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»Du warst doch noch ein Kind«
01.Oktober 2014 | Beiträge – jüdisches berlin | Jugend
Jugendliche des Jüdischen Gymnasiums im Gespräch mit Jewish Child Survivors
»Jewish Child Survivor« werden jene ca. 150 000 genannt, die als Kinder den Holocaust überlebten. 325 von ihnen, ihre Kinder und Enkel trafen sich Ende August in Berlin zur 26. Jahreskonferenz ihres Weltverbandes (World Federation of Jewish Child Survivors of the Holocaust and Descendants).
In Berlin? Gerade in Berlin, hörte man die Teilnehmer der Konferenz immer wieder sagen, denn man bemühe sich schließlich um »Gerechtigkeit, Respekt und Frieden«, so das Motto der diesjährigen Konferenz. Üblicherweise bleiben die Teilnehmer unter sich, die Präsidentin der Föderation, Stefanie Seltzer, beschreibt das mit: »Wir weinen den ganzen Tag und wir tanzen die ganze Nacht.«
Trotz eines vollen Terminplans fanden einige die Zeit, sich mit Jugendlichen des Jüdischen Gymnasiums zu treffen und von ihrem (Über-)Leben zu erzählen.
Obwohl die Schülerinnen und Schüler im Laufe ihrer Schulzeit schon zahlreiche Zeitzeugen getroffen hatten, merkte man ihnen an, dass die Einladung zu dieser Konferenz für alle etwas Besonderes war. Im Hilton, wo die Konferenz stattfand, war das Eis schnell gebrochen, als Max Arpels Lezer, Vizepräsident der World Federation, und einer der Mitorganisatoren der Konferenz, die Jugendlichen begrüßte und mit ihren Gesprächspartnern bekannt machte. Schnell fanden sich kleine Gesprächsrunden zusammen, Geschichten über das Leben im Versteck, aber auch über die verlorenen Familien schwirrten durch den Raum. Betroffenheit und Mitgefühl, während Jacques Fein davon erzählte, dass er seine Eltern nicht kannte und erst nach über 40 Jahren das erste Bild von ihnen sah, wechselten mit gemeinsamen Gekicher über die erste Freundin oder die Bedeutung eines Schweizer Taschenmessers für jeden Jungen.
90 Minuten waren für das Treffen vorgesehen, aber die Fragen nahmen kein Ende und selbst beim gemeinsamen Mittagessen sah man jung und alt ins Gespräch vertieft.
Erstaunt reflektierten die 15- und 16jährigen am nächsten Tag, dass manche der »Child Survivors« jünger als sie selbst waren, als sie ihre Familie verließen und allein auf sich gestellt überleben mussten. »Außerdem haben wir bisher immer nur einem Zeitzeugen oder einer Zeitzeugin gesprochen, da vergisst man schnell, dass diese zwar von ihrem persönlichen Schicksal sprechen, aber doch symbolisch für Millionen stehen.«
Immer wieder tauchte die Frage auf, was die Holocaust-Überlebenden bewegt, nach Berlin zurückzukommen. Für viele war es der erste Besuch in Deutschland überhaupt.
Berlin und Deutschland sind von großer symbolischer Bedeutung für die Überlebenden der Schoa. Aber, so Stefanie Seltzer, das Erleben der positiven, anregenden Atmosphäre des neuen Berlin eröffne ihnen auch einen weiteren, neuen Aspekt im Umgang mit den Schatten der eigenen Vergangenheit.
jüdisches berlin
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