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Ein Jahr Antisemitismus-Beauftrager der Gemeinde

01.Oktober 2018 | Beiträge – jüdisches berlin | jüdisches berlin, Politik, Aktivitäten, Gesellschaft

Eine BIlanz

Natürlich könnte man die Bilanz des letzten Jahres mit all den geschehenen antisemitischen Attacken füllen – seien es brennende Davidsterne, Angriffe auf jüdische Restaurantbesitzer oder Beschimpfungen an den Schulen. Die Jüdische Gemeinde zieht es jedoch vor, nicht nur auf all diese Vorkommnisse hinzuweisen und energische Maßnahmen anzumahnen, sondern Koalitionen gegen jeden Antisemitismus zu bilden. Auf Initiative des Gemeindevorstands fanden sich Akteure aus allen demokratischen Parteien, Organisationen, NGOs, Muslime und Christen am 25. April vor dem Jüdischen Gemeindehaus zur Solidaritätskundgebung »Berlin trägt Kippa« ein und trugen diese Aktion in die ganze Stadt weiter.
Aber auch auf politischer Bühne tut sich etwas. Die Bundesregierung nahm 2017 die erweiterte Antisemitismus-Definition der International Holocaust Remembrance Alliance an: »Antisemitismus ist eine bestimmte Wahrnehmung von Juden, die sich als Hass gegenüber Juden ausdrücken kann. Der Antisemitismus richtet sich in Wort oder Tat gegen jüdische oder nichtjüdische Einzelpersonen und/oder deren Eigentum sowie gegen jüdische Gemeindeinstitutionen oder religiöse Einrichtungen. Darüber hinaus kann auch der Staat Israel, der dabei als jüdisches Kollektiv verstanden wird, Ziel solcher Angriffe sein.« Dem folgten im Januar 2018 Beschlüsse des Deutschen Bundestages und im Mai 2018 des Abgeordnetenhauses von Berlin mit umfangreichen Maßnahmenkatalogen und Dr. Felix Klein wurde zum ersten Beauftragten der Bundesrepublik für jüdisches Leben und gegen Antisemitismus berufen.
Unterhalb dieser politischen Ebenen setzen die Aufgaben des Antisemitismus-Beauftragten der Gemeinde an – Kontakt mit Persönlichkeiten aus allen demokratischen Lagern aufzunehmen und mit ihnen zusammenzuarbeiten. Dazu zählt zum Beispiel der Austausch über antisemitische Vorfälle mit der Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus oder dem Zentrum für Kompetenz und Empowerment der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland. Dazu gehört auch die Erarbeitung von Strategien zur Antisemitismus-Bekämpfung, vor allem bei der Bildung: PädagogInnen müssen qualifiziert und in die Lage versetzt werden, präventiv Diskriminierungen entgegenzuwirken, Antisemitismus zu erkennen und zu benennen, damit sie intervenierend eingreifen können. Hier arbeitet Sigmount Königsberg mit der Landeszentrale für Politische Bildung und der Landesstelle für Gleichbehandlung – gegen Diskriminierung zusammen.
Ebenso wichtig ist die Zusammenarbeit mit muslimischen Partnern. Antisemitismus kann hier nur begegnet werden, wenn es gelingt, Koalitionen zu bilden. Muslimfeindschaft und -bashing führen dabei garantiert nicht zum Erfolg. Vielmehr muss der Diskurs mit muslimischen Communities auf Augenhöhe aufgenommen und deren Diskriminierungserfahrungen ernst genommen werden. Dies ist eine Chance, diese Menschen zu erreichen und Reflektionsprozesse in Gang zu setzen. Der Hashtag #metwo war in diesem Sommer ein guter Ansatz hierfür.
Jüdisches Leben wird zudem auch von rechtsextremistischen Kreisen massiv angegriffen. Der Hass, der uns entgegenschlägt, ist für Grund genug, an der Solidaritätsdemonstration #unteilbar am 13. Oktober um 13 Uhr am Alexanderplatz teilzunehmen.

Ein Jahr Antisemitismus-Beauftrager der Gemeinde