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Gedanken zu Channuka
05.Dezember 2023 | Beiträge – jüdisches berlin | Feiertage
von Gemeinderabbiner Boris Ronis
Unser Channuka-Fest erinnert uns an die Wiedereinweihung des zweiten Tempels in Jerusalem im Jahre 164 v.d.Z. Es wird acht Tage lang gefeiert und beginnt am 25. Tag des Monats Kislew.
Die Feierlichkeiten umfassen das Anzünden von Kerzen an einem Channuka-Leuchter, das Singen von Festtagsliedern wie Maos Zur, das Essen von frittierten Speisen, wie Sufganijot und Lattkes, und das Spielen mit dem Dreidel (Kreisel).
Channuka ist aber auch ein Symbol für den Kampf der Kulturen. Die Griechen legten Wert auf äußere Schönheit und versuchten, die Juden zu ihrer Kultur und ihrer Religion zu verleiten, indem sie die zentralen jüdischen Praktiken wie Beschneidung, Schabbat und Torastudium – unter Androhung der Todesstrafe abschafften.
Viele Juden begannen, sich der griechischen Kultur anzupassen, wodurch die Grundlagen des jüdischen Lebens und der jüdischen Praxis untergraben wurden – so nahmen sie griechische Namen an, begannen die griechische Sprache zu sprechen etc. Als die Griechen die Juden schließlich aufforderten, auch griechische Götzen anzubeten und ihnen Opfer darzubringen, begann eine Gruppe mutiger Juden sich dagegen aufzulehnen, um sich offen gegen diese Bedrohung des jüdischen Lebens einzusetzen. Der Kohen (Priester) Matitjahu und später sein Sohn Judah, der Makkabäer, führten einen Krieg gegen die syrisch-griechische Armee. Nach mehreren Jahren besiegten die Makkabäer die damalige Supermacht auf wundersame Weise. Die jüdischen Kriegshelden eroberten den Heiligen Tempel in Jerusalem zurück, reinigten ihn von den Götzen und weihtenihn am 25. des Monats Kislew wieder neu ein – entzündeten wieder das Feuer der Menora und brachten das Licht wieder zurück in den Tempel.
Ein Midrasch besagt, dass Israel als Licht unter den Völkern gesehen wird. Das bedeutet, dass Israel eine Mission hat, die moralische Vision unserer jüdischen Tradition in die Welt zu tragen. Und unser jüdisches Erbe lehrt, die Schönheit der Heiligkeit zu verehren. Dafür haben die Makkabäer gekämpft, als sie sich einer fremden Kultur gegenübersahen, die den Körper über die Seele, das Materielle über das Geistige stellten. Auch heute noch stehen die Werte der Tora oft dem aktuellen Zeitgeist gegenüber und Channuka erinnert uns daran, dass wir nach wie vor einen Kulturkampf führen.
Ein weiterer Midrasch besagt, dass Israel eine Vorreiterrolle für andere Nationen ausführen darf. Das bedeutet, dass Israel eine Verantwortung hat, für die Freiheit und Gerechtigkeit in der Welt zu kämpfen. Die jüdische Tradition lehrt, dass jeder Mensch in Gottes Ebenbild geschaffen wurde und dass es unsere Pflicht ist, uns für die Würde und Freiheit aller Menschen einzusetzen. Die Makkabäer haben für die Freiheit des jüdischen Volkes gekämpft, aber ihre Gegenwehr hatte auch eine universelle Bedeutung. Sie kämpften für die Freiheit und Würde aller Menschen, unabhängig von ihrer Herkunft.
In der heutigen Welt erleben wir gerade einmal wieder, den Kampf Israels für Freiheit und Gerechtigkeit. Israel kämpft gegen die Barbarei und gegen das Unrecht. Aber es kämpft diesen Kampf auch im Sinne aller Völker, die sich als frei und unabhängig betiteln. Israel führt aber nicht nur Kämpfe aus, sondern spielt auch eine wichtige Rolle bei der Unterstützung dieser Kämpfe, indem es humanitäre Hilfe und politische Unterstützung leistet und sich für die Menschenrechte einsetzt. Channuka erinnert uns daran, dass wir uns für die Freiheit und Würde aller Menschen einsetzen müssen, unabhängig von ihrer Herkunft. Es erinnert uns auch daran, dass wir uns gegen diejenigen stellen müssen, die versuchen, unsere Freiheit und Würde zu untergraben.
Und das schaffen wir durch eine einfache kleine Mizwa, die uns an die starken Makkabäer erinnert – nämlich durch das Lichtzünden. Dieses Licht der Chanukkia bringt uns zusammen. Denn Licht ist eine Quelle durch dessen Hilfe wir sehen können. Es bietet uns Wärme, gibt uns ein Gefühl der Geborgenheit und erinnert uns in diesem Fall, wer wir sind: die Makkabäer, die sich nicht haben aufhalten lassen, die nicht vergessen haben, wo sie herkommen und wer sie sind. Mögen wir auch weiterhin ein Licht für uns und die Völker dieser Welt sein.
Channuka Sameach!
jüdisches berlin
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