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Einige Ergebnisse der Antisemitismus-Umfrage
01.Februar 2019 | Beiträge – jüdisches berlin | Gesellschaft
Vielleicht erinnern Sie sich, wir hatten zu Pessach die Gemeindemitglieder gebeten, sich an der Umfrage der Europäischen Menschenrechtsagentur über Ihre Erfahrungen mit Antisemitismus zu beteiligen. Im Dezember 2018 wurden nun die Ergebnisse dieser Umfrage veröffentlicht. An dieser Stelle nur einige der wichtigsten Ergebnisse:
So schätzen in Deutschland 85% der Befragten Antisemitismus als großes oder sehr großes Problem ein.
Dabei gaben 89% an, dass der Judenhass in den letzten fünf Jahren stark oder sehr stark zugenommen habe.
Wenn man sich anschaut, mit welchen antisemitischen Topoi Juden konfrontiert werden, so stechen insbesondere der israelbezogene, aber auch der sogenannte sekundäre Antisemitismus hervor: Von jeweils 100 Befragten haben 63 gehört, Israel verhalte sich gegenüber den Palästinensern wie die »Nazis« und 45, Juden würden die Schoa zu ihrem eigenen Vorteil ausnutzen. Andere Vorhaltungen waren: Die Juden hätten zu viel Macht in Deutschland, die Welt wäre ohne Israel ein besserer Ort, Antisemitismus würde durch die Juden verursacht werden, die Schoa sei ein Mythos oder Juden könnten sich nicht in die deutsche Gesellschaft integrieren.
Aber auch die persönliche Konfrontation mit Judenhass hat zugenommen. Während bei der ersten Umfrage im Jahre 2012 21% der Befragten in der Bundesrepublik Deutschland sagten, sie seien von antisemitischen Angriffen betroffen, waren es 2018 29%.
Aufschlussreich, wenn auch aufgrund der vorher dargelegten Ergebnisse nicht überraschend, waren die Antworten in Deutschland auf die Frage, als was die Betroffenen die Täter wahrnahmen.
Zum wiederholten Male zeigt sich eine Diskrepanz zwischen der polizeilichen Statistik und den Wahrnehmungen der Betroffenen. Bund und Länder sind an dieser Stelle aufgefordert, den bisherigen Kriterienkatalog bei antisemitischen Vorfällen auf den Prüfstand zu stellen. Denn Mitgrund für diese Abweichung ist folgendes Ergebnis: 80% aller antisemitischen Vorfälle werden nicht gemeldet. Auf die Frage, warum, antwortete fast die Hälfte mit: »weil dies nichts ändern würde«.
In der Vergangenheit mussten Juden oft erleben, dass, wenn sie bei der Polizei Anzeige erstatteten, der antisemitische Charakter des Übergriffes negiert oder bagatellisiert wurde, bzw. die Staatsanwaltschaft das Verfahren einstellte, weil kein öffentliches Interesse gegeben sei.
Dass heute in Berlin mehr gemeldet wird als im übrigen Bundesgebiet ist zum einem der gestiegenen Anzahl von Übergriffen geschuldet, aber auch die Arbeit der Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus (RIAS) kommt zum Tragen: Vieles, was zuvor ungemeldet blieb, wird nun berichtet. Mit der Einsetzung der Antisemitismus-Beauftragten bei der Generalstaatsanwaltschaft Berlin, Frau Claudia Vanoni, ist die Hoffnung verbunden, dass es zu mehr Strafbefehlen und Anklagen kommt.
Die Studie, die bislang nur auf Englisch veröffentlicht ist, kann abgerufen werden unter https://fra.europa.eu/en/publication/2018/2nd-survey-discrimination-hate-crime- against-jews
jüdisches berlin
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