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Freiheit – Der ewige Weg aus der Sklaverei
01.Juni 2022 | Beiträge – jüdisches berlin | Feiertage
Gedanken zu Schawuot von Gemeinderabbiner Boris Ronis
Eine Geschichte erzählt, wie der Ewige uns die Tora gegeben hat. So befragte Er, in Seiner unendlichen Weisheit, alle Nationen der Welt, ob sie die Tora haben wollen. Er ging von Volk zu Volk und jede von diesen Nationen hatte einen anderen Grund, die Tora abzulehnen. Die einen wollten nicht aufhören zu stehlen, die anderen wollten nicht aufhören zu lügen und wieder andere waren mit dem Gebot der Einhaltung des Schabbats nicht einverstanden. Schließlich kam der Ewige zu allerletzt zu den Juden, und ihre Antwort war: wir wollen tun und wir wollen hören: Na'ase venischma.
Nach Pessach, dem Fest unserer physischen Befreiung, kommt Schawuot, das Fest, an dem wir unsere Tora bekommen haben – den Beginn unserer geistigen Befreiung. Die Tage des Omer-Zählens beginnen unmittelbar zu Pessach und enden am Abend von Schawuot, so werden diese zwei Pilgerfeste verbunden.
Unsere Weisen berichten, dass Moses einer Legende nach, den Kindern Israels über die bevorstehende Übergabe der Tora erzählt hat. Die Kinder Israels fragten ihn daraufhin, wann dieser Tag sein würde, und Moses antwortete, dass es fünfzig Tage später geschehen würde. Von da an zählten wir diese Tage, gespannt und vorwärts blickend bis zum fünfzigsten Tag. Es schien uns klar zu sein, dass es keine wirkliche Freiheit geben kann – Freiheit von jeglicher Angst, vor Gewaltherrschaft, Freiheit vor bösen Neigungen. Außer durch die Gesetze des Rechtes und der Beständigkeit, welche vom Ewigen den Kindern Israels übergeben wurden.
Freiheit bedarf einer ständigen Wachsamkeit, denn ihre Werte sind schnell vergessen, wenn wir sie nicht rekapitulieren und somit uns selbst daran erinnern. Wenn wir sie verlieren, ist es schwer, sie für uns wieder zu entdecken. Auch die Verantwortung um das Wissen unserer Freiheit, die von Generation zu Generation weitergegeben wird, stockt dadurch. Wie unsere Vorfahren am Berg Sinai, so müssen auch wir verkünden: Na'ase venischma – wir wollen tun und hören. Nur dann werden wir eine beständige Freiheit beibehalten.
Viele Juden erinnern sich und kennen andere Länder, in denen die Freiheit stark beschränkt war und weiterhin auch wird. Das Eingeständnis von Na'ase Venischma ist eine Verpflichtung, die weiterwirkt. Sie lässt uns keine Wahl und sie ermutigt uns freie Menschen zu sein. Für uns selbst, für unsere Kinder, Enkelkinder und als immerwährendes Beispiel auch für die Nationen der Welt. Viel zu oft vergessen wir, dass die Freiheit ein stark umkämpfter Schatz ist. Doch Matan Tora - die Übergabe der Tora an uns, erinnert daran, woher wir kommen und wer wir sind. Fortwährend ermahnt und zwingt uns die Tora, das zu behalten, was für uns wichtig ist: den Bund mit Gott und seinen Gesetzen.
Leider neigen wir nämlich dazu, uns von den ständigen Fragen unserer Umwelt ausruhen zu wollen, in der Hoffnung, dass unsere Anstrengung ein Ende findet. Dies ist aber ein Irrtum. Wenn wir uns eine Ruhepause in diesem Zusammenhang gönnen, dann verlieren wir unsere Balance und die Sensibilität für unsere Umwelt. Schlimmer noch: wir vergessen, unsere Kinder und Enkelkinder, die genauso wie wir für die erworbene Freiheit kämpfen müssen, zu unterweisen. Sie können aber nur von uns lernen, wenn wir sie anleiten. Und wie machen wir das?
Ganz einfach: wir arbeiten mit der Tora, wir lernen und lesen sie aufs Neue. Wir bemühen uns, in jeder Generation sie zu studieren und zeitgerechter zu verstehen, und geben sie an unsere Kinder weiter. Denn wenn wir vergessen, woher wir kommen und wohin wir gehen müssen, wie können es unsere Kinder wissen?
Die Vereinbarung, die Gott mit uns am Berg Sinai getroffen hat, ist ewig. Und genauso wird unsere Freiheit auch sein, wenn wir diesen Bund einhalten und Jahr für Jahr erneuern. Damit unsere Kinder und Enkelkinder verstehen werden, was es heißt Milch und Honig auch weiterhin genießen zu dürfen!
Ich wünsche uns allen ein fröhliches Schawuot-Fest!
jüdisches berlin
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