner Rede betonte Dr. Joffe, dass der 9. November 1938 zwar ein erster landesweit durchgeführter Höhepunkt physischer Gewalt gewesen sei. Doch nicht erst dieser Tag sei Auftakt zur Ermordung der Juden in Deutschland und Europa gewesen, sondern die Richtung hätten die Wähler bereits im November 1932 an den Wahlurnen vorgegeben. In diesem Zusammenhang sei es besorgniserregend, dass nun eine Partei im Bundestag sitze, die mit Stolz auf die Taten der Wehrmacht blicke.

Der Gemeindevorsitzende wies darauf hin, dass laut einer Umfrage mehr als 40 Prozent der über 14-Jährigen mit dem Begriff »Auschwitz« nichts anfangen können und es so immer schwieriger werde, das Thema Schoa in Schulen zu vermitteln. Dr. Joffe appellierte an die Politik und auch an die Kirchen, dem entgegenzuwirken. Er dankte vor allem den Überlebenden der Schoa für ihr Kommen und begrüßte auch eine Delegation aus Australien. 

Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller verurteilte in seinem Grußwort die Boykottaufrufe des BDS scharf: »Mit Bestürzung müssen wir nun zur Kenntnis nehmen, dass ausgerechnet heute eine Organisation die Symbolik des Mauerfalls nutzt, um vor dem Brandenburger Tor gegen die Politik Israels zu demonstrieren. Deshalb sage ich ganz klar: Wer am 9. November gegen Israel hetzt und zum Boykott israelischer Waren aufruft, der schändet das Gedenken an die Holocaust-Opfer«.

Im Anschluss fand am Mahnmal vor dem Gemeindehaus die Kranzniederlegung statt. Kantor Isaak Sheffer sang El mole Rachamim, Rabbiner Jonah Sievers sprach Kaddisch. Bis zum späten Abend wurden vor dem Gemeindehaus die Namen der 55969 ermordeten Berliner Juden verlesen.

Gedenken an die Novemberpogrome 1938