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EINE »JÜDISCHE HELDIN«
03.März 2014 | Beiträge – jüdisches berlin | Feiertage, Kultur, jüdisches berlin, Religion, Menschen
Rabbiner Daniel Alter über Purim, den Kampf zwischen Gut und Böse und die Königin Esther
In der Megillat Esther, der biblischen Geschichte von Purim, erschließen sich dem Leser eine Reihe von Dingen nicht gleich auf den ersten Blick. Purim ist vielleicht der fröhlichste Tag im jüdischen Kalender, mit Sicherheit symbolisiert Purim den ewigen Kampf zwischen Gut und Böse, mit dem so bitter nötigen Triumph des Guten am Ende.
Es ist ein sehr fröhlicher Tag, mit einer karnevalesk anmutenden Atmosphäre, mit Umzügen, Partys, Feiern, Kostümen und natürlich Essen und Trinken.
Da das Buch Esther das einzige des Tanach (der hebräischen Bibel) ist, in dem G“tt nicht direkt benannt wird bzw. nicht direkt eingreift, können wir fragen: Wer ist es, der das jüdische Volk vor der Vernichtung rettet? Wer ist eigentlich der wahre
Held der Purimgeschichte?
Vielleicht sehe ich mich bei der Suche nach unserem Helden einfach mal um, wie wir mit Purim umgehen?
Wenn ich dann auf unsere Kinder schaue und ihre Kostüme betrachte, dann stelle ich fest, dass ich noch nie ein Kind gesehen habe, dass zum Beispiel als Golda Meir verkleidet war, eine kleine Königin Esther dagegen sehe ich sehr oft. Daher denke ich, dass wir Esther zu Recht als unsere Heldin der Purimgeschichte und somit als »jüdische Heldin« ansehen können. Ganz abgesehen davon, dass wir heutzutage mit den Begriffen Helden und Heldentum kritisch umgehen, motiviert mich dies, einen Blick darauf zu werfen, wer und wie Esther, diese jüdische Heldin
der Purimgeschichte, eigentlich ist. Auf den ersten Blick sehe ich zunächst einmal die attraktive Siegerin eines Schönheitswettbewerbs, die mit einem nichtjüdischen Partner verheiratet ist, die offensichtlich an den – nicht unbedingt koscheren – Festivitäten am Hofe des Königs teilnimmt und von der nicht berichtet wird, dass sie die klassischen Mizwot, die für eine jüdische Frau vorgesehen sind, erfüllt oder wenigstens einen Teil ihrer Zeit dem Torastudium gewidmet hätte.
Für einen Rabbiner scheint Esther also nicht unbedingt der Prototyp einer jüdischen Heldin zu sein. Was macht sie also zur Heldin unseres Volkes? Zunächst einmal ist Esther ein gutes Beispiel für einen ganz normalen Menschen, der ebenso plötzlich wie unerwartet in die Situation gebracht wird, entweder etwas sehr Wichtiges und Gutes zu tun oder aber sich zurückzuhalten und nicht zu handeln und so dem Bösen seinen Lauf zu lassen. Aber als Esther schließlich vor den mächtigsten Menschen jener Zeit, den König von Persien tritt, um sich für ihr Volk einzusetzen, da riskiert sie ihr Leben. Esther wird in diesem Moment also zu einem Menschen, der sich besinnt, um schließlich im richtigen Moment das Richtige zu tun; sie ist die, die das Herz des Königs erobert, die am Ende zur Stimme ihres Volkes wird und den König Persiens, den Mann der Völker zerstören oder erretten kann, um seine Gunst bittet und diese auch gewährt bekommt. Was soll uns das sagen, was können wir vor diesem Hintergrund von Esther lernen? Für mich scheint die Lehre, die uns unsere »Volksheldin« erteilt, klar: Um ein jüdischer Held oder eine jüdische Heldin zu werden, muss ein Mensch kein großer Gelehrter oder Zaddik sein; denn ganz unabhängig davon, wer wir sind, wie unser Leben aussieht und wie wir mit unserem Judentum umgehen:
Wir alle – Sie, Du und ich – jedes Mitglied der jüdischen Gemeinschaft hat dieses Potential, das Potential Initiative zu ergreifen, zu handeln, das Richtige zu tun und so ein jüdischer Held oder eine jüdische Heldin unseres Volkes zu werden.
In diesem Sinne: Purim Sameach!
jüdisches berlin
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