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Die Liebe zum Tanz
01.November 2011 | Beiträge – jüdisches berlin | Gemeinde, Aktivitäten
Natalja Mokk bringt Kindern und Jugendlichen seit zwanzig Jahren das Tanzen bei
Wenn man sich ein Ideal einer Tanzlehrerin live ansehen möchte, muss während einer Tanzstunde von Natalja Mokk an der Tür spionieren. Sie unterrichtet mit Freude, lässt Disziplin walten und hat einen ganz persönlichen Zugang zu jedem Kind. Und das trotz der vielen Kinder: sechs Gruppen im Alter von fünf bis 18 Jahren trainieren wöchentlich jeweils zwei Mal mit ihr. Die Nachfrage ist überaus groß, es existiert eine lange Warteliste, daher ist es sinnvoll, sich drei Jahre voranzumelden.
Im Umkleideraum sprechen die Eltern gern darüber, wie gut der Tanzkurs ihrem Kind tut: » Nataschas Unterricht ist für den Körper und für die Seele«, sagt eine Mutter. »Wir waren sehr froh, als es endlich klappte mit einem Platz.« Eine andere Mutter erzählt: »Meine Tochter malt gern, hat aber dabei eine Fehlhaltung entwickelt. Nach zwei Jahren in Nataschas Kurs hat sich nicht nur die Haltung deutlich verbessert, sie hat auch sehr gute Leistungen im Sportunterricht«. Überhaupt sprechen die Eltern viel miteinander, wenn sie auf ihre Kinder warten: über das Tanzen, über die Familie, die Schulen, Freizeitaktivitäten und Kochrezepte. Auf diese Weise entwickeln sich oft Freundschaften, die über Jahre halten und weit über das gemeinschaftliche Warten im Umkleideraum hinausgehen: diese Bekanntschaften sind ein kleiner Baustein der russisch-jüdischen Gesellschaftsstruktur Berlins.
Doch auch über diesen Rahmen wird hinausgegangen: die Kinder und Jugendliche der Tanzgruppe Hatikwa der ZWST sind beispielsweise bereits bei einem Empfang im Bundeskanzleramt aufgetreten. Die Choreographin und Tanzpädagogin Natalja Mokk leitet die Tanzgruppe der ZWST seit über zwanzig Jahren: »1990, noch im Kontingentflüchtlingswohnheim Hessenwinkel startete das Tanzprojekt, mit tatkräftigen Unterstützung von Benni Bloch von der Zentralwohlfahrtsstelle. Später hat man zwei Räume in der Oranienburger Straße speziell dafür eingerichtet, mit Spiegeln und Ballettstangen.«
Vor ihrer Einwanderung nach Deutschland lebte und arbeitete die Lehrerin in Sankt Petersburg, dort tanzte sie fast zwanzig Jahre auf der Bühne und sammelte damit genügend Erfahrungen, um in Berlin ein außergewöhnliches Projekt leiten zu können. Nataljas Tanzkurs ist eine Kombination aus gymnastischen Übungen, Ballettelementen und jüdisch-israelischen Volkstänzen. Die jüdischen Tänze hat sie bei einer der großen Meisterinnen des jüdischen Volkstanzes, Tirza Hodes, gelernt, in von der ZWST organisierten Weiterbildungsseminaren. Das alte und neue Wissen vermittelt Natalja mit großer Freude: über 1 000 Kinder und Jugendliche haben bei ihr das Tanzen gelernt. Einige tragen den Funken weiter – sie sind selbst professionelle Tänzerinnen geworden. Das Hatikwa-Ensemble ist für ein hohes tänzerisches Niveau bekannt, es vergehen kaum Feiertage oder andere wichtige Gemeindeveranstaltungen ohne einen Auftritt der Kinder. Außer der regelmäßigen Beteiligung an den Festveranstaltungen der jüdischen Gemeinde tritt das Ensemble auch bei Jüdischen Kulturtagen sowie bei Kulturveranstaltungen der Stadt Berlin auf.
Für die Eltern, Geschwister, Großeltern und Freunde der Tanzenden ist aber das jährliche Abschlusskonzert vor den Sommerferien der Höhepunkt. Der Große Saal der Jüdischen Gemeinde zu Berlin platzt aus allen Nähten, denn nicht weniger als 400 Besucher sind bei dieser Veranstaltung unterzubringen. Dabei begeistern die jungen Tänzerinnen mit gleichlaufenden temperamentvollen Schritten, anmutigen vielfältigen Gesten und das alles authentisch, be simcha – mit offenherziger Freude am Tanzen.
Es bleibt nur zu hoffen, dass »Hatikwa« weiterhin mit herrlicher Tanzkunst erfreuen wird und die Kinder und Jugendlichen ihre Kenntnisse, Erfahrungen und Bekanntschaften nutzen, um die Zukunft der Berliner Jüdischen Gemeinde aktiv mitzugestalten. Denn momentan gibt es ein Problem mit dem Boden im Tanzsaal. Der Architekt, der die laufenden Sanierungsarbeiten betreut, stellte eine Sicherheitsgefahr fest. Nataljas Unterricht wird nach den Sukkot-Feiertagen vorübergehend in die Sporthalle verlegt. Nach einer Dauerlösung wird noch gesucht und man hofft dabei auf die Unterstützung der Jüdischen Gemeinde.
Julia Konnik
jüdisches berlin
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